
4. Dezember
Kunst, Kultur und Sprache: Olga und Helga
4. Dezember
Kunst, Kultur und Sprache: Olga und Helga
Der Krieg in der Ukraine hat mich von Beginn an sehr betroffen gemacht. Ich habe einige Jahre in Polen gelebt und gearbeitet. Durch die gemeinsame Geschichte Polens und der Ukraine und weil ich einiges über das Land gelesen habe, fühle ich mich der Ukraine bis heute irgendwie verbunden.
Als 2022 die Geflüchteten zu uns kamen, bot ich bei einer Koordinationsstelle meine Hilfe an. Seit ich in Pension bin, habe ich auch Zeit für Engagement, und mein Bestreben war und ist es, etwas zurückzugeben, weil ich selbst viel Glück im Leben hatte. Ich empfinde es nicht als selbstverständlich, dass es uns – bei allen Problemen, die es natürlich auch gibt – hier in Österreich so gut geht. Mein Angebot damals ging vermutlich unter; ich wurde jedenfalls nie kontaktiert.

Im Patenschaftsprojekt „Malala im Museum“ der Caritas Steiermark sah ich dann eine gute Möglichkeit, mich einzubringen. So wurde ich schließlich mit Olga bekannt gemacht. Olga und ich hatten von Anfang an einen guten Draht zueinander, und inzwischen sind wir richtig gute Freundinnen geworden. Sie hat in relativ kurzer Zeit sehr gut Deutsch gelernt, ist äußerst bemüht und engagiert – und sie ist einfach ein richtig feiner Mensch.
Während ihrer Deutschkurse haben wir regelmäßig zusammen gelernt, und das empfand ich als sehr bereichernd. Einerseits war es schön zu sehen, wie sehr sich Olga bemüht, wie fleißig sie ist und welche Fortschritte sie macht. Andererseits habe auch ich viel gelernt – zum Beispiel, welche Dinge für uns in Österreich selbstverständlich sind, für Menschen aus anderen Ländern jedoch nicht. Oder wie schwierig (und manchmal unlogisch) Deutsch sein kann, wenn man es neu lernen muss. Außerdem machte es mir Spaß, mir zu überlegen, wie ich Wörter oder Situationen so erklären kann, dass Olga sie versteht. Das hat meine Kreativität wirklich angeregt.
Inzwischen hat Olga ein gutes Niveau an Deutschkenntnissen und einen Halbtagsjob. Trotzdem sehen wir uns regelmäßig und plaudern gerne miteinander. Wir nutzen auch immer wieder gemeinsam die Angebote der Caritas, zum Beispiel Museumsführungen und Workshops.
Wir beide gehen gerne im Wald spazieren und nehmen besonders gern die Möglichkeit von Jagati.org wahr, mindestens einmal im Monat tanzen zu gehen. Dieser Tanz mit Frauen ist nicht nur gut für die Fitness, sondern auch eine wunderbare Möglichkeit, sich Sorgen und Probleme vom Leib zu tanzen und wieder Freude und Lebenslust zu spüren. Für mich ist die Freundschaft mit Olga eine große Bereicherung, und ich bin wirklich dankbar, dass ich sie kennenlernen durfte. Ich kann jedem Menschen empfehlen, eine solche Kunst- und Kulturpatenschaft einzugehen, denn einen Menschen aus einem anderen Land kennenzulernen und schätzen zu lernen, ist eine wunderbare Möglichkeit, den eigenen Horizont zu erweitern.
Und für alle, die – wie ich – schon in Pension sind, noch ein Tipp: Gelebte Freundschaften sind gut gegen Demenz, und Engagement (in welcher Form auch immer) hält jung und fit.