Elbs: Auch in Krise muss "geistige Grundversorgung" garantiert sein
Große kirchliche Gemeinschaftsereignisse wie etwa Firmungen oder Erstkommunionen, die traditionell in den Wochen nach Ostern terminisiert sind, werden heuer bereits absehbar auf Herbst verschoben. Bei diesen Vorsichtsmaßnahmen gelte es dennoch nicht aus den Augen zu verlieren, "dass es auch so etwas wie eine geistige Grundversorgung gibt", hat der Feldkircher Bischof Benno Elbs in einem Interview mit der "Neuen Vorarlberger Tageszeitung" (Ostersonntags-Ausgabe) eingemahnt.
Wichtig sei es, in vielleicht kleinerem Rahmen, jedoch möglichst bald wieder "Religion und Spiritualität wieder gemeinsam zu leben", betonte Elbs. Der Mensch sei schließlich ein "soziales und religiöses Wesen", und für die Verarbeitung der derzeitigen Krise sei die religiöse-spirituelle Dimension von hoher Bedeutung. "Die Menschen stellen sich Fragen: Was hat das Ganze für einen Sinn, was bedeutet das für mein Leben?", so der ausgebildete Theologe und Psychotherapeut. Missachte man dies, könnten "Situationen entstehen, die uns vielleicht nicht recht sind".
Angesichts des vor einem Monat begonnenen Corona-Arbeitsmodus erlebe auch die Kirche eine "Reduktion auf das Wesentliche" und eine radikalere Suche danach, "was der Mensch braucht", sagte Elbs. Aus den nunmehrigen Anfragen der Menschen könne man dabei leicht schließen, dass es dabei besonders um die "zentralen Situationen im Leben von Menschen" gehe: Bei Geburt, Hochzeiten oder Begleitung im Sterben etwa würden Religion und Kirche sehr gebraucht und nachgefragt, stelle sich nun noch deutlicher heraus als früher.
Die Kirche sei als Reaktion darauf daran, "die Art der Kommunikation komplett umzustellen" - was angesichts der Tatsache, dass Religion vor allem analog kommuniziere, eine große Herausforderung sei. Zudem bekämen auch Rituale auf besondere Weise eine teils neue Bedeutung: "Wenn ich jetzt einen Gottesdienst im Dom feiere und niemand da ist außer zwei, drei Menschen, dann ist das stellvertretende Gebet, durch das ich mit anderen geistig verbunden bin, wichtig und wertvoll. Das habe ich auch gelernt", so der Bischof.
Quelle: kathpress