"Bewegung in die Thematik gekommen"
Neue Überlegungen zur Segnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften
"Bewegung in die Thematik gekommen"
Neue Überlegungen zur Segnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften
Die Linzer Liturgiewissenschaftler Ewald Volgger und Florian Wegscheider haben ein Buch über die Benediktion (= kirchliche amtliche Segnung, Anm.) von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften herausgegeben. Im Interview mit der Kirchenzeitung der Diözese Linz (aktuelle Ausgabe) erläuterte Volgger die Hintergründe dazu und zeigte sich zuversichtlich, dass es in der katholischen Kirche zu einer Weiterentwicklung der Position zu gleichgeschlechtlichen Partnerschaften kommen wird. "Es ist Bewegung in die Thematik gekommen", so Volgger wörtlich.
Im Katholischen Katechismus werde betont, dass homosexuelle Handlungen in keinem Fall zu billigen sind und homosexuelle Menschen zur Keuschheit gerufen sind. Daher habe es bisher auch keinen Anlass gegeben, aus Sicht der Liturgiewissenschaft über Segensfeiern nachzudenken. Nun seien er und seine Mitarbeiter aber von der liturgischen Kommission Österreichs, deren Vorsitzender der Salzburger Erzbischof Franz Lackner ist, beauftragt worden, sich mit dieser Frage auseinanderzusetzen.
Volgger: "Die Lehre der Kirche stößt gesellschaftlich und innerkirchlich auf immer geringere Resonanz, insbesondere die Moraltheologie spricht sich für neue Denkansätze in der Bewertung von Gleichgeschlechtlichkeit aus". Es gebe auch eine "beachtliche Anzahl von Bischöfen, die sich im Bereich der Sexualmoral zur Bewertung gleichgeschlechtlicher Partnerschaft ein Umdenken wünschen". Vor diesem Hintergrund sei der Auftrag nachvollziehbar, sich aus liturgischer Sicht Gedanken über eine Segnung zu machen.
Jede Einführung einer amtlichen Segnung würde freilich eine Änderung des Katechismus voraussetzen, so der Theologe, "denn eine offizielle Liturgie der Kirche muss ihre Grundlage in der Glaubenslehre der Kirche haben".
Wenn Partner und Partnerinnen das Geschenk der gegenseitigen Liebe in Treue zueinander leben und mit den Geistesgaben Gottes wie Güte, Nachsicht, Geduld, Versöhnung usw. ihr Leben gestalten, ist ihre Beziehung doch auch ein Bild für die Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes.
Zur Frage, wann es zu entsprechenden Änderungen im Katechismus kommen wird, meinte Volgger wörtlich: "Ich weiß es nicht, mein Wunsch wäre aber so bald wie möglich. Auf jeden Fall war eine Beschäftigung aus wissenschaftlicher Sicht an der Zeit." Seelsorgerinnen und Seelsorger würden in der Praxis schon lange gleichgeschlechtliche Paare begleiten.
Volgger betonte, dass eine Benediktion kein Sakrament sei, "sie steht nicht auf einer Stufe mit dem Ehesakrament, aber sie ist doch ein amtlicher Segens-Akt". Konkret würde das heißen: "So wie die Ehe zwischen Mann und Frau ein Bild für die Schöpferliebe Gottes ist, ist auch die gleichgeschlechtliche Beziehung ein Bild für die Zuwendung Gottes zu den Menschen", so der Liturgiewissenschaftler. Eine Benediktion hätte amtlichen Charakter, durch den die Kirche die Verpflichtung zur Treue und zur Ausschließlichkeit der Beziehung zum Ausdruck bringt.
Volgger weiter: "Wenn Partner und Partnerinnen das Geschenk der gegenseitigen Liebe in Treue zueinander leben und mit den Geistesgaben Gottes wie Güte, Nachsicht, Geduld, Versöhnung usw. ihr Leben gestalten, ist ihre Beziehung doch auch ein Bild für die Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes."
Das soeben erschienene Buch "Benediktion von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften", herausgegeben von Ewald Volgger und Florian Wegscheider, (Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 2020), gibt einen Überblick über die aktuelle Rechtslage von gleichgeschlechtlichen Ehen in Österreich, über Homosexualität und biblische Tradition sowie über ethisch-moraltheologische Überlegungen sowie über liturgiewissenschaftliche und liturgische Fragen und Themen.
Quelle: Kathpress