93 Erwachsene für die Taufe in der Osternacht zugelassen
Die Erzdiözese Wien hat am Donnerstagabend einen Teil jener Frauen und Männer offiziell in die Gemeinschaft der katholischen Kirche aufgenommen, die heuer das Sakrament der Taufe erhalten werden. 93 "Katechumenen" - darunter 41 Frauen und 52 Männer - die sich im vergangenen Jahr in Intensivkursen auf die Taufe vorbereitet haben, wurden von Pastoralamtsleiter Markus Beranek als Vertreter von Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn in einer Wiener Kirche feierlich zur Taufe zugelassen. An der unter Sicherheitsvorkehrungen stattfindenden mehrstündigen Zeremonie nahmen auch die Katechetinnen und Katecheten, Patinnen und Paten sowie die zuständigen Ortspfarrer teil.
Die nunmehr zur Taufe zugelassenen Taufkandidatinnen und -kandidaten stammen aus 45 verschiedenen Pfarren, darunter 29 aus dem Vikariat Wien-Stadt, welches das Wiener Stadtgebiet umfasst. Der Großteil von ihnen ist zwischen 30 und 50 Jahre alt, erläuterte die Katechumenats-Zuständige der Erzdiözese wie auch der Bischofskonferenz, Friederike Dostal. Sie stammen aus 18 Nationen, wobei die 20 Österreicher unter ihnen die zweitgrößte Gruppe (hinter dem Iran) bilden, was die Verantwortlichen als eine "stabil hohe Zahl" und einen positiven Trend bezeichnen.
Die Teilnahme an der in Österreich von mehreren Diözesen angebotenen zentralen Zulassungsfeier stellt einen der letzten Schritte der umfangreichen Vorbereitung für das Taufsakrament dar, welches dann meist in der Osternacht in den jeweiligen Pfarren gespendet wird. In der Erzdiözese Wien ist zudem auch im weiteren Jahresverlauf eine zweite Zulassungsfeier für Tauftermine gegen Jahresende vorgesehen. Insgesamt rechnen die Verantwortlichen für 2020 mit einer Gesamtzahl von über 150 Erwachsenentaufen in der Erzdiözese Wien.
Buch der Namen, Gebet und Urkunde
Die Feier begann mit Heiligenlitaneien und Gebeten, ehe die verantwortlichen Priester, Katechisten und Paten vor dem Vertreter des Erzbischofs bezeugten, dass die ihnen anvertrauten Taufbewerber "das Wort Gottes gläubig aufgenommen" hätten, "ihm folgen und nach ihm leben" würden und sich auch "der Gemeinschaft der Kirche und ihrem Gebet angeschlossen" hätten. Die Taufbewerber selbst bekundeten sodann offiziell ihre Bereitschaft, die Sakramente der Taufe, Firmung und Eucharistie zu empfangen.
Während des zentralen Akts der Taufzulassung trugen sich die Kandidatinnen und Kandidaten zunächst in ein "Buch der Namen" ein, um dann vom Vertreter des Erzbischofs einzeln per Handauflegung und stillem Gebet in die Kirche eingegliedert zu werden. Es folgte die Aushändigung der Zulassungsurkunde. Währenddessen wurden anonymisiert Auszüge aus den Glaubensbiografien verlesen, welche die jeweiligen Taufpfarren aufgrund ihrer Erfahrungen mit den Katechumenen vorbereitet hatten.
Beranek zeigte sich in seiner Ansprache tief berührt von den aus den verlesenen Biografien erkennbaren "persönlichen Erfahrungen der Nähe und Freundschaft mit Jesus". Die vielen ganz unterschiedlichen Wege zum Glauben hätten "die Erfahrung von Frieden, Freude, Trost, Ermutigung und Aufgerichtetwerden" gemeinsam, die allesamt ein Wesensmerkmal der Sprache Jesu seien.
Getauft zu sein bedeutet nach den Worten des Pastoralamtsleiters, in Gemeinschaft mit Jesus zu leben, der in die je eigene Lebensrealität kommen wolle. Zu dieser gehöre auch Dunkelheit und Leid. Besonders in den schwierigen Lebensmomenten "nimmt Jesus mich an der Hand und ist mir nahe", betonte Beranek. Dabei könne besonders "der Blick auf den Gekreuzigten, der sich selbst tödlich verwunden ließ", Trost und Hilfe sein. "Er lässt uns in unserem Verwundetsein nicht im Stich."
Frei zu glauben ermöglichen
Der Vertreter von Kardinal Schönborn rief alle Gläubigen auf, für die sich auf die Taufe vorbereitenden Frauen und Männer zu beten "um Erfahrungen von Trost und Friede im Alltag"; der Kontakt mit ihnen helfe dabei, "sich auch selbst aus der Reserve locken zu lassen und den eigenen Glauben wieder neu zu entdecken", bemerkte er.
Seine zweite Bitte richtete Beranek an die Politik. Dringend notwendig wäre es, "den Menschen einen guten Rahmen zu ermöglichen, frei ihren Glauben leben zu können", sprach der Pastoralamtsleiter die häufig gewordene Praxis von Abschiebungen von Taufbewerbern an, für welche die Konversion zum Christentum in ihrer Heimat oft sogar lebensgefährlich werden kann. "Bitte schauen Sie genau und mit großer Wertschätzung hin, was diese Menschen an persönlicher Erfahrung und auch Glaubenserfahrung mitbringen", so sein Appell.
Linz: 15 Taufbewerber bei Bischof Scheuer
Eine feierliche Taufzulassung fand am Donnerstagabend auch im Linzer Mariendom statt. 15 Taufbewerberinnen und Taufbewerber aus 14 Pfarren oder diözesanen Gruppen wurden Bischof Manfred Scheuer vorgestellt - mit Namen und einem Zeugnis, das "Glaubensbegleiter" für sie ablegten, wie es in einer Mitteilung vom Freitag heißt. Auch hier wurden die Kandidaten nach eigener Bekundung ihrer Bereitschaft zur Taufe vom Bischof einzeln zur Taufe zugelassen und gesegnet.
Die Taufkandidaten, jedoch auch alle getauften Christen seien wie einst die Apostel ständig hinter Jesus her "und müssen uns vergewissern: Wie ist dein Name? Wo wohnst du?", sagte Bischof Scheuer in seinen Worten an die Katechumenen. Die Antwort sei immer dieselbe: "Immer sagt Jesus: Komm und sieh - ich bin hier in der Welt, bei den Menschen, gerade bei denen, die in irgendeiner Weise von materieller und seelischer Not betroffen sind. Ich bin hier in der Welt, bei dir."
Entsprechend der Herkunft der Taufwerber, wurden das Evangelium und die Lesung nicht nur auf Deutsch, sondern auch auf Farsi vorgetragen. Die kulturelle Vielfalt habe sich auch in der musikalischen Gestaltung des Gottesdienstes widergespiegelt. Die persönliche Überreichung der Taufzulassungs-Urkunden fand in Linz erst bei einer anschließenden Agape im Pfarrhof der Dompfarre statt.
Wie die Diözese Linz informierte, lernen die Taufwerberinnen und Taufwerber im Rahmen der mindestens einjährigen Vorbereitung gemeinsam mit ihren Begleitern die Grundlagen des Christentums sowie Gebets- und Feierkompetenz und christliche Lebensgestaltung kennen. Der Aufnahme in die Taufvorbereitung, die in diözesanen Gruppen sowie in den Pfarren durch kleine fachkundige Teams geschieht, geht zudem eine Kennenlern- und Abklärungsphase voraus.
Quelle: kathpress