Diözesanökonom: Kirche hat bei Finanzen hohe Rechenschaftspflicht
Die Kirche ist im Umgang mit ihren Finanzen in einer Weise rechenschaftspflichtig, "die weit über das Wirtschaftliche hinaus geht". Das hat der langjährige Diözesanökonom und Finanzkammerdirektor der Diözese Gurk-Klagenfurt, Franz Lamprecht, in einem Interview mit der Kärntner Kirchenzeitung "Sonntag" betont. Die Kirche sei in Finanzangelegenheiten deshalb nicht nur wirtschaftlich, sondern auch moralisch rechenschaftspflichtig. "Die Finanzen sind nicht Selbstzweck, sondern Mittel zum Zweck. Wir sollen die kirchliche Arbeit so gut wie möglich finanziell sicherstellen", sagte Lamprecht, der seit 1. Jänner im Ruhestand ist.
Als Finanzkammerdirektor sei es ihm wichtig gewesen, eine langfristige finanzielle Sicherstellung zu erreichen. "Dafür ist es notwendig, neue Methoden und Instrumente der Unternehmensführung zu etablieren. Ich bereite finanzielle Entscheidungen vor und stelle entsprechende Berechnungen an." Wichtig sei es auch, die Diözesanleitung laufend über die Entwicklung der finanziellen Gebarungen zu informieren. Dieser permanente Blick auf die Zahlen habe es ermöglicht, "dass ich die Diözese in einem sehr soliden Zustand übergeben habe".
Das Kirchenbeitragsaufkommen liegt in der Diözese bei rund 28 Millionen Euro. Fast die gleiche Summe wird für die 900 Mitarbeiter inklusive Priester gezahlt.
Der Kirchenbeitrag ist der Garant dafür, dass wir Mitarbeiter haben, die in der Verkündigung, in der Seelsorge und in der pfarrlichen Arbeit aktiv bei den Menschen sind.
Der langjährige Finanzkammerdirektor rechnet allerdings damit, dass aufgrund von Kirchenaustritten und demographischen Entwicklungen künftig weniger Geld zur Verfügung stehen werde.
Folgende Eckdaten machten die wirtschaftliche Gebarung der Diözese laut Lamprecht aus: 75 Prozent des 36-Millionen-Budgets sind für die Personalkosten. Darüber hinaus muss die Diözese auch 1.000 Kirchen und kirchliche Gebäude erhalten. Dafür fließen jährlich rund sieben Millionen Euro, ein Drittel zahlt die Diözese. Die Kirche bezieht auch Geld aus der staatlichen Wiedergutmachung. Die Bilanzsumme der Diözese macht fast 120 Millionen Euro aus.
Zusammenarbeit mit Bischof Schwarz "absolut korrekt"
Angesprochen auf die heftigen Turbulenzen im vergangenen Jahr in der Diözese, meinte Lamprecht:
Was die Diözese betrifft, so muss ich sagen, dass die Zusammenarbeit mit Bischof Alois Schwarz absolut korrekt, vertrauensvoll und inspirierend war.
Er räumte allerdings ein: Anders als auf Diözesanebene habe es im Bistum keine Gremien gegeben, in denen alle wichtigen wirtschaftlichen Fragen entschieden werden, "obwohl es ein Statut gab, das dem Wirtschaftsrat diese Rolle übertragen hätte".
Wie es um die Gebarung und die Bilanzen des Bistums steht, sei erst 2017 mit der Übernahme der Amtsgeschäfte durch Dompropst Engelbert Guggenberger sichtbar geworden. Bischof Schwarz habe in den letzten Jahren zunehmend auf Berater gehört, "die ihm Dinge eingeflüstert haben, die wirtschaftlich oft nicht zu verantworten waren. Das merkten wir in der Diözese, im Bistum war das aber noch viel entscheidender".
Pastorale Herausforderungen
Die Diözese sieht er in Zukunft vor allem vor die Herausforderung gestellt, "das Vertrauen der Menschen wiederzugewinnen". Denn die Turbulenzen im vergangenen Jahr hätten dazu beigetragen, "dass die Menschen an der Glaubwürdigkeit der Kirche zweifeln". Dabei gehe es vor allem um Ehrlichkeit, Transparenz, und auch darum, mit den Menschen offen zu sprechen. Dort wo Priester etwa aktiv die Menschen ansprechen, gebe es relativ viele Rückkehrer in die Kirche.
Eine pastorale Herausforderung stelle auch die Abwanderung vieler Menschen aus ländlichen Gegenden in Richtung Städte dar. Dazu komme, dass die Zahl der Priesterweihen dramatisch zurückgegangen sei. Derzeit sind 42 Prozent der aktiven Priester Ausländer. Lamprecht rechnet damit, dass dieser Prozentsatz bis 2030 auf 60 Prozent steigen wird.
Dafür brauche es neue Lösungen. "Das heißt, Laien mit Aufgaben zu betrauen, die heute noch Priestern vorbehalten sind. Rom wird nicht darum herumkommen, diesen Männern und Frauen den Zugang zu Weiheämtern zu eröffnen", so der langjährige Finanzkammerdirektor.
Die allergrößte Herausforderung sieht Lamprecht allerdings in der Frage, wie künftig wieder Jugendliche und junge Erwachsene für die Kirche gewonnen werden können.
Diese können mit der Kirche gar nichts mehr anfangen. Daher muss sich noch viel ändern. Wir müssen uns fragen, ob unsere Angebote für diese Menschen die richtigen sind.
Quelle: kathpress