Gemeinnützige Organisationen danken ihren Testamentsspendern
Rund 63 Millionen Euro - fast 10 Prozent des gesamten jährlichen Spendenaufkommens in Österreich - stammen aus Testamentsspenden. Die damit bedachten gemeinnützigen Organisationen, zusammengeschlossen in "Vergissmeinnicht - Die Initiative für das gute Testament", haben am Dienstag anlässlich des nahenden Allerseelen-Festes am Wiener Friedhof Südwest jener Verstorbenen gedacht, die "über das eigene Leben hinaus Gutes bewirkt" haben, wie es in einer Aussendung des "Fundraising Verbandes Austria" am Mittwoch heißt. "Testamentsspenden sind vielfach der Samen für Neues, Außergewöhnliches", erklärte "Vergissmeinnicht"-Initiator Günther Lutschinger. Dadurch werde mitgeholfen, wichtige Projekte der Zivilgesellschaft zu realisieren.
Auch viele kirchliche Organisationen sind Mitglieder von "Vergissmeinnicht", etwa die Caritas, die laut ihrem Jahresbericht 2018 rund 3,7 Millionen Euro aus Erbschaften einnahm, das Canisiuswerk, Missio, die evangelische Diakonie, die St.Elisabeth-Stiftung der Erzdiözese Wien oder Einrichtungen verschiedener Ordensgemeinschaften. Bei den Spendenzwecken liegen den Testamentsspendern allerdings besonders Tier- und Umweltschutz sowie Hilfe für Kinder und Jugendliche am Herzen, wie der Fundraising-Verband mitteilte.
Testamentsspender hätten für das Canisiuswerk jedenfalls eine enorme Bedeutung und würden Bleibendes für die nächsten Generationen schaffen, sagte Büroleiterin Elisabeth Grabner gegenüber "Kathpress". Solche Nachlässe trügen seit mehr als 100 Jahren dazu bei, dass das Canisiuswerk zahlreiche Menschen bei ihrer Suche nach Sinn und Berufung unterstützen kann. Bei diesen Spendern stehe der Nachhaltigkeitsgedanke besonders im Vordergrund, so Grabner:
Denn sie wollen über ihren Tod hinaus Zukunft mitgestalten und Bleibendes für die nächsten Generationen schaffen.
Wiener am offensten für Testamentspende
Über die häufigsten Gründe für ein gemeinnütziges Testament heißt es, bei knapp der Hälfte stehe der Wunsch im Vordergrund, über den Tod hinaus etwas Gutes zu bewirken. Bei kinderlosen Personen liege dieser Wert sogar bei 67 Prozent. Vier von zehn vom Fundraising-Verband Befragten konnten sich ein gemeinnütziges Vermächtnis aufgrund des persönlichen Bezugs zu einer Organisation vorstellen. Weitere Gründe seien "ein gutes Gefühl der Ordnung" oder die Vermeidung eines Nachlass-Streits unter den Angehörigen.
Auffallend sind die geographischen Unterschiede, wie bereit die österreichische Bevölkerung zu Testamentsspenden ist: Österreichweit können sich das 13 Prozent der Menschen vorstellen, Wien liegt mit 22 Prozent im Bundesländervergleich an erster Stelle knapp vor Salzburg (21%), am niedrigsten ist die Bereitschaft in Vorarlberg. Der Wissensstand um die Möglichkeit einer Testamentsspende ist ebenfalls in Wien am größten (82 Prozent der Bevölkerung ab 40 Jahre). Besonders hoch ist die Bereitschaft zur Testamentsspende in den Städten, vergleichsweise gering hingegen im ländlichen Raum.
Um den Informationsbedarf zum Thema Testament und Erben zu bedienen, informiert die Initiative Vergissmeinnicht in Kooperation mit der Österreichischen Notariatskammer über die Wichtigkeit einer Testamentserstellung und die Möglichkeit, im Testament neben Angehörigen auch eine gemeinnützige Organisation zu berücksichtigen. Liegt kein Testament vor und sind auch keine gesetzlichen Erben vorhanden, fällt die Erbschaft automatisch an den Staat.
Quelle: kathpress