Marketz: "Den Zölibat nicht schlecht reden"
Der neue Kärntner Bischof Josef Marketz hat sich einmal mehr für den Zölibat als priesterliche Lebensform ausgesprochen - zugleich aber keinen Zweifel daran gelassen, dass er sich einer Freistellung des Ehelosigkeitsversprechens nicht versperren würde: "Ich möchte den Zölibat wirklich nicht schlecht reden", schließlich habe er sich bewusst für diese Lebensform entschieden, um "ganz für die Menschen und Gott verfügbar zu sein", sagte Marketz am Mittwoch in der Ö1-Sendung "Praxis - Religion und Gesellschaft". Zugleich erlebe er schmerzhaft, wie Priester heute darunter leiden, u.a. aufgrund wachsender Einsamkeit. Es sei daher nicht sein "Hauptanliegen, dagegen anzukämpfen, aber wenn es eine freie Entscheidung gäbe, da werde ich ganz sicher nicht dagegen sein", so Marketz.
Die Herausforderung für Priester bestehe heute darin, mit und durch Freundschaften zu Frauen wie Männern "zu reifen Menschen zu werden", ohne den Zölibat zugleich infrage zu stellen. Dies sei heute schwieriger als noch zu seiner eigenen Kaplanszeit, räumte Marketz ein, da Priester heute nicht mehr so stark gesellschaftlich eingebunden und willkommen seien. Im Gegenteil: sie müssten sich viel stärker aktiv einbringen und Kontakte suchen, um nicht zu vereinsamen; dies sei jedoch nicht jedermanns Sache.
Ähnlich hatte sich Marketz bereits am Wochenbeginn u.a. in der TV-Sendung "Kärnten heute" geäußert: Es gehe ihm nicht um die Abschaffung des Zölibats, er wolle aber über eine Freistellung diskutieren. Wörtlich sagte der Bischof: "Es sind so viele Priester in Kärnten, die den Zölibat als Lebensperspektive haben, auch ich. Es haben mich viele angesprochen und gefragt, dürfen wir das nicht mehr? Ich denke, der Zölibat bringt auch Probleme mit sich, es würde mehr Priesterberufungen und weniger Einsamkeit unter Priestern geben. Auch alte Priester würden es leichter haben." Er wünsche sich hier eine Lockerung und Gespräche.
Aus "Causa Schwarz" persönliche Lehren ziehen
Angesprochen auf seinen Vorgänger, den jetzigen St. Pöltner Bischof Alois Schwarz, unterstrich Marketz, es sei nicht seine Aufgabe, "seine Person, seine Leitung zu bewerten"; er wolle aus der "Causa" aber einen klaren Auftrag für seine eigene Amtsführung ziehen, so dass sich "das nicht wiederholt": "Ich hoffe, dass Menschen früh genug reagieren und das Gespräch suchen, wenn sie meinen, dass ich auf dem falschen Weg bin".
Zu den Vorwürfen an Bischof Schwarz sagte Marketz, er habe die meisten Vorgänge nur aus der Distanz, d.h. aus seiner Position in der Caritas heraus mitbekommen. Er habe aber zugleich "keinen Grund, daran zu zweifeln", was ihm von anderen an Erlebnissen bzw. Berichten angetragen wurde:
Ich muss sagen: das meiste von dem kann ich bestätigen. Manches weiß ich nicht. Ich habe allerdings keinen Grund, daran zu zweifeln. Aber es ist nicht meine Aufgabe, ihn, seine Person, seine Leitung zu bewerten.
Quelle: kathpress