Jürgen Partaj neuer Direktor der Hofmusikkapelle
Bundesminister Alexander Schallenberg hat Jürgen Partaj mit 9. Oktober 2019 zum neuen Direktor der Wiener Hofmusikkapelle (HMK) und damit zum Nachfolger des mit Ende August zurückgetretenen Walter Dobner bestellt. Die Position ist auf drei Jahre befristet.
Aufgabe der Wiener Hofmusikkapelle ist die Pflege der Kirchenmusik insbesondere durch exemplarische Aufführungen der österreichischen Tradition. Ihr künstlerisches Personal setzt sich zusammen aus Mitgliedern des Staatsopern-Orchesters und des Herrenchors der Wiener Staatsoper, den Wiener Sängerknaben, der Choralschola der Wiener Hofmusikkapelle sowie den Kapellmeistern und Organisten. 2018 verfügte die Hofmusikkapelle über ein Budget in der Höhe von etwa 1,4 Millionen Euro. Rund 22.000 Interessierte verfolgten in diesem Jahr die kirchenmusikalischen Aufführungen.
Jürgen Partaj wurde 1977 geboren. Er lernte Violine in Wien und absolvierte das Studium der Rechtswissenschaften (Schwerpunkt Kulturrecht), ist als Kulturmanager und Generalsekretär der "Neuen Wiener Stimmen" sowie als Lehrender an der mdw (IKM Universitätslehrgang Kulturmanagement) tätig.
HMK sollte Rechtspersönlichkeit werden
Sein Vorgänger Walter Dobner zog vor seinem Abgang eine Erfolgsbilanz über seine insgesamt sechsjährige Tätigkeit als HMK-Direktor der "ältesten musikalischen Institution des Landes", die zugleich eine der weltweit ältesten ihrer Art sei. Die Auslastung sei seit 2012 von 58 auf 91 Prozent gestiegen, die Einnahmen von 67 auf 90 Prozent - "und dies bei zurückgehendem Kirchenbesuch, wie es auch hierzulande der Fall ist", wie Dobner anmerkte. Ermöglicht sei "dieses selbst von Optimisten nicht erwartbare Ergebnis" nicht zuletzt durch die Zusammenarbeit mit dem Ticket-Unternehmen "Culturall" geworden, ungeachtet vorhergehender "Bedenken der Bürokratie", so Dobner. "Mit diesen Zahlen sollten diese endgültig ausgeräumt sein."
Dobner bedauerte zugleich, dass die HMK keine Rechtspersönlichkeit besitze. Aktivitäten seien "ohne Verein so gut wie ausgeschlossen". Es wäre begrüßenswert, "würden sich die Verantwortlichen endlich dazu durchringen können, der HMK eine neue rechtliche Konstruktion zuzugestehen - etwa gleich oder ähnlich der der Museen", wie der scheidende HMK-Direktor im Sommer anregte.
Jahrhunderte alte Tradition
Die Wiener Hofmusikkapelle blickt auf eine Jahrhunderte alte Geschichte zurück: Bereits unter dem Habsburger-Herrscher Friedrich III. (1415-1493) gab es eine deutsche und französische Kantorei. Sein Nachfolger, Kaiser Maximilian I. (1459-1519), ordnete 1498 die Anstellung eines Kapellmeisters, zweier Bassisten und sechs Sängerknaben an. Dieses Datum gilt als Geburtsstunde der HMK. Ihren Höhepunkt erlebte sie unter den komponierenden Kaisern Ferdinand III. (1608-1657), Leopold I. (1640-1705), Joseph I. (1678-1711) und Karl VI. (1685-1740). Maria Theresia (1717-1780) und Joseph II. (1741-1790) beschränkten die Tätigkeit der Hofmusikkapelle auf die Kirchenmusik.
Zu den bedeutenden Musikern der Wiener Hofmusikkapelle im 19. Jahrhundert zählen Franz Schubert, der als Sängerknabe wirkte, Anton Bruckner, der zwischen 1878 und 1892 Hoforganist war, und der den Wiener Philharmonikern besonders verbundene Dirigent Hans Richter, der von 1893 bis 1900 als Hofkapellmeister tätig war. Nach Ende des Ersten Weltkriegs wurde die Hofmusikkapelle dem Unterrichtsministerium unterstellt, seit 2014 gehört sie zum Bundeskanzleramt.
Wirkungsstätte der HMK, die auch Konzerte im In- und Ausland bestreitet und bei Festspielen gastiert, ist die Hofburgkapelle. Die im gotischen Stil erbaute ehemalige Hofkapelle inmitten der Wiener Hofburg wurde bereits im Jahr 1296 erstmals urkundlich erwähnt. (Info: www.hofmusikkapelle.gv.at)
Quelle: kathpress