ORF feiert 50 Jahre TV-Religionssendung "Orientierung"
Der ORF feiert mit der Religionssendung "Orientierung" sein dienstältestes Fernsehmagazin - und die Spitzen der Kirchen und Religionen feiern mit: Beim Jubiläumsfest zum 50. Geburtstags der Sendung konnte ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz am Montagabend Kardinal Christoph Schönborn an der Spitze der zahlreich erschienenen Kirchen- und Religionsvertreter im ORF-Zentrum am Wiener Küniglberg begrüßen. Zuvor hatte erstmals mit allen gesetzlich anerkannten Kirchen und Religionsgesellschaften ein Stakeholder-Gespräch auf Einladung der ORF-Spitze stattgefunden. Dabei hatte Wrabetz auch über die geplanten organisatorischen Änderungen im ORF berichtet und erklärt, dass es künftig eine einzige multimediale Religionsabteilung mit Standort Küniglberg geben werde.
"In einer immer komplexeren Welt brauchen wir gemeinsame Plattformen, die als Zusammenhalt der Gesellschaft fungieren, und Formate, die Orientierung geben, wie es die 'Orientierung' - im wahrsten Sinne des Wortes - seit 50 Jahren tut", so ORF-Generaldirektor Wrabetz vor zahlreichen Gästen. Der ORF verstehe sich als Plattform für den Diskurs über Religionen und Glauben. Hierbei sei es ein Anliegen des ORF, religiöse Vielfalt abzubilden.
Rund 1,7 Millionen Menschen hätten im vergangenen Jahr zumindest ein Mal die "Orientierung" gesehen, führte Wrabetz aus, der weitere Zahlen nannte: Rund 100 Programmstunden biete das Fernsehen mit den Sendungen "Orientierung", "kreuz und quer', "Was ich glaube", "Religionen der Welt", "FeierAbend" und den Gottesdiensten. Hinzu kämen mehr als 180 Programmstunden im Radio und rund 4.400 Storys auf religion.ORF.at sowie die Medienarchive auf der ORF-TVthek. Die "Orientierung" biete seit 50 Jahren "erstklassigen öffentlich-rechtlichen Journalismus" und behalte auch künftig "Gültigkeit und Wichtigkeit".
Die interimstische Leiterin der ORF-Hauptabteilung, Barbara Krenn, unterstrich, dass in Zeiten von Fake News ein unabhängiger und kritischer Religionsjournalismus wichtig bleibe. Die "Orientierung" habe sich schon bald nach ihrem Sendungsstart in diese Richtung weiterentwickelt und die anfängliche Fokussierung auf die katholische Kirche auf alle anerkannten Kirchen und Religionen hin ausgeweitet. "Respektvolle Nähe und kritische Distanz" seien dabei leitend.
Für Schönborn "guter Journalismus"
Lob zollte Kardinal Schönborn in einem schriftlichen Statement der "Orientierung": "Die Religionsberichterstattung im ORF ist guter Journalismus: wertschätzend und sachkundig, kritisch, ohne dabei Vorurteile zu fällen", so der für Medien in der Bischofskonferenz zuständige Wiener Erzbischof. Dank der hohen Kompetenz der Religionsjournalisten im ORF werde die "Orientierung" seit 50 Jahren ihrem Namen gerecht, wenn es um aktuelle Ereignisse und Trends in den Religionen und Glaubensrichtungen geht. "Ich bin dankbar, dass es in Österreich eine solche Sendung gibt, die ihren festen Platz im Sendeschema des ORF hat", so der Kardinal.
Festredner der Jubiläumsveranstaltung war der römisch-katholische Theologe und Philosoph Peter G. Kirchschläger, Leiter des Instituts für Sozialethik an der Universität Luzern. Der Sohn des Bibelwissenschafters Walter Kirchschläger und somit Enkel des bereits verstorbenen früheren österreichischen Bundespräsidenten Rudolf Kirchschläger hielt dabei ein kraftvolles Plädoyer für die "Menschenwürde aller Menschen": Sie sei der alles verbindende Maßstab nicht nur im Religionsjournalismus, sondern auch in aktuellen Herausforderungen durch Digitalisierung, Künstliche Intelligenz und Robotik. Im Blick auf sie sollten alle gesellschaftlichen Institutionen ihre Gestaltungsverantwortung wahrnehmen und Regeln schaffen, die das technisch Mögliche im Blick auf die "Menschenwürde aller Menschen" begrenzen. Religionen sollten die Menschen bei den Veränderungsprozessen begleiten und sinnstiftend wirken.
Unter den zahlreichen Festgästen waren neben Kardinal Schönborn der altkatholische Bischof Heinz Lederleitner, Oberrabbiner Paul Chaim Eisenberg, Rabbiner Schlomo Hofmeister, der Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich, Ümit Vural, der Präsident der Österreichischen Buddhistischen Religionsgesellschaft, Gerhard Weißgrab, Bischofskonferenz-Generalsekretär Peter Schipka, Caritas-Präsident Michael Landau und Diakonie-Direktorin Maria Katharina Moser. Seitens der ORF-Gremien waren Stiftungsrat Alfred Trendl und die Publikumsräte Herbert Beiglböck und Martin Schenk anwesend.
Das dienstälteste TV-Informationsmagazin des ORF wurde am 27. Jänner 1969 erstmals ausgestrahlt. Über die Jahre prägten Fernsehverantwortliche wie Anton Fellner oder Sendungsmoderatoren wie Peter Krön, Hubert Feichtlbauer, Herbert Weissenberger, Doris Appel und Christoph Riedl das Magazin. Wichtige Entwicklungsschritte haben auch Peter Pawlowsky und Gerhard Klein als Hauptabteilungsleiter geleistet. Für die aktuelle Programmierung der "Orientierung" zeichnet seit 2003 Norbert Steidl verantwortlich.
Moderiert wird das Religionsmagazin jeweils am Sonntag um 12.30 Uhr in ORF 2 von Sandra Szabo. Im Durchschnitt erreicht die "Orientierung" etwa 100.000 Zuseher, was einem Marktanteil von rund zehn Prozent entspricht. Wiederholungen der jeweiligen Sonntagsausgabe werden auch auf ORF III und im Programm von ARD ALPHA ausgestrahlt.
Quelle: kathpress