Viel Prominenz bei Premiere von Malicks Jägerstätter-Film
Eineinhalb Wochen vor dem offiziellen Kinostart in Österreich hat der neue Jägerstätter-Film "Ein verborgenes Leben" ("A Hidden Life") von US-Regisseur Terrence Malick Oberösterreich-Premiere gefeiert. Der Jägerstätter-Beirat der Diözese Linz und das "Franz und Franziska Jägerstätter Institut" luden dazu am Dienstagabend ins Linzer Moviemento-Kino. Dem Aufruf folgten u.a. die Bischöfe Manfred Scheuer, Ludwig Schwarz und Maximilian Aichern, Altlandeshauptmann Josef Pühringer, viele weitere Vertreter von Kirche und Politik sowie die Jägerstätter-Töchter Maria Dammer und Aloisia Maier, Enkel, Urenkel und weitere Familienangehörige. Extra aus den USA gekommen war auch Film-Produzent Josh Jeter, wie die Diözese Linz (Mittwoch) berichtete.
Der Film zeichnet Leben und Haltung des seligen Franz Jägerstätter und seiner Frau Franziska und deren große Liebe zueinander nach. Die Produktion basiert auf einem Skript von Elisabeth (Lizzie) Bentley, das sich an der Jägerstätter-Biografie von Erna Putz orientierte.
Bei einer kurzen Podiumsdiskussion eingangs der Filmvorführung sagte Bischof Scheuer, Jägerstätter habe mit seiner Entscheidung ganz grundlegende Fragen gestellt:
Hast du in deinem Leben etwas gefunden, wofür es sich zu leben lohnt - vielleicht sogar groß genug, um dafür zu sterben?
Jägerstätter habe das Leben und seine Familie sehr geliebt, sei aber dennoch in eine radikale Entscheidungssituation hineingeraten. Scheuer wörtlich:
Was heißt es da, Gott und auch der Wahrheit den Vorzug zu geben und damit vielen wehzutun? Hinter einer solchen Entscheidung stehen ja konkrete Menschen und Schicksale. Menschen, die vielleicht ein Leben lang daran zu tragen haben und vielleicht später einmal die Kostbarkeit dieser Entscheidung entdecken.
Jägerstätter-Biografin Erna Putz beschäftigt sich seit über 40 Jahren mit der Person Franz Jägerstätters. Mit einem Film wie jenem von Terrence Malick habe sie aber nicht gerechnet, so Putz:
Ich freue mich sehr darüber und entdecke, welch große Kreise der Film zieht, wie viele Menschen dadurch auf Jägerstätter aufmerksam gemacht werden und in wie vielen Sprachen jetzt Interesse an seinen Schriften besteht.
Der hervorragende Film mache Jägerstätter fast der ganzen Welt zugänglich. "Und ich habe auch das Gefühl, er bewirkt etwas bei den Menschen. Es ist ein neues, ein spannendes Kapitel", sagte Putz.
Dialoge werden im Film sparsam eingesetzt, aus dem Off erklingen markante Zeilen aus dem Briefwechsel von Franz und Franziska Jägerstätter, die die innige Beziehung des Ehepaares verdeutlichen. Die oft verzweifelten, aber vertrauensvollen Gebete der beiden zu Gott in vielen Szenen bringen zum Ausdruck, dass ihre Liebe zueinander von einem tiefen Glauben getragen ist, der ihnen die Kraft gibt, die Entscheidung gemeinsam durchzuhalten. So betet Franziska einmal sehr berührend: "Du liebst ihn mehr als ich. Gib ihm Mut, Weisheit, Kraft." Und Franz schreibt vor seiner Hinrichtung in seinem letzten Brief an die Familie:
Mit Gottes Gnade werden wir uns bald wiedersehen. Ich bete für euch von der anderen Seite.
Die oberösterreichische Schauspielerin Valerie Pachner verkörpert in "A Hidden Life" Franziska ("Fani") Jägerstätter. Zur Frage, was für sie das Besondere an der Liebe zwischen Franz und Franziska Jägerstätter sei, verwies sie auf die Dreharbeiten, wo sich die beiden im Gefängnis zum letzten Mal sehen. Da sei ihr klar geworden, so Pachner, "dass sie das jeweils allein nicht hätten machen können. Durch dieses Zusammensein, durch dieses Zu-zweit-Sein und in dieser Gemeinsamkeit ist eine ungeheure Kraft entstanden, die es ihnen ermöglicht hat, durchzugehen. Da ist mir wirklich bewusst geworden, wie viel so eine Art von Liebe bewirken kann und wie sehr das für die Herausforderungen, durch die sie gehen mussten, hilfreich war."
Jägerstätter-Tochter Maria Dammer hat den Film mit ihren beiden Schwestern Aloisia Maier und Rosalia Sigl schon mehrfach gesehen. Sie hat auch die Dreharbeiten im Jägerstätterhaus in St. Radegund besucht, wie sie sich Dienstagabend erinnerte: "Da haben sie gerade die Szene im Schlafzimmer gedreht. Und da hab ich die Valerie frisiert und ihr einen Knoten gemacht, wie ihn die Mutter immer gehabt hat." Diese Begegnung war der Beginn einer Beziehung, deren Innigkeit auch bei der Oberösterreich-Premiere des Films spürbar wurde. Für Maria Dammer ist der Film "sehr gut gemacht". Manche Szenen anzuschauen sei für sie und ihre Schwestern sehr schlimm - "die Liebesgeschichte am Anfang des Films ist natürlich erfreulicher", so Dammer mit einem Lächeln.
Malicks Film löst weltweit neues Interesse an Franz Jägerstätter aus. Die Biografie wird in weitere Sprachen übersetzt; in renommierten Medien wie der "New York Times" und "Le Figaro Histoire" wurde vor Kurzem ausführlich über den Film und Franz Jägerstätter berichtet.
Der Film wurde bereits bei den 72. Filmfestspielen in Cannes im Mai 2019 von der Jury mit dem "Ökumenischen Filmpreis" ausgezeichnet. In ihrer Preisbegründung lobte die Jury nicht nur die differenzierte Darstellung des menschlichen Dramas von Franz und Franziska Jägerstätter, sondern hob auch den Umgang mit dem Gewissensthema hervor. Der Film vermittle eine Ahnung davon, dass die innere Richtschnur im Extremfall keine Rücksicht auf konkrete materielle oder gesellschaftliche Bedingungen nehme, so die Jury damals.
Jägerstätter-Filmtag der KirchenZeitung
Ab 31. Jänner läuft der Film "Ein verborgenes Leben" über den seligen Franz Jägerstätter in den heimischen Kinos an. Die Linzer KirchenZeitung bietet für ihre Leser am Dienstag, 11. Februar (16 bis 22 Uhr) einen Filmtag mit Podiumsgespräch zu "Ein verborgenes Leben" an. Begonnen wird mit der Filmvorführung im Moviemento Linz. In der Pause wird an die Katholische Privat-Universität gewechselt. Dort diskutieren Filmkritiker Markus Vorauer, Andreas Schmoller (Leiter des Franz und Franziska Jägerstätter Instituts) und Gabriele Eder-Cakl (Theologin und Pastoralamtsdirektorin) mit Kirchenzeitungsredakteur Josef Wallner über den Film und Jägerstätters Leben und Wirken. (Infos zum Film unter: www.filmladen.at/ein-verborgenes-leben)
Quelle: kathpress