Anschober lobt "ehrlichen Dialog" mit Religionsgemeinschaften
Nach anderen Regierungsmitgliedern hat nun auch Gesundheitsminister Rudi Anschober die Kooperation mit den Kirchen und Religionsgemeinschaften in der Coronakrise gelobt: Den gemeinsam beschlossenen Schutzmaßnahmen sei ein "hervorragender, ehrlicher und offener Dialog" vorausgegangen. Die Religionsgemeinschaften "hätten auch klar gesagt, wo aus dem jeweiligen Glauben heraus ihre Grenzen liegen", berichtete der Grünpolitiker im auch von anderen Diözesanblättern übernommenen Interview mit der Linzer "KirchenZeitung". Aus diesen Rückmeldungen habe das Gesundheitsministerium versucht, einen bestmöglichen politischen Rahmen zu formen, so Anschober.
Davor hatten bereits Bundeskanzler Sebastian Kurz und Kultusministerin Susanne Raab öffentlich ihre Wertschätzung über das Zusammenwirken mit Kirchen und Religionsgemeinschaften bei der Bewältigung der Pandemie bekundet. Die zuletzt von den Religionsvertretern verlautbarten Regulative für Gottesdienste und Veranstaltungen entstanden in enger und kontinuierlicher Absprache mit den zuständigen Regierungsorganen.
Minister Anschober sagte, er sei von der großen Disziplin der Menschen in Österreich "positiv überrascht" gewesen. Hilfreich sei dabei freilich auch das Beispiel Italiens gewesen, "wo Ärzt/innen entscheiden mussten, wer überhaupt noch behandelt wird". Das Schönste, was er in den vergangenen Wochen erlebte, "war das Comeback der Solidarität: Menschen haben Verantwortung für andere übernommen", erklärte der Gesundheitsminister.
Klimaschutz wird nicht zweitrangig
Angesprochen auf den Vorrang der Arbeitsplatzsicherung gegenüber dem Klimaschutz als mögliche Folge der Corona-Krise meinte Anschober, moderner Klimaschutz sei der beste Konjunkturimpuls. "Wir müssen die Vorhaben, die wir hier ohnehin geplant haben, massiv vorziehen." Als Sozialminister mache er sich große Sorgen, dass der Gesundheitskrise eine soziale Krise folgt. Das gelte es unbedingt zu verhindern. "Wenn wir die Solidarität aus der Gesundheitsfrage in die soziale Frage mitnehmen, bin ich zuversichtlich", betonte Anschober.
Das habe auch Auswirkungen auf die Steuerpolitik. Viele sehr wohlhabende Menschen wüssten, "dass sie an den Nächsten denken und teilen müssen", so Anschober. "Erst kürzlich hat mir ein Industriemanager gesagt, es sei ihm klar, dass die sehr gut Verdienenden einen Beitrag zu leisten haben."
Zuletzt hatten sich Stimmen gehäuft, die angesichts der sinkenden Covid-19-Infektionszahlen die ergriffenen rigiden Maßnahmen für übertrieben halten. Der Minister betrachtet dies - wie er sagte - als "Zwiespältigkeit des Erfolges". Die aktuell guten Zahlen seien die Folge "richtiger Maßnahmen zur richtigen Zeit bei großartiger Beteiligung der Österreicher". Doch die geringe Infektionsrate ändere nichts an der extremen Ansteckungsfähigkeit des Virus, warnte Anschober. Im bei der Eindämmung zunächst vorbildlichen Singapur gebe es mittlerweile eine zweite Ansteckungswelle. "Das müssen wir bei uns mit aller Kraft verhindern", unterstrich Anschober. "Es wäre katastrophal für die Gesundheit, die Gesellschaft und die Wirtschaft."
Quelle: kathpress