Diözese Graz-Seckau vergibt Kunstpreis an Ulrike Königshofer
Die aus der Steiermark stammende Künstlerin Ulrike Königshofer ist mit dem diesjährigen Kunstpreis der Diözese Graz-Seckau ausgezeichnet worden. Die jetzt in Wien lebende und arbeitende Absolventin der dortigen Universität für angewandte Kunst erhielt die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung am Freitagabend im Kulturzentrum bei den Minoriten ("Kultum") aus den Händen des Grazer Diözesanbischofs Wilhelm Krautwaschl. Anwesend bei der Feier waren auch der für Kultur zuständige Grazer Bischofsvikar Heinrich Schnuderl, der Ressortleiter für Bildung, Kunst und Kultur, Walter Prügger und Vertreter der Kommunalpolitik. "Kultum"-Leiter Johannes Rauchenberger sprach wie auch Bischof Krautwaschl einführende Worte.
Die Jury, der auch das Künstlerduo "zweintopf" Eva und Gerhard Pichler - 2010 mit dem bisher letzten diözesanen Kunstpreis ausgezeichnet - angehörte, würdigte die 1961 in der Oststeiermark geborene Ulrike Königshofer für ihre gelungenen Versuche, "trockene Physik in eine poetische Phänomenologie zu transferieren". Sie berühre mit ihrer "wissenschaftskompatiblen Übersetzungsarbeit" zu Wahrnehmungsphänomenen von Zeit, Atmosphäre und Raum.
In der seit 11. September geöffneten Ausstellung der sieben steirischen Kunstschaffenden ist Königshofer mit einer Fotomontage der Sonne vertreten, die zugleich an einem Ort unter und am anderen aufgeht. Allen Exponaten gemeinsam sind die ebenso wissenschaftlichen wie ästhetischen Erkundungen der sichtbaren Welt, ihrer Schönheiten und Brüche.
Bischof Krautwaschl sagte in seinem Grußwort, die Kunst lote die Höhen und Tiefen des Lebens und des Planeten Erde je neu aus und bringe sie ins Bild, ins Wort oder in den Klang. Kirche und Kunst seien Partnerinnen darin, menschliches Leben und dessen Leid, Schmerz und Bedrohungen zu transzendieren. In diesem Zusammenhang erwähnte Krautwaschl den jüngsten feigen Mordanschlag auf die Synagoge in Halle (Deutschland) und bekundete den attackierten jüdischen Mitbürgern seine Betroffenheit und Solidarität. Den "gemeinsamen Gott" von Juden und Christen bitte er um seinen Segen "in einer Zeit, wo Radikalisierungen von Einzelnen Keile in unsere Gesellschaft treiben". Der Bischof weiter:
Gerade aber jedem Antisemitismus schwören wir mit jeder Faser unseres Denkens und Glaubens ab!
Kirche und Kunst würden durch ihre Transzendierung von Leid auch einen Dienst an der Gesellschaft leisten, "die oft erschöpft erscheint, ratlos, aufgewühlt". In der aktuellen Ausstellung im Kulturzentrum bei den Minoriten sei vieles davon spürbar.
Sinnlichkeit und Verantwortung
"Kultum"-Leiter Johannes Rauchenberger führte anschließend erst verbal, dann per pedes durch die Ausstellung mit dem Titel "Phantastisches Wissen, innerlich durchleuchtet" mit den Arbeiten der Bewerber für den diesjährigen diözesanen Kunstpreis. Das "berührende" Sonnenbild von Ulrike Königshofer zeige nicht nur eine gemeinsam erlebte Schönheit, sondern halte auch eine "gemeinsame Verantwortung für diese scheinbar so klein erlebte Erde" vor Augen. Das Feld sinnlicher Eindrücke sei in der aktuellen "Kultum"-Ausstellung reich bestückt, so Rauchenberger, und es reiche weit über diese Eindrücke hinaus - "hinein in ein Nachdenken über die Wahrnehmung und die Verantwortung unserer Welt".
Der Grazer Theologe und Kunsthistoriker erwähnte dazu auch die Arbeit von Wendelin Pressl, der durch Fernrohre einen Blick auf Flusssteine werfen lasse, die sich dann als wahrliche Planeten entpuppten. Markus Jeschaunig habe aus einem weißen Sandhaufen, der vor Jahrmillionen Meeresplankton war, unter großer Hitze beeindruckend schöne Glasbehälter gemacht. Dieser unumkehrbare Transformationsschritt vergegenwärtigt für Rauchenberger die akute Klimakrise:
Was wir heute tun, ist an der Kippe zum Unumkehrbaren, sagen uns die Klimaforscher. Es geht noch, aber wir müssen es jetzt tun.
Weitere Arbeiten stammen von Anita Fuchs, Max Frey, Alfred Lenz und dem "studio ASYNCHROME". Ihm sei es ein großes Anliegen gewesen, die Ausstellungseröffnung und Kunstpreisvergabe zu trennen, "damit von Anfang an auf alle ein Licht fällt. Jede und jeder dieser Beiträge ist preiswürdig", betonte der "Kultum"-Leiter.
Steiermark pflegt "Kultur und Glaube"
Rauchenberger erwähnte, dass der heuer erstmals nach neun Jahren wieder vergebene Kunstpreis auf das Jahr 1983 zurückgeht, als sich die Diözese Graz-Seckau zum Österreichischen Katholikentag den Schwerpunkt "Kultur und Glaube" setzte. Nicht zufällig, denn die Berührungsfläche zwischen diesen beiden Bereichen sei in der Steiermark seit jeher groß: Rauchenberger verwies auf die Verdienste der Katholischen Hochschulgemeinde mit dem damaligen Hochschulseelsorger Egon Kapellari in den 1960er-Jahren, auf den Theologieprofessor Philipp Harnoncourt und sein Engagement für eine nachkonziliare Liturgie und Kunst, auf das früher vom Künstlerpriester Josef Fink geleitete Kulturzentrum bei den Minoriten und auch auf den nunmehrigen Innsbrucker Bischof Hermann Glettler mit seinem vielfältigen Engagement in der steirischen Sakralkunst. All diese Genannten stünden stellvertretend für viele weitere Persönlichkeiten, die sich bis in die Gegenwart um den Dialog für Kultur, Kunst und Glaube bemühen. (Info: www.kultum.at)
Quelle: kathpress