Kirchlicher Arbeitslosenfonds kritisiert Debatte zu AMS-Leistungen
Nach der jüngsten Veröffentlichung der offiziellen Zahlen über Bezugssperren des Arbeitslosengeldes kritisiert der Fonds für Arbeit und Bildung der Diözese Graz-Seckau kritisiert die entstandene Diskussion über einen Missbrauch von AMS-Leistungen. Menschenwürde und Rücksicht auf die je individuellen Umstände würden unberücksichtigt bleiben, erklärte Fonds-Geschäftsführer Bernhard Schwarzenegger am Mittwoch. "Hinter jeder Zahl in der Arbeitslosenstatistik steht ein Mensch mit persönlichen Fähigkeiten, Lebensplänen, aber auch Problemen"; zudem sei nicht jede Bezugssperre mit einer generellen "Arbeitsunwilligkeit" gleichzusetzen, so Schwarzenegger.
Statt Sperren brauche es Anreize, damit mehr angebotene Stellen angenommen werden. Auch die Verschärfung der Zumutbarkeitsbestimmungen, die Kürzung des Arbeitslosengeldes oder die Abschaffung der Notstandshilfe würden "zu kurz" greifen.
Kritik äußerte Schwarzenegger auch am "Missmatch" zwischen offenen Stellen und Arbeitsuchenden: so gebe es regionale Unterschiede zwischen Wohnort der Arbeitsuchenden und Orten mit offenen Stellen sowie ein Missverhältnis zwischen den Ausbildungsabschlüssen der Arbeitsuchenden und jenen, die von der Wirtschaft gebraucht würden.
Auslöser der Debatte war die Veröffentlichung der Zahlen der Bezugssperren des Arbeitslosengeldes bzw. der Notstandshilfe. Wie die APA am Montag berichtete verhängte das Arbeitsmarktservice (AMS) 2019 insgesamt 145.671 Mal Sanktionen, das sind um 12.251 mehr als 2018. U.a. Bundeskanzler Sebastian Kurz sprach sich in der Folge für einen "noch strengeren Vollzug" beim Arbeitslosengeld aus. Arbeitslosengeld und Sozialleistungen seien "für alle da, die Unterstützung brauchen, für alle, die arbeitslos sind, weil sie keine Arbeit finden. Aber sie sind sicherlich nicht da für Menschen, die nicht arbeiten wollen", wurde Kurz zitiert.
Von den über 15.000 Sperren in der Steiermark erfolgten jedoch lediglich 78 Fälle wegen mangelnder Arbeitswilligkeit, hielt der Fonds für Arbeit und Bildung der Diözese Graz-Seckau fest. Mehr als 5.100 Sperren ergaben sich aus Selbstkündigung, weitere 5.678 Fälle durch das Versäumnis einer Kontrollmeldung und tageweises unentschuldigtes Fernbleiben von Kursen.
Der Fonds für Arbeit und Bildung der Diözese Graz-Seckau, vormals Arbeitslosenfonds, wurde 1988 von Bischof Johann Weber gegründet. Als Kompetenzstelle der Diözese Graz-Seckau trage der Fonds zur innerkirchlichen wie gesamtgesellschaftlichen Bewusstmachung aktueller Themen und Herausforderungen der Arbeitswelt bei, heißt es in der Eigenbeschreibung der Einrichtung.
Quelle: kathpress