St. Pölten: Emmaus feiert Jubiläen von fünf Sozialeinrichtungen
Gleich fünf Einrichtungen der "Emmausgemeinschaft" St. Pölten haben heuer ein Jubiläum zu feiern: Im Rahmen ihres traditionellen Herbstfestes wurden an die Gründungen des Wohnheims Viehofen und des Hauses Kalvarienberg für wohnungslose Männer vor 30 Jahren, an jene des Frauenwohnheimes und der Jugendnotschlafstelle Compass vor 15 Jahren gedacht sowie an 20 Jahre "CityFarm", wo das Fest jüngst mit zahlreichen Ehrengästen stattfand, wie die Kirchenzeitung "Kirche bunt" in ihrer aktuellen Ausgabe berichtet.
Die "Emmausgemeinschaft" ist keine kirchliche Einrichtung, sondern eine Initiative von Christen, die sich im Geiste des Evangeliums engagieren. "Jeden Tag klopfen Menschen an unsere Türen und Herzen", sagte Emmaus-Geschäftsführer Karl Langer bei der Feier. "Den Himmel auf Erden gibt es scheinbar nicht, denn unsere Einrichtungen sind über die Jahrzehnte nicht überflüssig geworden." Langers Erfahrung: Obdachlosigkeit, Arbeitslosigkeit, eine psychische Erkrankung oder Suchterkrankung - die hauptsächlichen Gründe, warum Menschen zu Emmaus kommen - können "jeden jederzeit erwischen".
In den Emmaus-Einrichtungen machen die Hilfe suchenden Menschen dann häufig erstmals die Erfahrung, dass sie nicht ausgegrenzt werden, "sondern dass ihnen geholfen wird, dass sie dazugehören, dass sie wertvoll sind, Talente haben, eine Leistung bringen können und willkommen sind", berichtete Langer. Er höre oft Sätze wie "Ohne Emmaus wäre ich nicht mehr am Leben."
In Interviews mit dem Sprecher von Emmaus, Christian Veith, kamen beim Jubiläumsfest auch die einzelnen Leiter der Einrichtungen zu Wort. So berichtete u.a. Gabriele Kellner von der "CityFarm", dass dort derzeit rund 45 Menschen beschäftigt sind: Gäste sowie haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter. Die Ziele des arbeitstherapeutischen Emmaus-Tagesstättenbetriebes für vorwiegend psychisch erkrankte arbeitslose Männer und Frauen reichen von der Stabilisierung ihrer Gesundheit bis hin zur Vermittlung eines dauerhaften Arbeitsplatzes.
Anstoß gab Not von Haftentlassenen
Was 1982 als Traum eines einzelnen Mannes begann, wurde zur Wirklichkeit, weil viele diesen Traum teilten - betonte der heute pensionierte "Emmaus-Erfinder" Karl Rottenschlager. Als Caritas-Mitarbeiter war er damals im Gefängnis Stein in Krems als Sozialarbeiter tätig. Hautnah erlebte Rottenschlager mit, dass die Männer nach Haftentlassung ohne Unterkunft dastanden, berichtete "Kirche bunt". Fünf Mal habe er in Orten rund um St. Pölten Objekte für die Obdachlosen in Aussicht gehabt und fünfmal habe er in den Gemeinden gehört: "Das ist eine tolle Idee, aber bitte nicht bei uns." Beim sechsten Mal klappte es. Als erste Emmaus-Einrichtung wurde das Obdachlosenheim in St. Pölten gegründet.
Über 14.000 Menschen suchten seit der Gründung Hilfe bei Emmaus. Heute werden in den insgesamt acht Emmaus-Einrichtungen 320 Männer, Frauen und Jugendliche betreut - 155 MitarbeiterInnen und rund 100 Ehrenamtliche sind dort beschäftigt. Rottenschlager: "Was hier entstanden ist, habe ich nicht in den kühnsten Träumen geträumt."
Quelle: kathpress