Anzahl der Wärmestuben "hoch wie nie zuvor"
Die Caritas der Erzdiözese Wien hat eine erste Bilanz zur heurigen Winterhilfe gezogen: So ist die Anzahl der pfarrlichen Wärmestuben diesen Winter "so hoch wie nie zuvor", erklärte Generalsekretär Klaus Schwertner bei einem Pressegespräch am Freitag in der Caritas-Wärmestube der Pfarre Lainz-Speising. Die kirchliche Hilfsorganisation rechnet bis zum Ende der kalten Jahreszeit mit rund 10.000 Besuchen von Menschen in Not an den insgesamt 35 Wiener Standorten - um fünf mehr als noch vor einem Jahr. Ziel der Caritas: "Im Winter soll kein Mensch auf Wiens Straßen frieren und erfrieren müssen." Seit 1. November steht zudem die Leitung des Caritas-Kältetelefons (01/480 45 53) offen, das bereits 2.722 Anrufe zählte. Das Kältetelefon ist noch bis 30. April rund um die Uhr erreichbar.
Auch diesen Winter gebe es eine große Wachsamkeit von Seiten der Bevölkerung, "dass Obdachlose speziell im Winter rasch Hilfe benötigen", betonte Schwertner. Die aktuell niedrigen Temperaturen und der Schneefall seien vor allem für obdachlose Menschen eine "extreme Herausforderung". Hier gelte: "Rasche Hilfe hilft doppelt".
"Viele Menschen müssen sich entscheiden, ob sie sich etwas zu Essen kochen oder einheizen", erklärte Eva Maria Kaiser, Leiterin der Wärmestube der Pfarre Lainz-Speising. Gemeinsam mit etwa 30 Freiwilligen bewirtet sie jeden Freitag 55 bis 60 Personen mit Frühstück, Mittagessen und Jause. Wie in den meisten Wärmestuben sei der Großteil der Gäste zwar nicht wohnungslos, aber von prekären Wohnsituationen betroffen, so Kaiser. Oft mangle es bereits an Geld für Kleinigkeiten, wie Obst oder Taschentücher, sowie für warme Kleidung. Auch hier helfe die Pfarre mit Sachspenden aus.
Dichtes Netz der Nothilfe
Gemeinsam mit mehr als 800 Freiwilligen und Spendern habe die Caritas ein "möglichst dichtes Netz der Nothilfe quer über die ganze Bundeshauptstadt gespannt". Neben den zusätzlichen Nachtnotquartieren gibt es seit 1. Dezember mit den Wärmestuben auch tagsüber die Möglichkeit, sich aufzuwärmen und eine warme Mahlzeit zu erhalten.
Erstmals gibt es heuer auch eine eigene Wärmestube für junge, von Obdachlosigkeit betroffene Menschen. Mehr als ein Drittel der Menschen, die sich wegen akuten Wohnproblemen erstmals an die Caritas wenden, seien unter 30 Jahre alt, so Schwertner. Eine weitere Wärmestube im 22. Bezirk bietet Schutz- und Rückzugsmöglichkeiten speziell für Frauen; des Weiteren hat die Caritas auch die Sozial- und Rechtsberatung in den Wärmestuben ausgebaut.
In Wien sind laut Caritas einige hundert Menschen von akuter Obdachlosigkeit betroffen. Die Anzahl jener, die von "versteckter Wohnungslosigkeit" betroffen sind, sei jedoch wesentlich größer. "Im Jahr 2019 haben sich 8.200 Menschen in Wien mit Problemen rund ums Wohnen hilfesuchend an die Caritas gewandt", erläuterte Schwertner. Diese Zahl mache deutlich: "Leistbares Wohnen wird auch im Jahr 2020 für viele Menschen eine große Herausforderung bleiben."
Konstant hoch bleibt auch die Zahl der Klienten, die zum Essen in die Obdachloseneinrichtung Gruft kommen: 2019 wurden 119.653 Mahlzeiten ausgegeben. Gestiegen ist die Zahl der Nächtigungen in der Gruft: Die Caritas verzeichnete 22.370 Nächtigungen im Vorjahr und somit um 261 Nächtigungen mehr als noch 2018. Im Louisebus, dem medizinischen Betreuungsbus der Organisation, wurden 7.498 Behandlungen an 2.242 Personen vorgenommen und 71.356 Gäste wurden von den freiwilligen Mitarbeitern des Canisibus im letzten Jahr mit einer warmen Suppe versorgt.
Der Stadt Wien und dem Fonds Soziales Wien stellte der Generalsekretär bei der Obdachlosenhilfe ein gutes Zeugnis aus: "Die Stadt Wien leistet in der Obdachlosenhilfe viel mehr als andere Metropolen in Europa." Klar sei aber auch: "In vielen Fällen reichen die öffentlichen Förderungen nicht aus, um die große Nachfrage nach Hilfe zu stillen. Ohne Spenden und Freiwillige wäre vieles nicht möglich." Auch 2020 benötige die Caritas sowohl Sachspenden, wie warme Kleidung, freiwillige Mitarbeiter und Geldspenden. So koste etwa ein winterfester Schlafsack und eine warme Mahlzeit für einen obdachlosen Menschen 50 Euro, so Schwertner.
(Spendenkonto: AT163100000404050050; BIC: RZBAATWW; Kennwort: "Gruft Winterpaket"; Online-Spenden: www.gruft.at)
Quelle: kathpress