"Tag der offenen Augen" zum 100-Jahr-Jubiläum
Mit einem "Tag der offenen Augen" feiert die Caritas der Erzdiözese Salzburg am kommenden Samstag ihr 100-jähriges Bestehen. Im Bildungszentrum Salzburg-St. Virgil werden dazu "die vielen Rädchen im Getriebe der Organisation" gezeigt und dabei "nicht nur die Türen, sondern auch die Augen vieler Menschen" öffnen, wie es in einer Ankündigung heißt. Zwischen 10 und 16 Uhr können Interessierte herausfinden, wo und wie die Caritas Menschen in Not unterstützt und wie man selbst helfen kann.
Dazu ist auch eine Podiumsdiskussion der Auslandshilfe der Caritas Salzburg zum Thema "Krisenregion Nahost" geplant. Ihre Teilnahme zugesagt haben dabei der Generalsekretär der Caritas Österreich, Andreas Knapp, die Direktoren der Caritas Libanon, Rita Rhayem und Bruno Atieh, und die Nahostexpertin des "Standard", Gudrun Harrer. Der Libanon ist seit langem ein Schwerpunktland der Caritas-Auslandshilfe.
Weitere Programmpunkte sind u.a. eine "carla-Modenschau" mit Second-Hand-Kleidung aus dem Caritas-Lager, ein Frauen-Improvisationstheater und sechs Stationen, die Einblick in verschiedene Bereiche der Caritas-Arbeit geben; auch ein Kinderprogramm ist vorgesehen. Zu jeder vollen Stunde wird zudem ein neues Fahrrad von "carlavelorep" - Shop bzw. Reparaturwerkstätte im Bahnhofsviertel - verlost. Präsentiert wird am "Tag der offenen Augen" auch das Buch "Hinschauen und Helfen", das die Geschichte der Salzburger Caritas veranschaulicht.
Gefeiert wird der runde Geburtstag weiters mit einer Ausstellung in Salzburger Bezirken zur Geschichte und den Tätigkeiten der Caritas. Bereits am 27. Dezember 2019 ging die Website www.hinschauen-und-helfen.at online, auf der ein Video zum Anlass sowie Informationen über die Entstehung und Entwicklung der katholischen Hilfsorganisation abgerufen werden können. Am 31. Jänner gaben die Wiener Sängerknaben (Brucknerchor) unter der Leitung von Manolo Cagnin ein Benefizkonzert in der Universität Salzburg.
Seit 100 Jahren "Not sehen und handeln"
Am 27. Dezember 1919 startete die Caritas ihr "Kraftwerk der Nächstenliebe in der Erzdiözese Salzburg". Ihr Kernauftrag habe schon vor 100 Jahren "Not sehen und handeln" geheißen, wie die Caritas Salzburg anlässlich ihres Jubiläums mitteilte. Den Anstoß zur Gründung gab eine akute Krise: Im September 1918 kam es in Salzburg zu einer Hungerdemonstration vor dem Regierungsgebäude auf dem Mozartplatz. Ein Jahr später, nach dem Ende des Ersten Weltkrieges, war die Lage in der Erzdiözese laut Caritas nach wie vor prekär: "Frauen waren zu Witwen geworden, Kinder zu Waisen. Essen und Wohnungen waren knapp." Erzbischof Ignaz Rieder (1858-1934) gründete am 27. Dezember 1919 den "Salzburger Landesverband 'Barmherzigkeit' - Caritasverband" und setzte damit ein deutliches Zeichen der Nächstenliebe in Zeiten großer Not. Der Auftrag an die Organisation lautete: Die Arbeit des Helfens, des Sammelns und Verteilens von Lebensmitteln und Kleidung sowie die Bekämpfung der Wohnungsnot bündeln und ausbauen.
Dines: Armut gibt es immer noch
In den vergangenen 100 Jahren habe sich vieles verändert, wies die Caritas hin: "Wir leben in einem reichen Land, aber (versteckte) Armut gibt es immer noch." Menschen könnten ihre Wohnung nicht heizen, manche seien obdachlos, so der gegenwärtige Caritasdirektor Johannes Dines. Dazu kämen weltweit Krisen und Kriege mit Folgen, die für heutige Österreicher genauso wenig vorstellbar seien wie die damalige Not im eigenen Land. Die Caritas-Arbeit habe sich vervielfältigt, "doch unsere Werte sind die gleichen geblieben", betonte Dines. Helfen und für jene eintreten, die keine Stimme haben, mache nach wie vor die Identität der Caritas aus.
Konkret zeige sich das im täglichen Tun der zahlreichen haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden. Die Arbeit der Caritas umfasst nahezu den ganzen Bereich des menschlichen Lebens: Kinder-, Behinderten-, Flüchtlings- und Obdachlosenbetreuung, Mütter- und Familienhilfe, Ausbildungsstätten, mobile und stationäre Seniorenbetreuung, Palliativdienste, Betreuung von Alkohol- und Suchtkranken, mobile und stationäre Betreuung von obdachlosen Menschen, Rechtsberatung und Projekte für Langzeitarbeitslose sowie Katastrophen-und Entwicklungshilfe im Ausland.
Diese enorme Bandbreite der Einsatzfelder hat laut Direktor Dines eines gemeinsam: "Der Mensch steht im Mittelpunkt - wenn wir Not sehen, handeln wir. Unabhängig davon, warum ein Mensch in Not geraten ist, woher er kommt, welche Hautfarbe oder Religion er hat." (Info: www.hinschauen-und-helfen.at)
Quelle: Kathpress