"Kirche in Not": Burkina Faso gefangen zwischen Terror und Corona
In Burkina Faso sind laut dem internationalen Hilfswerk "Kirche in Not" immer mehr Dörfer wegen anhaltender terroristischer Anschläge unbewohnt oder von der Außenwelt abgeschnitten. Die aktuelle Corona-Pandemie und die damit einhergehenden Ausgangssperren beschrieb das päpstliche Hilfswerk in einer Aussendung am Dienstag als "Unglück mitten im Unglück". Besonders betroffen sind Dörfer im Norden und Osten des westafrikanischen Staates, der seit 2015 verstärkt von terroristischen Gewalttaten erschüttert wird. Der Terror richte sich zwar gegen die gesamte Bevölkerung, in jüngerer Zeit rückten jedoch auch Christen und kirchliche Einrichtungen ins Visier, warnte "Kirche in Not".
Die Ausbreitung des Corona-Virus habe die Lage an einigen Orten verschlimmert. So müssten die "wenigen noch bewohnten Dörfer Tausende von Binnenvertriebene" aufnehmen, seien aber selbst vom übrigen Land abgeschnitten. Laut dem internationalen Hilfswerk gibt es in Burkina Faso aktuell eine Million Vertriebene.
Neben der anhaltenden Gewalt durch Terroristen komme es auch zu Versorgungsengpässen, so das Hilfswerk. Besonders prekär sei die Lage in der Stadt Djibo nahe der Grenze zu Mali, die seit Jänner von Terroristen belagert sei. Es fehle an Wasser, Treibstoff und einer stabilen Stromversorgung für die Bewohner und die rund 150.000 Vertriebenen, die sich in der Stadt aufhalten. Auch die 85 Kilometer östlich gelegene Stadt Aribinda sei von jeder Versorgung durch die Außenwelt abgeschnitten. Beide Städte galten laut "Kirche in Not" als "Bollwerke gegen den Terror". Nun seien jedoch weite Landstriche der Region entvölkert.
Behörden und Militär sind machtlos
Um die Lage der Binnenflüchtlinge zu verbessern und den Terror zu bekämpfen, sollten die Behörden die gleiche Entschlossenheit an den Tag legen wie beim Einsatz gegen Corona, berichtete "Kirche in Not" unter Berufung auf lokale Partner. Zwar würden örtliche Behörden gegen das humanitäre wie sicherheitspolitische Drama vorgehen, es fehlten aber die Möglichkeiten. Die Menschen in Burkina Faso fühlten sich angesichts der Lage ohnmächtig, "vor allem, weil sich die Aufmerksamkeit im Moment auf die Pandemie konzentriert und dabei vergessen wird, dass der Terrorismus sogar noch mehr Opfer fordert als COVID-19", zitierte das Hilfswerk einen katholischen Priester.
Zwar seien ausländische Truppen, vor allem aus Frankreich, im Land stationiert, diese würden die Situation aber nicht verbessern. Die nationale Armee sei nicht annähernd so gut mit Waffen und Fahrzeugen ausgestattet wie internationale Streitkräfte.
Die terroristische Gewalt hat sich seit 2015 immer stärker von Mali nach Burkina Faso ausgebreitet. Islamistische Söldnerbanden drängen seit 2015 über die Nachbarländer nach Burkina Faso vor. Mit den Attacken auf Christen solle das Land gespalten werden, so "Kirche in Not". Rund ein Viertel der Bevölkerung seien Christen, mehr als die Hälfte Muslime, etwa 20 Prozent gehörten Stammesreligionen an.
(Spenden: "Kirche in Not", Verwendungszweck: "Burkina Faso"; IBAN: AT71 2011 1827 6701 0600 oder online Spenden: www.kircheinnot.at)
Quelle: kathpress