Erzdiözese Wien holt sich Rat auf den Philippinen
Die Kirche braucht zeitgemäße Formen, in denen Menschen heute ihren Glauben in Gemeinschaft feiern und weiterentwickeln können; dabei könne man auch "von anderen Orten in der Weltkirche lernen": Das hat der Pastoralamtsleiter der Erzdiözese Wien, Markus Beranek, im Gespräch mit der Nachrichtenagentur "Kathpress" betont. Inspirationen für die pastorale und kirchliche Praxis und den Reformprozess in Wien holt sich Beranek aktuell mit einer achtzehnköpfigen Delegation der Erzdiözese Wien bei einer Studienreise auf den Philippinen. Die Gruppe wird dabei vom philippinischen Pastoralinstitut "Bukal ng Tipan" (dt. Quelle des Bundes) durch ein Programm aus Übungen, Begegnungen, Informationsveranstaltungen und Seminaren begleitet.
Ziel der Studienreise vom 13. Jänner bis 2. Februar sei es "konkrete Impulse für die eigene Situation" in den Pfarren zu erhalten, schilderte Beranek. Es gehe dabei aber nicht "ums Kopieren" dortiger Methoden. Auf den Philippinen könne man erleben, "wie Kirche unter teilweise ganz anderen Voraussetzungen wächst und lebendig ist". Eine konkrete lokale Herausforderung sei, dass aufgrund der Distanz zur Pfarrkirche und der wenigen Priester auf den Philippinen meist keine regelmäßigen Eucharistiefeiern möglich seien. Das Wort Gottes stehe in den Gemeinschaften darum besonders im Mittelpunkt und sei auch Anregung für den Alltag, etwa bei Fragen rund um die Förderung der Kinder in der Dorfgemeinschaft.
Anders als in Österreich herrsche auf Philippinen die kirchliche Sozialform der Basisgemeinden vor, die ein Dorf oder eine "Nachbarschaft" umfassen. Aber auch in Wien müsse man sich fragen, wie "Menschen in unserer Situation Gemeinschaft leben können", meinte der Wiener Pastoralamtsleiter, der bereits 2016 an einer Studienreise der Erzdiözese Wien auf die Philippinen teilnahm.
Als besonders aufschlussreich während der aktuellen Studienreise erlebe er den Umgang mit Priestermangel, so Beranek. Gläubige würden Sonntagfrüh an einer Heiligen Messe teilnehmen und dann die Eucharistie in ihre Gemeinden bringen, in denen sie anschließend den Wortgottesdienst feiern.
Weg vom Schema "alle Jahre wieder"
An der Studienreise auf den südostasiatischen Inselstaat nimmt auch Markus Muth, Subregens des Wiener Priesterseminars teil. Für ihn wurde beim Besuch auf den Philippinen deutlich, dass man von einer Pastoral nach dem Schema "alle Jahre wieder" zu einer kirchlichen Praxis kommen könne, "in der Visionen entwickelt werden - und zwar unter Einbindung möglichst vieler".
Muth, der gemeinsam mit zwei Priesterseminaristen bei der Reise dabei ist, betonte jedoch, dass die Visionen und Inspirationen "nicht im luftleeren Raum" schwebten, sondern auf der Bibel basieren und der Verwirklichung des Reiches Gottes dienen würden. Trotzdem brauche es eine "konkrete Umsetzung in Detailzielen", betonte der Subregens.
Die Reise führe vor Augen, wie wertvoll ein Perspektivwechsel sein kann: "Über den eigenen Tellerrand zu schauen, ist immer gut", so Muth. Über ihre eigenen Erfahrungen während der Studienreise schreiben auch die Teilnehmer - hauptamtliche Mitarbeiter aus Pfarren und diözesanen Stellen - in einem eigens auf dem Onlineportal der Erzdiözese Wien eingerichteten Blog.
Die Erzdiözese Wien ist nicht die erste europäische Diözese, die sich pastorale Anregungen auf den rund 10.000 Kilometer entfernten Philippinen holt: So hat die Erzdiözese Berlin bereits Gruppen auf die Philippinen entsendet. Mittlerweile ist aus dem internationalen Austausch ein Netzwerk von Initiativen rund um die Entwicklung von Kirche entstanden. In Österreich können sich Interessierte bei einer Summerschool von 6. bis 9. Juli im St. Pöltner Hippolythaus über die Methoden und Erfahrungen auf den Philippinen informieren.
Quelle: kathpress