Tiersegnung am Wiener Stephansplatz
Am Welttierschutztag (4.10.), dem Gedenktag des heiligen Franz von Assisi, findet am Wiener Stephansplatz am Freitag um 17 Uhr eine spezielle Segensfeier für Tiere statt. Diesen Ausdruck der christlichen Verbundenheit mit den Mitgeschöpfen nimmt Dompfarrer Toni Faber zum bereits zehnten Mal vor. Anlässlich des Jubiläums bietet die Dompfarre ein "tierisches Vorprogramm" für Kinder mit gratis Kutschenfahrten, eine speziellen Domführung rund um "Tiere im Dom" und eine Polizeihunde-Vorführung. "Die Tiere sind uns Menschen anvertraut, wir sollten sie hegen und pflegen", erklärte Dompfarrer Toni Faber im "Kathpress"-Interview. Faber ist auch Botschafter des laufenden Tierschutzvolksbegehrens.
Tierwohl stehe nicht über Menschenwohl, stellte Faber klar. Aber: "Wir werden dem Menschen nicht gerecht, wenn wir die Schöpfung ausbeuten und gleichzeitig macht die Menschenliebe auch nicht vor der Tierliebe halt", betonte der Wiener Dompfarrer.
Der Mensch habe von Gott den Auftrag bekommen, die Schöpfung zu erhalten. Diesem Maßstab werde aber selbst die Kirche nicht immer gerecht, mahnte Faber und verwies auf das teils unterrepräsentierte Themenfeld Tierethik. Dringend nötig sei eine artgerechte Tierhaltung, wie sie teilweise schon von Klöstern mit Bio-Landwirtschaft vorgelebt werde. Gefragt sei letztlich aber jeder Konsument, denn: "Es ist unverantwortlich, sich etwas im Restaurant hineinzustopfen, wenn man nicht weiß woher es kommt", kritisierte Faber und plädierte für einen bewussteren Umgang mit Lebensmitteln und "fleischfreie Tage".
"Dankbarkeit für die Schönheit der Schöpfung"
Egal ob Katze, Hund, Ziege oder gar Papagei - den kirchlichen Segen könnten sich am Freitag vor dem Stephansdom alle Tiere wie auch deren Besitzer holen, erklärte Faber. "Tiere sind oft die treuesten Begleiter der Menschen, die mit ihren Tieren teils eine Art Lebenssymbiose eingehen", so der prominente Seelsorger. Ihn verwundere es darum nicht, wenn Menschen an ihren Haustieren hängen, diese verwöhnen oder eben segnen lassen wollen.
Mit dem Tiersegen werde "Dankbarkeit für die Schönheit der Schöpfung und die Bitte um deren Bewahrung" ausgedrückt, erklärte die Dompfarre vorab. Dem "Tierpatron" Franz von Assisi (1181-1226) sei die "Wertschätzung der Schöpfung und der achtsame Umgang mit den Mitgeschöpfen" ein besonderes Anliegen gewesen. Beim Segensgebet wird Gott angerufen um "Schutz der Tiere vor allen Gefahren, damit der Nutzen und die Freude, die sie uns bereiten, uns zum Zeichen von Gottes Großzügigkeit und Liebe werden", erklärte Faber. Für Fiakerpferde, Esel, Ziegen und andere Tiere wird zudem hartes Brot gesegnet und dann als Futter gereicht. Statt des Tieres kann könne auch ein Foto oder ein mit dem Tier verbundener Gegenstand zur Segnung mitgebracht werden, informierte die Dompfarre.
Im Vorfeld der Tiersegnung findet von 15.15 Uhr bis 15.45 Uhr eine Gratis-Domführung unter dem Motto "Tiere im Dom - Geheimnisvolle Tierdarstellungen entdecken" mit Margareta Chwatal, Kinder-Domführerin in St. Stephan, statt. Danach stehen "Flotte Bienen am Dom - Die kathedrale Tierwelt in Kurzinterviews" im Fokus der Führung. Von 15.30 Uhr bis 16.30 Uhr bieten die Fiakerfahrer gratis Kutschenfahrten für Kinder an. Höhepunkt ist eine Polizeihunde-Vorführung am Stephansplatz ab 16 Uhr. Musikalisch begleitet wird das Vorprogramm vom Musikverein Rudolfsheim-Fünfhaus mit "Tierisch guter Blasmusik".
In der Kirche haben Tiersegnungen eine lange Tradition. Oftmals waren sie mit bestimmten Heiligen wie Leonhard oder Georg verbunden, wobei der Franziskus-Tag im Oktober ein besonders oft gewählter Termin ist. Der Tag ist bei den christlichen Kirchen auch der Schlusspunkt der sogenannten "Schöpfungszeit", die jährlich vom 1. September bis 4. Oktober dauert und in etlichen Diözesen mit Schwerpunkten zum Thema Umwelt und Schöpfung begangen wird.
Quelle: kathpress