Diözesansynode stellte Weichen in die Welt von heute
Der Erzdiözese Wien ist vor 50 Jahren bei ihrer der Diözesansynode "etwas sehr Großes im Sinne des Zweiten Vatikanischen Konzils gelungen" - nämlich die Erneuerung der Kirche in der Welt von heute, wie das Konzil sagt". Daran hat der emeritierte Wiener Weihbischof Helmut Krätzl, der als Pfarrer und später als Ordinariatskanzler an der Synode (1969 bis 1971) in der Lainzer Konzilsgedächtniskirche teilnahm, im Interview mit der Wiener Kirchenzeitung "Der Sonntag" erinnert. Das Ziel, das Kardinal Franz König als einer der Konzilsväter damit verfolgte, war die Umsetzung der bei dieser Weltkirchenversammlung von 1962 bis 1965 getroffenen Beschlüsse auf ortskirchlicher Ebene. Grundsätzlich sollte das synodale Wesen in der Kirche wieder belebt werden, so Krätzl.
Im Bemühen um eine "Verlebendigung der Gemeinden" hätten sich die rund 300 Synodenteilnehmer zunächst zwei sehr praktischen Themen zugewandt, nämlich der Liturgie und der Frage der Leitung. Die Eucharistie wurde nach den Worten Krätzls nicht mehr als ein Opfer verstanden, das der Priester für die Gläubigen Gott darbringt, "sondern sie ist die Versammlung des Volkes Gottes zum Gedächtnis an Tod und Auferstehung des Herrn". Die tätige Teilnahme der Mitfeiernden wurde durch Ministranten, Lektoren, Kantoren, Vorbeter und Kirchenmusiker zum Ausdruck gebracht, später folgte die Weichenstellung hin zur Hilfe bei der Kommunionspendung. Eine weitere wesentliche Neuerung in den Gottesdiensten war die Verwendung der Landessprache - auch abseits der Wortverkündigung. Und im Bewusstsein, dass die gesamte Gemeinde feiert, haben sich - so Krätzl - Volksaltäre in den Kirchen durchgesetzt.
Zur geteilten Verantwortung in kirchlichen Gremien sagte der Bischof, bis vor der Diözesansynode sei die Gemeindeleitung "allzu stark auf den geweihten Priester konzentriert" gewesen. Für mehr Breite sorgten die Beschlüsse zugunsten eines Pfarrgemeinderates anstelle des bisherigen Pfarrkirchenrates, weiters wurden Dekanats- und Vikariatsräte und schließlich ein Diözesanrat eingerichtet. Krätzl: "Zum Unterschied von früher wurden die Mitglieder nicht 'von oben' ernannt, sondern 'von unten' gewählt." Die Letztverantwortung des geweihten Priesters freilich blieb.
Zeitzeuge Krätzl erinnerte an das wegweisende Handbuch zur Synode mit fast 1.000 Beschlüssen. "Man hat damals beispielsweise auch an alle Berührungspunkte der Kirche mit der Gesellschaft, mit der Politik, mit der Kultur, Kunst und Wissenschaft gedacht. Da hätte man später intensiver weiterarbeiten müssen." Die Anteilnahme der kirchlichen "Basis" an diesem diözesanen Prozess sei bemerkenswert gewesen, führte der Weihbischof weiter aus. Die verschiedenen Reformthemen, die im Vorfeld der Diözesansynode in gedruckten Heftchen formuliert wurden, "sind in den kleinsten Pfarren, ich habe das als Pfarrer in Laa und Umgebung erlebt, diskutiert worden".
Mehrfache Jubiläen in der Erzdiözese
Die Erzdiözese Wien begeht das heurige Jahr 2019 als Doppeljubiläumsjahr "550 Jahre Diözesangründung/50 Jahre Vikariate-Gründung". Die Vikariatseinteilung geht auf die Diözesansynode zurück, die ebenfalls 1969 begann.
Am 18. Jänner 1469 errichtete Papst Paul II. mit der Bulle "In supremae dignitatis specula" die Diözese Wien. Sie ist seit 1722 Erzdiözese und hat seither eine Führungsrolle in der österreichischen Kirche inne. Auch bei den Katholikenzahlen - aktuell knapp 1,18 Millionen - ist Wien die Nummer Eins. Die Wiener Diözesansynode wurde 500 Jahre nach der Diözesangründung mit einer feierlichen ersten Session in der Konzilsgedächtniskirche eröffnet. Sie stand unter dem Gesamtthema: ''Dass die Gemeinschaft unseres Glaubens wirksam werde!''. Ziel war es, dass die Wiener Erzdiözese, wie zuvor das Konzil, "den Blick in die Zukunft richtet, ohne dabei zu vergessen, dass sie verwurzelt bleibt in der Überlieferung des Glaubens der Kirche, auf dem Fundament der Apostel und in einer 500-jährigen Geschichte". Mittlerweile ist diese Geschichte schon 550 Jahre alt.
Quelle: kathpress