Marketz: Pause beim Osterbrauchtum macht dessen Sinn bewusster
Die "Ausnahmesituation" des Osterfestes 2020 lässt Menschen intensiver überlegen, "warum sie das alles überhaupt feiern": Darauf hat der Kärntner Bischof Josef Marketz im Ostersonntags-Interview der "Kleinen Zeitung" hingewiesen. Er sehe die Chance, dass die heuer wegen der Coronavirus-Maßnahmen abgesagten Bräuche wie etwa Speisensegnung oder Osterjause, bei denen die Gemeinschaft im Vordergrund stehe, stärker auf ihren Sinn hinterfragt werden. Jedes Jahr sollte es aber nicht so sein wie diesmal, betonte der Bischof.
Auch wenn das Feiern von Ostern heuer in öffentlichen Liturgien nicht möglich sei, sei dessen bewusster Vollzug im privaten Bereich eine Hilfe - "bei existenziellen Sorgen von Arbeitnehmern oder Unternehmern; oder wenn Leute - wie ich auch - den alten Vater nicht besuchen dürfen". Worum es dabei nach den Worten des Bischofs von Gurk-Klagenfurt im Kern geht: "Es wird wieder, es gibt immer ein Weitergehen. Und selbst, wenn der Tod an der Schwelle steht, dann geht es auf der anderen Seite weiter."
Wie andere seiner Amtskollegen, wies auch Marketz auf die erstarkte Solidarität in der Gesellschaft als wichtiges Merkmal von Ostern 2020 hin: "Trost und Freude" sei möglich durch Nachbarschaftshilfe, Achtsamkeit gegenüber anderen und Hilfe besonders für Einsame, bis hin zu Handlungen wie "wenn etwa der Banker einen guten Kredit ermöglicht oder Konsumenten beim Einkaufen auf Regionales achten". Trotz der strikten Präventionsbestimmungen gelte es die "Erwartungshaltung", die Feiertage mit sich brächten, nicht zu übersehen. Marketz: "Da kann man mit kleinen Gesten andere spüren lassen, dass man an andere denkt: mit einem Anruf oder einem kleinen vor die Tür gelegten Packerl."
Die Impulse, die die Kirche angesichts der Krise setze, würden durchaus angenommen, so der Eindruck des Bischofs. Die Kirche verkünde nicht die Katastrophe, sondern versuche, "in der Katastrophe den Ausblick auf ein besseres Leben zu zeigen". Durchaus sähen sich dabei auch viele junge Menschen angesprochen. "Alte Priester kennen sich mit den neuen Tools der Verkündigung nicht aus. Das holt junge Leute in die Gemeinschaft. Wir müssen ihnen Möglichkeiten geben, sich weiter einzubinden."
Vieles nun Entstandene werde die Kirche sicher nach der Corona-Zeit weiterführen - wobei Marketz als konkretes Beispiel auf das tägliche Abendgebet im Internet aus dem Klagenfurter Dom verwies. "Wir werden jedenfalls soziale Medien und das Internet in unsere Verkündigungsarbeit aufnehmen müssen. Viel stärker als derzeit."
Quelle: kathpress