Menschenhandel ist "kein Problem der Vergangenheit"
Menschenhandel ist "kein Problem der Vergangenheit", der Handel mit der "Ware Mensch" ist ein Milliardengeschäft: Darauf hat der Linzer Missio-Diözesandirektor Heinz Purrer anlässlich des von der Kirche am 8. Februar begangenen "Internationalen Tag des Gebets und der Reflexion gegen Menschenhandel" hingewiesen. Es gelte die Gesellschaft wachrütteln, denn "in Österreich schweigt man zum Thema Menschenhandel", bedauerte Purrer. Seit Jahren setze Missio in Oberösterreich starke Aktionen, um dieses Schweigen zu durchbrechen.
Sklaverei und Menschenhandel seien zwar offiziell abgeschafft, aber zugleich "präsenter denn je". Millionen von Menschen würden weltweit zu Opfern. Purrer nahm die Medien in die Pflicht, um über dieses "Verbrechen gegen das Mensch-Sein" zu berichten und zu Bewusstseinsbildung beizutragen. "Für viele ist es nicht schlimm, in ein Bordell zu gehen. Dass die meisten Frauen in diesem Gewerbe aber nicht aus Vergnügen oder gar freiwillig arbeiten, ignorieren die Freier", sagte der Missio-Diözesandirektor. Angelockt von falschen Versprechungen kämen junge Frauen aus Osteuropa, Afrika und Asien nach Österreich. Hier würden sie ausgebeutet, unterdrückt und misshandelt. "Die Frauen und Mädchen brauchen konkrete Hilfe", appellierte Purrer.
Den Internationalen Tag gegen Menschenhandel begeht der musikalisch versierte Missio-Diözesandirektor mit einer Messfeier um 17.30 Uhr in der Linzer Karmelitenkirche. Er wird seine eigens komponierte Messe zu Ehren der Patronin aller versklavten Menschen spielen, der im Jahr 200 heiliggesprochenen italienischen Ordensschwester afrikanischer Abstammung Josephine Bakhita. Papst Franziskus hatte 2015 den Gedenktag der ehemaligen Sklavin aus dem Sudan zum Weltgebetstag gegen Menschenhandel erklärt. Im Anschluss an den Gottesdienst wird in der Pfarre Heilige Familie in Linz die Filmdokumentation "Nefarious" über Menschenhandel gezeigt.
Missio-Projekte in Afrika und Asien
Auch Missio Österreich (Päpstliche Missionswerke) unterstützt seit vielen Jahren Projekte in Afrika und Asien, die aktiv gegen Menschenhandel ankämpfen. "Ich durfte selbst in Kenia unsere Partner kennenlernen, die junge Frauen aus dem Menschenhandel befreien, die sie aus der schlimmsten Realität retten, die man sich vorstellen kann", berichtete Nationaldirektor P. Karl Wallner in der Aussendung am Freitag. Er sei erschüttert von den Gesprächen mit den jungen Opfern gewesen. "Sie brauchen oft noch Jahre, um ihre Traumata zu verarbeiten."
Ordensschwestern, Priester und Laien retten in den unterstützten Projekten junge Männer, Frauen und auch Kinder aus den Fängen von Menschenhändlern, leisten Bewusstseinsbildung und Präventionsarbeit. Gemeinsam mit Psychologen begleiten sie die jungen Menschen in ein neues Leben. "Damit leistet die Kirche in Afrika und Asien wirklich Großes", würdigte Wallner.
Viele Frauen bekommen durch die kirchliche Unterstützung neue Perspektiven und konkrete Hilfestellungen für ihr Leben.
Quelle: kathpress