
Wien: Tagung zum 400. Todestag von Laurentius von Brindisi
Mit einer international besetzten wissenschaftlichen Fachtagung wird vom 7. bis 9. November an der Universität Wien das Leben und Wirken des Heiligen Laurentius von Brindisi (1559-1619) beleuchtet. In Vorträgen und Workshops soll nicht nur das bewegte Leben des vor 400 Jahren verstorbenen vielseitigen Patrons der österreichischen Provinz des Kapuzinerordens und Gründer der meisten seiner Klöster beleuchtet werden. Durch den Blick auf seine Theologie in den Umbrüchen von Reformation und Gegenreformation soll auch die Frage beantwortet werden, warum sich die Auseinandersetzung mit dem 1881 heilig gesprochenen und 1959 zum Kirchenlehrer (doctor apostolicus) erhobenen Laurentius auch heute noch lohnt.
"Nach heutigen Maßstäben wäre er ein Spitzenmanager gewesen - und hat es trotzdem immer geschafft, Menschen das Wesentlich im Leben zu vermitteln und selbst in der Meditation zur Ruhe zu kommen", charakterisierte der Provinzial der Kapuziner Österreichs und Südtirols, Bruder Erich Geir, in einer Aussendung des Ordens den Heiligen.
Eröffnet wird die von den Ordensprovinzen Österreich-Südtirol, Deutschland und der Schweiz in Zusammenarbeit mit der Universität Wien ausgerichtete Tagung mit einem Gottesdienst in der Wiener Kapuzinerkirche unter Leitung von Provinzial Geir (7. November, 16 Uhr). Unter dem Titel "Laurentius von Brindisi: begabt, gefordert, begrenzt" wird dann der Schweizer Kapuziner Niklaus Kuster den thematischen Teil mit einem Festvortrag eröffnen (17 Uhr). An den folgenden Tagen stehen dann Vorträge und Workshops u.a. vom Wiener Kirchenhistoriker Prof. Thomas Prügl über das "Wiener Kapuzinerkloster im Kontext von katholischer Reform und Gegenreformation", von Prof. Gianluigi Pasquale (Lateranuniversität) über Laurentius als "Vordenker des heutigen Begriffs 'Heilsgeschichte'?" sowie von Prof. Jan-Bernd Elpert von der von den Kapuzinern getragenen Philosophisch Theologischen Hochschule Münster zum Thema "Der Mensch und die Philosophie in Predigten des hl. Laurentius" auf dem Programm.
Es folgen Workshops zur Vertiefung und schließlich am Samstag, 9. November, weitere thematische Vorträge u.a. über Laurentius als Kirchenlehrer heute. Alle Vorträge finden im Dekanatssitzungssaal der Katholisch-Theologischen Fakultät im Hauptgebäude der Universität Wien statt. Den Abschluss bildet ein Gottesdienst am 9. November um 12 Uhr im Wiener Stephansdom.
Höhepunkt im "Laurentiusjahr"
Die Tagung stellt außerdem einen der Höhepunkte im laufenden "Laurentiusjahr" dar. Am 21. Juli - dem offiziellen Gedenktag des Heiligen, der am 22. Juli vor 400 Jahren verstorben war - war das Laurentiusjahr offiziell mit einem Gottesdienst mit Bischof Wilhelm Krautwaschl in Leibnitz eröffnet worden. Weitere Gedenkfeiern fanden an dem Tag in Salzburg und Wiener Neustadt statt. Mit Verweis auf Laurentius bieten die Kapuziner zudem ganzjährig "stille Tage" in vier Klöstern - Neumarkt in Südtirol, Salzburg, Schruns-Gauenstein und Wiener Neustadt - an und veranstalten interne Weiterbildungen für die eigenen Mitglieder und Mitarbeiter.
Laurentius gilt als überaus spannende Persönlichkeit: Er war zugleich ein großer Organisator, mutiger Politiker und tiefer Mystiker, Wanderprediger und asketischer Mönch. Das Volk verehrte ihn schon zu Lebzeiten als "Il Santo" wie einen Popstar, sodass er sich zeitweise nur auf Schleichwegen oder verkleidet fortbewegen konnte. Am 22. Juli 1559 mit dem bürgerlichen Namen Guilio Cesare Russo in Brindisi geboren, trat er 1575 in den Kapuzinerorden ein, wurde hier bald Provinzial verschiedener Ordensprovinzen und später Mitglied des obersten Führungsgremiums des Weltordens. In dieser Funktion begleitete persönlich er die Gründung zahlreicher Klöster und brachte die Kapuziner nach Bozen, Feldkirch, Innsbruck, Salzburg und Wien.
Geistliche und weltliche Oberhäupter betrauten ihn mit diplomatischen Missionen. Zunächst in Italien, dann in Bayern, Österreich und Böhmen. So wird ihm etwa die Einigung der katholischen Liga (1609) ebenso zugeschrieben wie auch der Sieg über die osmanischen Truppen bei Stuhlweißenburg (1601/02), wo er sich als Feldprediger beteiligte. Zu Fuß und teilweise zu Schiff bereiste er halb Europa. 1602 bis 1605 wurde ihm auch das Amt des Generalministers - also die Leitung aller Kapuziner weltweit - übertragen. All diese Aufgaben hielten ihn nicht ab, in Advent und Fastenzeit Predigtdienste zu übernehmen und die Stille in Meditation und Gebet zu suchen. Immer wieder zog er sich auch für längere Zeit in abgelegene Klöster zurück.
Der Tod von Laurentius am 22. Juli 1619 - an seinem 60. Geburtstag, während einer diplomatischen Mission des Papstes in Lissabon - gibt Rätsel auf: Es wird vermutet, dass Gift im Spiel war. Der Kapuzinermönch wurde jedenfalls 1881 heiliggesprochen und schließlich 1959 zum Kirchenlehrer - der bislang einzige aus den Reihen seines Ordens - erhoben.
(Infos zur Tagung: https://laurentius2019.univie.ac.at Infos zum Festjahr insgesamt: www.kapuziner.at/laurentiusjahr)
Quelle: kathpress