Krautwaschl betont gemeinsame Sendung von Priestern und Laien
Kirche sollte mehr von der gemeinsamen Sendung von Priestern und Laien her gesehen werden, verfehlt sei es dagegen, "sich in gegenseitigen Definitions- und damit Abgrenzungsdebatten zu lähmen". Das hat der Grazer Bischof Wilhelm Krautwaschl am Mittwoch bei der Sommerakademie der Katholischen Männerbewegung (KMBÖ) unterstrichen und sich dabei auf Papst Franziskus berufen: "In der Enzyklika 'Laudato si' kommen die Begriffe Priester, Weihe oder Laie nicht vor. Der Papst legt die Sorge für das gemeinsame Haus allen Menschen guten Willens ans Herz - uns allen mit unseren je persönlichen Fähigkeiten." Krautwaschl appellierte an die Tagungsteilnehmer:
Ergreifen wir diese Verantwortung, ohne uns in Überlegungen zu verlieren, wer eigentlich wofür zuständig sein sollte oder könnte.
Der in der Österreichischen Bischofskonferenz für die Katholische Aktion und ihre Gliederungen zuständige Referatsbischof äußerte sich am Eröffnungstag der diesjährigen KMBÖ-Sommerakademie, die unter dem Titel "Mit Laienschaft" von 17. bis 20. Juli in St. Pölten stattfindet. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, wie Laienchristen ihre Aufgaben in der Kirche wahrnehmen. Im Neuen Testament komme der Begriff "Laie" gar nicht vor, erinnerte Krautwaschl, dort sei die Rede von "Brüdern und Schwestern", die in der kirchlichen Gemeinschaft ihre Charismen leben und einbringen können und Ämter übernehmen.
Alle getauften Christinnen und Christen sind laut katholischem Selbstverständnis Subjekt und Objekt der Kirche zugleich, wies der Grazer Bischof hin. Alle seien daher mitverantwortlich dafür, die Botschaft Jesu nach mehr als 2000 Jahren immer wieder neu mit Leben zu erfüllen: "Was heißt es hier und jetzt, Licht der Welt und Salz der Erde zu sein?" Jede und jeder Gläubige gebe darauf seine ganz persönliche Antwort. Krautwaschl bedauerte, dass die "Antworten der jeweils anderen oft wichtiger sind als die eigenen" und man mehr übereinander statt miteinander spreche - die Älteren über die Jungen, die Konservativen über die Liberalen: "Schubladen gibt es viele."
"Nicht nur mit sich selbst beschäftigen"
Für Bischof Krautwaschl ist "klar, dass eine Kirche, die sich nur mit sich selbst beschäftigt, ihre Aufgabe nicht erfüllt, nicht erfüllen kann". Nicht umsonst habe Papst Franziskus gemeint, ihm sei lieber, "man wirke aktiv in der Welt und mache auch Fehler, als ängstlich hinter verschlossenen Kirchentüren und hohen Klostermauern in trügerischer Sicherheit mit sich selber im Reinen zu sein". Krautwaschl forderte eine von Mut und Freude am Evangelium getragene Zusammenarbeit ein und appellierte mit einem Vergleich aus der Welt des Fußballs:
Spielen wir uns die Bälle gegenseitig zu statt Abseitsfallen aufzustellen, die letztlich den 'Zug aufs Tor', mit der Botschaft des Evangeliums die Welt von heute zu durchsäuern, dauerhaft verhindern.
Minderheit im Dienst der Mehrheit
Stefan Vesper, Generalsekretär des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), betonte als weiterer Referent bei der Tagung ebenfalls, dass das Wichtigste für Laienchristen nicht eine Anerkennung durch das kirchliche Amt sei, sondern Taufe und Firmung:
Durch die Taufe sind wir vollwertige Glieder des Volkes Gottes. Vollwertig, nicht minderwertig.
Auch Vesper zitierte Papst Franziskus, demzufolge die Laien "schlicht die riesige Mehrheit des Gottesvolkes" seien. In ihrem Dienst stehe "eine Minderheit. Die geweihten Amtsträger". Laien seien besonders dazu berufen, an jenen Orten und Verhältnissen zu wirken, "wo die Kirche nur durch sie das Salz der Erde werden kann".
Zur Rolle der Laien in der Kirche verwies der Vertreter des deutschen Laienchristenverbandes auf das 2. Vatikanische Konzil: Christen seien aus ihrem Glauben aufgerufen, sich als Kirche in die Gestaltung der Welt einzubringen, "solidarisch mit den Menschen dieser Zeit zu sein und den Dialog mit allen Menschen guten Willens zu suchen." Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken versuche diesem Auftrag gerecht zu werden.
Eröffnet wurde die bereits 33. Sommerakademie der Katholischen Männerbewegung mit einem Gottesdienst, den Bischof Krautwaschl und Pfarrer Andreas Jakober als geistlicher Assistent der KMBÖ leiteten. Deren Vorsitzender Ernest Theußl sagte bei seiner Begrüßung der 60 Teilnehmer, bei der viertägigen Veranstaltung solle im Geiste des Konzils und der Katholischen Soziallehre erkundet werden, "wie wir am zukünftigen Bild der Kirche mitarbeiten können". Bis zum Samstag referieren u.a. Magdalena Holztrattner, die Direktorin der Katholischen Sozialakademie Österreichs, Prof. Anton Grabner-Haider vom Institut für Philosophie der Uni Graz, der Salzburger Dogmatiker Prof. Hans-Joachim Sander sowie Michaela Quast-Neulinger vom Institut für Systematische Theologie an der Uni Innsbruck. (Info: www.kmb.or.at)
Quelle: kathpress