Sobotka in Ägypten: Fokus auf Religionsfreiheit und Europa-Islam
Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka besucht von Samstag bis Dienstag Ägypten. Auf seinem Programm stehen u.a. Gespräche mit Präsident Abdelfattah al-Sisi, Premier Mustafa Madbouly und Hochschulminister Khalid Abdul Ghaffar, aber auch mit dem koptisch-orthodoxen Papst-Patriarchen Tawadros II. und dem Oberhaupt der sunnitischen Al Azhar-Universität Ahmed al-Tayeb. Menschenrechte, Religionsfreiheit und Demokratie würden wesentliche Inhalte seiner Gespräche sein, so Sobotka am Donnerstag im "Kathpress"-Interview.
Im Austausch mit führenden Vertretern des sunnitischen Islam, zu dem sich ja auch die große Mehrheit der österreichischen Muslime bekennt, werde es auch um den politischen Islam gehen. Ideologien, die einen Gottesstaat anstelle der liberalen Demokratie setzen wollten, seien inakzeptabel, und er sei sicher, dass dies auch nicht die in Ägypten vertretene Linie der muslimischen Führungspersönlichkeiten sei, so Sobotka: "Und aus diesem Grund ist die Diskussion gerade mit den Geistlichen der muslimischen Glaubensgemeinschaft so besonders wichtig. Ägypten kämpfe selbst mit radikalen islamistischen Tendenzen, so der Nationalratspräsident mit Verweis auf die Muslimbruderschaft.
Für Österreich bzw. Europa sei es wesentlich, dass letztlich nur ein "europäischer Islam" akzeptabel sei. Darunter verstehe er einen aufgeklärten Islam, der sich durch Reformen, Toleranz und Offenheit anderen gegenüber auszeichnet. Für die Muslime in Westen brauche es entsprechende neue Lebens-Leitlinien und er sei gespannt, wie die höchsten Autoritäten des sunnitischen Islam dies bewerten würden.
Religionsfreiheit ist Menschenrecht
Gespannt sehe er zudem auch der Begegnung mit Kopten-Papst Tawadros entgegen, so Sobotka weiter. Die Kopten zählten zu den ältesten christlichen Gemeinschaften der Welt, so der Nationalratspräsident, der in diesem Zusammenhang auf das hohe Gut der Religionsfreiheit verwies: Kaum ein Land wie Österreich ziele in seinen internationalen Bemühungen so sehr auf Religionsfreiheit ab - vor allem auch für Christen -, zeigte sich Sobotka überzeugt. Österreich sei nach wie vor ein "lebendiges religiöses Land und es ist für uns ein besonderer Auftrag, dass wir die Situation unserer christlichen Geschwister in anderen Ländern der Welt im Fokus haben". Religionsfreiheit, wie sie in Österreich gelebt wird, sei in vielen Ländern der Welt alles andere als selbstverständlich. Nachsatz: "Freie Religionsausübung ist ein grundsätzliches Menschenrecht", so der Nationalratspräsident.
Im Blick auf die politischen Gespräche erinnerte Sobotka, dass sich Österreich während seiner EU-Ratspräsidentschaft 2018 für eine neue Partnerschaft mit Afrika eingesetzt habe. Entsprechend unterzeichnete Dokumente müssten nun Schritt für Schritt mit Leben erfüllt werden. U.a. gelte es, Perspektiven für Zusammenarbeit im Bereich der Wirtschaft und im Hochschulbereich auszuloten. Der Nationalratspräsident wird in Ägypten von Vertretern heimischer Unternehmen sowie von Leitern österreichischer Universitäten und Fachhochschulen begleitet. Sobotka wörtlich: "In meinen Reisen geht es mir immer auch darum, die geistige Substanz eines Landes zu erfassen und sich mit den Religionsgemeinschaften oder auch mit Vertretern der Wissenschaft auseinanderzusetzen".
Sobotkas Besuch ist im Übrigen der erste eines österreichischen Nationalratspräsidenten in Ägypten seit 27 Jahren. 1993 hatte Heinz Fischer noch al-Sisis Vor-Vorgänger getroffen - den am Dienstag verstorbenen Hosni Mubarak.
Quelle: kathpress