Bischofsvikar: "Krebserkrankung macht mich selbst zum Risikopatienten"
Durch seine Krebserkrankung gehört der Linzer Bischofsvikar Johann Hintermaier selbst zur Risikogruppe in der Corona-Krise. Er halte sich strikt an die Vorgaben der Regierung, auch wenn er sagen müsse, "persönliche Kontakte lassen sich nicht einfach ersetzen", berichtete der 57-Jährige den "Oberösterreichischen Nachrichten" (Montag). Es sei schwer zu ertragen, "dass plötzlich alle für mich zum Risiko werden, das ist nicht einfach hinzunehmen und eine ganz neue Realität", so der Bischofsvikar.
Ein Erlebnis sei ihm in der jetzigen Lage besonders im Gedächtnis geblieben, schilderte Hintermaier:
Ich erinnere ich an die Zeit, als ich vor einigen Jahren für drei Wochen auf der Isolierstation im Krankenhaus verbringen müsste. Ich bin gern unter Menschen, habe aber gelernt, diese Zeit bei sehr guter medizinischer und menschlicher Versorgung mit mir allein zu sein.
Es seien ernste Gedanken und Sorgen, die besonders gefährdeten Personengruppen durch den Kopf gingen. Manche Menschen liefen Gefahr, den Ernst der Lage zu verdrängen, in dem sie die Situation verharmlosten und sich nicht an die Anordnungen hielten. Es könne aber auch sein, dass besonders gefährdete Gruppen Lebensfreude und Lebensmut verlieren, weil die Einsamkeit brutal zuschlage. Einsamkeit fördere negative Gedanke. Ängste bewegten auch heute viele Menschen, gerade Risikopersonen.
Hintermaier plädiert dafür, lösungsorientiert mit der Situation umzugehen und nicht zu problematisieren. "Es ist nicht gut, sich ständig die Probleme vor Augen zu führen, das macht Angst und lähmt." Die Schwächeren seien die, die am meisten zu schützen sind und das geschehe Gott sei Dank zurzeit auch sehr gut. Das sollte eine grundlegende Haltung sein und bleiben.
Auch die Seelsorge sei in diesen Wochen besonders gefordert, und es komme ihr eine wichtige Aufgabe zu, selbst wenn auch hier die persönlichen Kontakte eingeschränkt seien, sagte der Bischofsvikar. Sich um andere zu kümmern, verringere den Kummer.
Ich erlebe es in diesen Tagen, wo ich selbst isoliert bin, dass sich Menschen sehr freuen, wenn sie ihre Sorgen und Nöte zumindest am Telefon mit jemandem teilen können.
Menschen die allein leben, bräuchten jetzt jemanden, dem sie ihre Sorgen aussprechen können, damit sie ihnen nicht zu groß und unbewältigbar erscheinen. Reden helfe, auch am Telefon. Man dürfe nicht unterschätzen, wie sehr es helfe, sozial eingebunden zu sein und wie gut es tue, wenn jemand nachfragt, wie es einem geht. "Wir müssen dagegen ankämpfen, dass Isolation nicht Vergessenheit bedeutet."
Quelle: kathpress