Linz: Tagung erörtert Persönlichkeitsbildung in der Kirche
Unter dem Generalthema "Mensch - Talent - Zukunft" steht eine Tagung der Katholischen Privat-Universität Linz (KU) und der Pädagogischen Hochschule der Diözese Linz. Das am Freitag endende internationale Symposium rückt dabei die Relevanz von katholischer Persönlichkeitsbildung in den Fokus und fragt nach den Entwicklungsmöglichkeiten für Talente, nach Menschenbildern und der christlichen Idee von Bildung. Den Eröffnungsvortrag hielt der Linzer Diözesanbischof Manfred Scheuer unter dem Titel "Wozu Persönlichkeitsbildung in und mit der Kirche?". Das Ziel von Bildung ist laut Scheuer letztlich, dass das "Ich zu einer unverwechselbaren, originellen Persönlichkeit wird, die ihre eigene Kreativität und ihren Einfallsreichtum nutzt".
Die Persönlichkeitsbildung sollte den Menschen letztlich befähigen, den je eigenen Lebensweg gehen zu können. Scheuer betonte in seinem Vortrag vor allem die Relevanz humanistischer Bildung, die "Freiheit und Freiräume" brauche, aber auch die spirituelle Kraft der "Interiorität" (Innerlichkeit, Anm.) und Lebenstiefe.
Die Gesellschaft schulde "der Jugend ein gutes Lebensfundament und einen guten Start ins Leben", meinte Scheuer. Es gehe dabei um die "Kunst der Lebensweitergabe" von einer Generation zur nächsten. Denn, so der Linzer Bischof: "Ohne generative, schöpferische Fürsorge und Verantwortung für andere, verarmt das Leben, es stagniert".
Neben Selbstwissen, Selbstachtung und Selbstvertrauen gehöre dazu auch ein "Lebensplatz" und Ankerpunkt für junge Menschen, der jedoch mehr als ein bloßer "Arbeitsplatz" sein sollte. Es gehe letztlich um Zugehörigkeit, Anerkennung und Freundschaft - auch die "Freundschaft mit Gott".
Kritik an strenger Wissenschaftlichkeit
Eine "mathematische Strenge" oder "datenbasierte wissenschaftliche Evidenz" in Unterrichtstechnologien könnten dabei nicht das Lebensfundament junger Menschen bilden, die nach dem "Warum" im Leben fragen. Technisches Verfügungswissen sei auch "kein guter Ratgeber für Orientierungsfragen, etwa danach, was Liebe bedeutet." Die Persönlichkeit des Menschen sei keine Maschine und sollte auch nicht dem "logischen Formalismus" unterworfen werden, meinte Scheuer.
Charismen und Talente seien letztlich darauf zu prüfen, ob "durch sie andere und die Gemeinschaft aufgebaut werden". Dabei es nebensächlich, ob es sich um Personen mit Beeinträchtigung bzw. Menschen mit besonderen Fähigkeiten handle, betonte der Bischof. Dies stellt laut Scheuer auch das Ende des Vergleichs dar, denn wer Charismen in ihrer Individualität annehme, brauche sie nicht mit anderen zu vergleichen, oder gar be- oder verurteilen.
KU-Rektor: Persönlichkeit braucht ein "Du"
In den Begrüßungsworten betonte KU-Rektor Franz Gruber das "Phänomen der gebildeten Persönlichkeit", das zur eigenen Ausbildung ein Gegenüber - ein "Du" - brauche, das Christen u.a. "Gott" nennen. "Nur deshalb konnten sich die monotheistischen Religionen auf je ihre Weise zu Bildungsreligionen entwickeln", führte Gruber weiter aus. Der Mensch werde letztlich dann zur Persönlichkeit, "wenn er im Licht des Verhältnisses zu den Menschen und zur Welt so etwas wie seine letzte spirituelle Schicht entdeckt".
Mahnende Worte richtete der Professor der Dogmatik und Ökumenische Theologie in Richtung einer "funktional ausdifferenzierten Gesellschaft", die den Menschen auf einen "bloßen Funktionsfaktor reduziert" und darauf beschränkt "was er kann, was er weiß, was er leistet, was er kostet, was er braucht".
Weitere Referenten der internationalen Tagung zum Thema "Katholische Persönlichkeitsbildung" waren der österreichische Genetiker Markus Hengstschläger und die Kirchenhistorikerin Ines Weber. In einem weiteren Teil der Tagung lieferten Workshops praktische Umsetzungsmöglichkeiten von Persönlichkeitsbildung, gezeigt wurden auch persönlichkeitsbildende Best-Practice-Beispiele in Berufsfeldern wie Hochschule, Erwachsenenbildung, Pfarren sowie Kindertageseinrichtungen und Schulen. Den Abschluss bildete eine Podiumsdiskussion, an der u.a. Doris Hummer, Präsidentin der Wirtschaftskammer Oberösterreich, Genetiker Hengstschläger sowie Friedrich Bechina, Untersekretär der Kongregation für das Katholische Bildungswesen, teilnahmen. (Info: www.ku-linz.at)
Quelle: kathpress