"Die Furche": Mit Qualität und Innovation neue Leser gewinnen
"Die Furche" will mit Qualität und Innovation neue Leser gewinnen. Konkrete Schritte, die in diese Richtung führen sollen, stellte Doris Helmberger-Fleckl, seit August erste Chefredakteurin der traditionsreichen Wochenzeitung am Mittwochabend bei einem Jour Fixe des "Verbandes katholischer Publizistinnen und Publizisten Österreichs" vor. Veränderungen gibt es seit der feierlichen Präsentation der "Furche" am 24. Oktober im Wiener Museumsquartier bei der Printausgabe - sie umfasst jetzt mit "Journal", "Kompass" und "Feuilleton" drei Bücher statt nur eines - und vor allem durch Digitalisierung: Im Internet sind nun mithilfe eines "Navigators" ausgewählte Artikel aus dem reichhaltigen Archiv des Blattes zugänglich.
Immer wieder treffe sie auf Personen, die "Die Furche" bisher nicht kannten und über ihre Qualität und geistige Breite positiv überrascht sind, erklärte Helmberger-Fleckl. Zusammen mit Geschäftsführerin Nicole Schwarzenbrunner, der zehnköpfigen Redaktion und den fünf in der Produktion tätigen Mitarbeitern wolle sie die Zahl der Abonnenten von derzeit rund 10.000 deutlich steigern. Aktuell spricht die Chefredakteurin von "60.000 bis 70.000 Lesenden". Der "Styria"-Medienkonzern, dem "Die Furche" angehört, habe die Neuausrichtung der Wochenzeitung tatkräftig unterstützt, "jetzt muss es funktionieren". Es gelte die "Sichtbarkeit" des 1945 gegründeten Mediums zu erhöhen, wie die seit 20 Jahren bei der "Furche" redaktionell tätige Chefredakteurin sagte.
"Eine Cashcow waren wir nie", meinte Helmberger-Fleckl im Blick auf die immer wieder von Einstellungsgerüchten begleitete Blattgeschichte. Aber Styria-Media-Group-Vorstandsvorsitzender Markus Mair habe bei der Präsentation im Oktober nicht umsonst den im Sommer verstorbenen langjährigen Vorstandsvorsitzenden des "Katholischen Medien Vereins Privatstiftung" sowie Styria-Aufsichtsratsvorsitzenden Johann Trummer zitiert, der "Die Furche" als sinnbildlich für das Profil des gesamten Styria-Konzerns bezeichnete: Qualitätsjournalismus mit weitem Horizont, basierend auf christlichen Werten. Sie wolle alles dafür tun, dass diese Wertschätzung auch zu entsprechender Leser-Resonanz führe, so Helmberger-Fleckl.
Profil als "Diskursblatt" schärfen
Die Chefredakteurin erläuterte die Details der "Furche"-Neuaufstellung: Das dreigeteilte, 24 Seiten umfassende Blatt biete nunmehr das "Journal" mit der Aufmachergeschichte und Aktuellem aus heimischer Politik und Internationalem; im "Kompass" seien Themen z.B. aus Religion und Ethik verortet, "die Orientierung bieten", sowie eine neue "Diskurs"-Doppelseite, die Meinungselemente wie das innerredaktionell bespielte "Pro und Contra" bietet. Und schließlich das "Feuilleton", in dem zur Kultur auch verstärkt Wissenschaftliches treten soll. Laut der Chefredakteurin soll das Profil der "Furche" als "Diskursblatt" geschärft werden; ihr "zugegeben hoher" Anspruch sei es, dass die Abonnenten in jeder Ausgabe drei Geschichten vorfinden, die es wert sind, gelesen zu werden, weil sie durch einen "neuen Gedanken" fesseln.
Im Internet können Interessierte auf einer Zeitlinie aktuelle "Furche"-Artikel mit jenen der letzten 20 Jahre zum selben Thema abrufen, erklärte Helmberger-Fleckl weiter. Sie selbst habe es zuletzt spannend gefunden, wie aktuell etwa eine Diskussion im Jahr 2002 zwischen VP-Vizekanzler Josef Riegler und dem Grünabgeordneten Andreas Wabl vor dem Hintergrund der türkisgrünen Koalitionsverhandlungen sei, oder wie "Terror-aufgeladen" die heutige Islam-Debatte im Vergleich mit jener vor 20 Jahren wirke. Im Endausbau sollen alle 90.000 Papier-Seiten, die das Furche-Archiv umfasst, digital zugänglich sein. Darin sei Zeitgeschichte durch vielen "große Köpfe" abgebildet, die seit 1945 für "Die Furche" schrieben: darunter Friedrich Heer, Vaclav Havel, Kardinal Franz König, Ilse Aichinger oder Elfriede Jelinek. Auf der neu gestalteten Furche-Website www.furche.at finden sich aber auch brisante Beiträge aus den aktuellen Ausgaben.
Diese Digitalisierungsoffensive soll laut Helmberger-Fleckl vermehrt junge Leser ansprechen, um die man sich auch durch Werbemaßnahmen auf sozialen Netzwerkplattformen, Podcasts oder Sponsor-Abos in 7. und 8. Klassen höherer Schulen bemühe.
Ob bei der Neuausrichtung auch der Name der "Furche" zur Disposition stand, der Assoziationen zu einem Bauernbund-Medium wecke, wurde die Chefredakteurin gefragt. Nein, der Name bleibe, so ihre Antwort. Die heutigen internetaffinen Jungen würden den Agrarkonnex von "Furche" ohnehin nicht mehr im Blick haben. (Infos: www.furche.at)
Quelle: kathpress