Grazer Kirchenmuseen öffnen nach Lockdown wieder ihre Pforten
Das Grazer "Kulturzentrum bei den Minoriten" ("Kultum") öffnet seine Tore am ersten Tag, an dem dies wieder möglich ist: Ab 15. Mai ist die "unter strengsten Auflagen von 'Social Distancing'" erstellte Ausstellung "Innergärten und Trotzdemblüten" des steirischen Künstlers Alois Neuhold zu sehen. Mitten im Corona-Lockdown und meist völlig allein habe der bereits mehrmals mit dem kirchlichen Haus kooperierende Maler und Objektkünstler "eine berührend schöne Ausstellung aufgebaut", kündigte "Kultum"-Direktor Johannes Rauchenberger an.
Neuhold habe mehrere Jahre lang an seinen neuen "Blumenbildern" gearbeitet. Nach und nach sei er in die Vorstellung des Paradieses hineingeschlittert - und damit in eine "Gegenwelt zu der aktuellen Isolierungssituation", wie Rauchenberger erklärte: "Manchmal ist Kunst so visionär, dass sie die jeweilige Gegenwart einholt und erleuchten kann."
Gerade jetzt sei Kunst als "geistiges Lebensmittel" so wichtig wie noch nie, betonte der Grazer Theologe und Kunsthistoriker. Es sei bedauerlich und schmerze, dass die Kultur beim Lockern der Schutzmaßnahmen so schlecht wegkommen sei und womöglich bis zum Herbst keine Veranstaltungen möglich sind. Die Corona-Krise habe freilich auch gezeigt: "Es gibt viele KünstlerInnen, die unabhängig von äußerem Erfolg, Besucheransturm oder Zugriffszahlen das einfach tun, was sie tun müssen", wies Rauchenberger hin.
"Punktgenau" auf die derzeitige Situation hin und geradezu visionär habe dies Alois Neuhold getan: "Wer wagt schon heute, ernsthaft über das Paradies zu reden, das nicht Urlaubs-, Einkaufs-, Senioren- oder Wohlfühlparadiese meint?" Dieser biblische Begriff sei in einer gesättigten Gesellschaft entwertet, doch "absurd sehnsuchtsvoll" erscheine es nach den vergangenen Wochen der Corona-Krise: All die genannten "Paradiese" waren plötzlich gesperrt, sagte Rauchenberger anlässlich der Wiedereröffnung des mit Kunst, Musik, Literatur und Dialog vielfältig bespielten Kulturzentrums.
Wegen der Corona-Vorgaben der Regierung ist für die Neuhold-Schau eine Voranmeldung (tickets@kultum.at) erforderlich. Im Sommer wird es im Kultum erweiterte Öffnungszeiten bis in den Abend hinein geben. (Link: www.kultum.at)
Auch QL-Galerie und Diözesanmuseum öffnen
Auch andere kirchliche Kulturstätten laden wieder zum Besuch ein: "Obacht Obdach" nennt sich eine begehbare, offene Außenraumskulptur des Künstlers Markus Wilfling, die im "Paradise L." in der Grazer Zinzendorfgasse als neuer Begegnungsraum dient. Das Projekt ist eine Kooperation der Katholischen Hochschulgemeinde mit dem Afro-Asiatischen Institut. Die Skulptur eines Kochplatzes bzw. eines Versammlungsorts ist seit Mai zugänglich.
Arbeiten des international mehrfach ausgezeichneten Fotografen Andy Spyra sind ab 15. Mai in der "QL-Galerie" zu sehen. In der Ausstellung "Die geraubten Mädchen" sind Schwarz-weiß-Bilder von Mädchen und Frauen zu sehen, die sich aus der Sklaverei von Boko Haram befreien konnten, sowie Bürgerwehren und Kinder, die in einer von Gewalt und Armut gekennzeichneten Umgebung um ihr Überleben kämpfen. (www.aai-graz.at; khg-graz.at)
Ab 18. Mai zeigt das Diözesanmuseum Graz die Schausammlung "Kirche. Kunst. Kostbarkeiten". Für Christi Himmelfahrt sind 15-minütige Führungen zu ausgewählten Kunstwerken aus dem Depot des Diözesanmuseums angekündigt. Sie geben Einblick, wie sich Zugänge zu Bildthemen vom Barock bis heute verändert haben. Die Führungen finden um 14, 15 und 16 Uhr statt.
Als besonders Zuckerl setzt das Diözesanmuseum bis 11. Oktober 2020 die Eintrittspreise aus. Stattdessen sind die Besucher eingeladen, unter dem Motto "Zahle, was Du möchtest" eine freiwillige Spende zu entrichten (www.dioezesanmuseum.at).
Quelle: kathpress