Patriarch Absi plädiert für Ende der Syrien-Sanktionen
Der melkitische Patriarch Yousif Absi hat an die Kirchen appelliert, sich verstärkt für ein Ende der westlichen Sanktionen gegen Syrien einzusetzen. Das syrische Volk würde furchtbar darunter leiden, sagte Absi im Interview der Nachrichtenagentur "Kathpress" in Wien. Der Patriarch befindet sich noch bis Samstag auf Österreich-Besuch.
Mehr Hilfe für sein Land und vor allem auch für die christliche Minderheit seien dringend von Nöten, betonte der Patriarch, damit nicht noch mehr Christen Syrien verlassen. Die Melkitische Kirche in Syrien bemühe sich nach Kräften, den eigene Leuten zu helfen, "doch unsere Mittel sind sehr begrenzt", so Absi. Viele Auswanderer würden sich auch in der westlichen säkularisierten Welt, in der der christliche Glaube keine allzu große Rolle mehr zu spielen scheint, nur schwer zurecht finden.
Die Melkitische Griechisch-Katholische Kirche ist eine der bedeutendsten katholischen Ostkirchen des byzantinischen Ritus. Die Melkiten feiern die byzantinische (griechische) Liturgie in der arabischen Sprache. Die Kirche ist weltweit in 22 Diözesen organisiert, 16 befinden sich im Nahen Osten sechs in der sogenannten "Diaspora" (konkret in den USA, Kanada, Brasilien, Argentinien, Venezuela und Australien). Dazu kommen vier Exarchate, u.a. in Mexiko und in der Türkei (Istanbul). In Europa gibt es sieben größere und kleinere melkitische Gemeinden, darunter eine in Wien. Der Patriarch hat seinen Sitz in der syrischen Hauptstadt Damaskus.
Es sei für seine Kirche sehr schwierig, die eigenen Gläubigen seelsorglich zu betreuen, räumte Patriarch Absi im "Kathpress"-Gespräch ein. Dazu fehlten ihm vor allem die Priester. Für viele Melkiten sei es nicht möglich, in einer akzeptablen Nähe einen Gottesdienst im eigenen Ritus zu besuchen. Als Angehörige der katholischen Kirche sei es deshalb naheliegend. einfach in einer römisch-katholischen Pfarre unterzukommen. Dafür und für die vielfache weitere Unterstützung durch die Römisch-katholische Kirche sei er auch sehr dankbar, so der Patriarch; gleichwohl sorge er sich mitunter um die Bewahrung der eigenen byzantinischen melkitischen Liturgie.
Im Zuge seines Österreich-Besuchs machte Patriarch Absi am Mittwoch in Salzburg Station. Er traf mit Erzbischof Franz Lackner, Weihbischof Hansjörg Hofer und Landeshauptmann Wilfried Haslauer zusammen. Im Anschluss folgte eine Besichtigung des Byzantinischen Gebetszentrums und der St.-Markus-Kirche, wo die ukrainisch griechisch-katholischen Gläubigen in Salzburg ihre Gottesdienste feiern.
"Was wir als Orientalen wollen, ist Fairness"
Begleitet wird der melkitische Patriarch bei seinem Österreich-Besuch u.a. von Erzbischof Robert Rabbat, der der melkitischen Kirche in Australien vorsteht. Rabbat hatte bei einem Festakt am Dienstag in Wien einen bewegenden Appell an die Katholiken im Westen formuliert, auch den orientalischen Christen die Möglichkeit zu geben, ihre Geschichte und ihre Sicht der Dinge zu erzählen. Im Westen gebe es im Blick auf den Nahen Osten eine sehr "einseitige" Sicht:
Ganz abgesehen davon, dass Jesus Christus in Bethlehem geboren wurde, niemand denkt daran, dass der Heilige Paulus aus unserer Gegend kam, dass Damaskus die älteste Stadt der Welt ist und dass Abraham aus Ur in Mesopotamien aufbrach, um den Willen Gottes zu erfüllen.
Die nahöstlichen Christen hätten mitunter das Gefühl, wie andere Orientalen auch als "zweitrangig" behandelt zu werden. Er sei Doppelstaatsbürger der USA und des Libanon, sagte der Bischof, er könne aus eigener Erfahrung berichten:
Wenn ich am Flughafen den US-amerikanischen Pass herzeige, werde ich durchgewinkt, wenn ich den libanesischen Pass vorweise, kann es schon vorkommen, dass ich beiseite gebeten werde und eine hochnotpeinliche Untersuchung und Befragung beginnt.
"Was wir als Orientalen wollen, ist Fairness", sagte Bischof Rabbat:
Natürlich werden bei uns viele Fehler gemacht, das stimmt. Aber muss man uns deswegen so abqualifizieren? Man könnte sich auch daran erinnern, dass Europa durch die Vermittlung der orientalischen Christen die Schätze der antiken Wissenschaft aus dem Nahen Osten empfangen hat.
Immer wieder gebe es das Gefühl, dass Menschenrechte gewissermaßen nur den Menschen des Westens zustehen, so Rabbat: "Das schmerzt und verletzt uns".
Quelle: kathpress