Theologie in Fußballstadion, Szenebar, Markthalle auf "YouTube"
Eine "Theologie, die ihren Ort am Schreibtisch, in Hörsaal und Seminarraum verlässt" und sich an bisher ungewöhnliche Orte wagt - das ist die Idee hinter einer neuen Kurzfilmreihe, die ab 8. Dezember auf dem Videoportal "YouTube" zu sehen ist. Wie der Innsbrucker Pastoraltheologe Christian Bauer auf der Website https://feinschwarz.net über sein "theologisches Outdoor-Projekt" ankündigt, soll im Zweiwochentakt immer sonntags ein neues Video online gestellt werden, das jeweils an einem anderen Ort, zum Inhalt passenden Ort aufgenommen wurde: Fußballstadion und Szenebar, Tankstelle und Kirchenkrypta, Fitnessstudio und Markthalle, Sternwarte und Kreisverkehr, Straßencafé und Flussufer, Graffitomauer und Skisprungschanze.
Der dafür eingerichtete YouTube-Kanal mit dem Titel "Theologie am Andersort" sei eine Frucht seines ersten Forschungs-Freisemesters, berichtete Bauer. Gemeint sei eine "explorative" Theologie, die abseits gewohnter Schauplätze "hinaus auf die Straße" und "hinein ins 'wirkliche' Leben" geht. Und das heiße heute auch "hinein ins Internet". Die geplante Filmreihe solle genau dort ein Gespräch eröffnen, denn, so Bauer: "Theologie ist keine Einbahnstaße."
In seinem "feinschwarz"-Vorbericht nennt der Pastoraltheologe das Zweite Vatikanische Konzil, Papst Franziskus und auch den "Meisterdenker" Michel Foucault als Inspirationsquellen: Vom französischen Philosophen stamme der Begriff der "Andersorte" bzw. "Heterotopien" für befremdliche und auch faszinierende "Orte wirklicher Möglichkeiten", das an einem 8. Dezember - es war 1965 - beendete Konzil mit seiner Öffnung für die Welt brachte nach den Worten des Papstes aus Argentinien eine "Aktualisierung des Evangeliums aus der Perspektive der gegenwärtigen Kultur". Franziskus' Aufforderung zu dieser "irreversiblen Erneuerungsbewegung": "Jetzt muss man vorangehen."
Ist nicht Kirche schon ein "Andersort"?
Bauer nahm dies ganz wörtlich und merkte zu den "Andersorten" selbstkritisch an: Bahnhöfe, Fußballplätze, Arztpraxen, Nachtclubs und Tattoo-Studios seien für die meisten Menschen "ganz normale Orte"; in Wahrheit seien ja Kirchengebäude, Pfarrzentren und Theologische Fakultäten für viele Zeitgenossen längst die wahren "Andersorte" geworden - "aus der Zeit gefallene 'Aliens' in der sozialen Topographie unserer Gesellschaft".
Bereits gedreht sind laut Bauer Episoden der ersten Kurzfilmstaffel zu Themen wie "Fußball - theologisch mehr als eine Quasireligion?", "Heimat - geht das auch im Plural?" oder "Heiliger Geist - was verleiht Flügel?". Weitere Filmideen befänden sich bereits "in der Pipeline", so "Theologie der Befreiung - hier bei uns?" oder "Spiritualität - intensiv wie ein Espresso?"
Ergänzt werden solle die Kurzfilmreihe demnächst noch durch ein "stärker dialogisch ausgerichtetes Interviewformat" mit dem Titel "Auf ein Bier mit..." bzw. "Auf einen Kaffee mit...". Dabei kommt der Innsbrucker Theologe - wie er ankündigte - ins Gespräch mit Menschen, die eine interessante Geschichte zu erzählen hätten: u.a. ein Architekt, eine pensionierte Postbeamte, ein Physiotherapeut, eine Studentin und ein Bischof.
Quelle: kathpress