Neuer Kinofilm über christliches Fresko in albanischer Moschee
Eine Moschee als Kirche, eine Kirche als Moschee: Im mehrfach ausgezeichneten Film "Ein Licht zwischen den Wolken" erzählt Regisseur und Drehbuchautor Robert Budina mit großer Poesie die Geschichte des Hirten Besnik (Arben Bajraktaraj) und der Entdeckung eines christlichen Freskos hinter dem Wandverputz einer Moschee. Budina sei ein "sehenswerter, ruhiger Film gelungen, der vielschichtig um das Zusammenleben der Religionen kreist", lobte die Wiener Kirchenzeitung "Der Sonntag" (Ausgabe 10. November). Auch religion.orf.at spricht "eine unbedingte Empfehlung" für all jene aus, "die europäisches Kino abseits des Mainstreams schätzen".
Ausgangspunkt der Handlung: ein Bergdorf, abgelegen in der rauen Hochgebirgs-Idylle Albaniens. Nach einer Eingebung untersucht der als Sonderling bekannte Ziegenhirte Besnik die Wand der Dorfmoschee. Dabei entdeckt er ein altes christliches Fresko. Besnik selbst ist dank seiner katholischen Mutter, dem kommunistischen Vater und der muslimischen sowie orthodoxen Schwiegerfamilie an Kompromisse in Glaubensfragen gewöhnt - die Dorfgemeinschaft jedoch nicht. Das freigelegte Gemälde spaltet die einfach lebenden Bevölkerung.
Eine Moschee mit christlichem Fresko - Restauratorinnen aus der Großstadt werden beauftragt die Malerei zu begutachten. Ihr Resümee: Das Gemälde stammt aus der osmanischen Zeit, als Sakralräume wie die Dorfmoschee offiziell einmal in der Woche als Kirche genutzt werden durften. Die Erkenntnis der Kunstexperten führt zu Unruhe unter den Dorfbewohnern. Pilger beginnen das neu entdeckte Kunstwerk zu besuchen, die muslimische Dorfgemeinschaft fühlt sich ihrer Gebetsstätte beraubt. Frauen ohne Kopftuch, eine Messe in der Dorfmoschee sind für die muslimischen Bewohner undenkbar. Aufgebrachte Diskussionen münden in Streit, während der Hirte Besnik versucht, das Gemeinsame vor das Trennende zu stellen - ein Balanceakt zwischen Tradition und Toleranz. Ob das friedliche Miteinander im albanischen Bergdorf wiederhergestellt werden kann bleibt offen.
Idee entsprang Privatleben des Regisseurs
Angeregt wurde die Filmidee laut Regisseur Budina durch seine Frau, wie er im Interview mit Film-Rezensionen.de erklärte: "Ich bin ein Orthodoxer und meine Frau ist Muslimin, auch wenn wir nicht praktizieren. Und meine Frau regte an, dass wir aus diesem Thema mehr machen könnten." Grundlage des Films sei eine alte albanischen Erzählung. "Da war eine Kirche, die zerstört und danach von der Armee als Kaserne genutzt wurde. Später baute man dort eine Moschee", berichtete Budina. Da die Katholiken nun keine Kirche mehr hatten, boten die Muslime ihnen an, die Moschee an einem Tag der Woche für sich zu nutzen. Fazit des Regisseurs: "Es ist nicht die Religion an sich, die Menschen trennt."
Für Stefan Lorger-Rauwolf, Theologe und Leiter des Bereichs "Interkulturelles, Interreligiöses und Weltanschauungsfragen" der Erzdiözese Wien, macht der Film deutlich, wie leicht es zu Missverständnissen zwischen den Religionsgruppen kommt und welche Bilder man vom anderen im Kopf hat, wie er dem "Sonntag" sagte .
"Ein Licht zwischen den Wolken" zeigt in 83 Minuten mit einfachen, aber wirkungsvollen Mitteln das fragile Gleichgewicht zwischen Glaubensgemeinschaften. Vereinfacht dargestellt im Mikrokosmos eines Bergdorfes schafft Regisseur Budina eine universell gültige Geschichte mit Aktualitätsbezug und einer Bildsprache, die berührend und beeindruckend zugleich ist. Ab sofort ist der beim Filmfestival in Prishtina ausgezeichnete Spielfilm in mehreren Programmkinos in Österreich zu sehen.
Quelle: kathpress