
Podcast: Warum die Kirche Currywürste braucht
Das aktuelle Buch "Glaube, Gott und Currywurst" des Kölner "Sozialpfarrers" Franz Meurer schaffte es rasch auf die "Spiegel"-Bestsellerliste. Im Kirchenpodcast, der u.a. auf der Website der katholischen Kirche in Österreich (www.katholisch.at) abgerufen werden kann, skizziert der umtriebige und dabei aber auch nicht unumstrittene Pfarrer seine Zukunftsvisionen von der Kirche und plädiert u.a. für verstärkte ökumenische und interreligiöse Zusammenarbeit. Und nicht zuletzt erklärt er auch, warum die Kirche Currywürste braucht.
Seit 1992 leitet Meurer die katholische Pfarrgemeinde in den Problemstadtteilen Höhenberg und Vingst in Köln. In dieser Zeit bauten Meurer und seine Mitstreiter etliche Sozialprojekte auf, darunter eine der größten Ferienfreizeiten für benachteiligte Kinder Deutschlands. Das Buch "Glaube, Gott und Currywurst" erschien im März 2020 im Herder Verlag.
Eine künftige Kirche, die die Phase der Volkskirche hinter sich gelassen hat bzw. lassen musste, sollte verstärkt mit anderen Kirchen und Religionen zusammenarbeiten, meinte Meurer im Podcast. Das stärke sogar die eigene Identität. Von Krisenszenarien, wie sie derzeit allgegenwärtig sind, hält der 68-jährige Priester hingegen nichts: "Das ist Quatsch." Ein Auf und Ab sei normal. Sein Motto laute schlicht: "Was getan werden muss, muss getan werden." Meurer: "Wenn einer hungrig ist, musst du ihm zu essen geben. Das steht so in der Bibel." Als weiteres Beispiel nannte Meurer eine drogensüchtige Frau, die während der Coronakrise mehr als 200 Masken für andere Menschen nähte.
Bekannt geworden ist der Pfarrer vor allem für seine Anpacker-Mentalität. So entfernte er Wahlplakate einer rechtsextremen Partei und wurde dafür angezeigt. Er hielt eine Kollekte für den Bau der Kölner Zentralmoschee. Er ließ einen Spritzenautomaten für Drogenabhängige an seiner Kirche anbringen. In knapp 30 Jahren sorgte Meurer für etliche Schlagzeilen und hat hohe Summen an Spenden für seine Projekte gesammelt.
Communio nicht ohne essen und trinken
Die Frage, warum die Kirche neben Glaube und Gott auch eine Currywurst braucht, beantwortete der Kölner Pfarrer im Podcast so: "Gastfreundschaft und Communio ist uns wichtig und das geht nicht ohne essen und trinken. Deshalb machen wir jeden Sonntag nach der Messe Bewirtung." Der Buchtitel "Glaube, Gott und Currywurst" stamme von einer evangelischen Pfarrerin, die diese Formulierung am evangelischen Kirchentag benutzt habe. Soziologisch betrachtet sei die Currywurst in Deutschland ein Essen für Arme und Reiche: "Wenn man beim 1. FC Köln in den besonderen Logen sitzt, da gibt es auch Currywurst."
Dieser Zusammenhalt sei für ihn sehr wichtig. Das liege auch daran, dass die Kölner Stadtteile Vingst und Höhenberg, in denen er als Pfarrer tätig ist, arme Stadtviertel seien: "Bei uns sind 26 Prozent aller Haushalte überschuldet, die sehen kein Licht am Ende des Tunnels." Daher sei Zusammenhalt umso wichtiger. Als Beispiel nannte Meurer die Kinder: Für diese sei es das Schlimmste, wenn einer sagt: "Du stinkst, du spielst nicht mit." Das sei der soziale Tod mitten im Leben. "Wenn aber einer sagt: 'Komm her, mach mit, hier ist der Ball!', dann ist das Auferstehung."
"Projekt Songcafé"
In einem weiteren aktuellen Kirchenpodcast geht es um das "Projekt Songcafé" der Erzdiözese Wien. Dabei werden geistliche Lieder von Bands, Ensembles oder Chören neu interpretiert. "Ich bin selbst Musikerin und mache hauptsächlich bei Gottesdiensten Musik", so Projektleiterin Andrea Lentner über die Entstehung des Projekts. Via YouTube habe sie immer wieder Aufnahmen von anderen Gruppen gesucht. Dabei sei sie zur Auffassung gekommen, dass es von vielen Liedern keine oder nur schlecht gemachte Video-Mitschnitte gibt. "Ich habe mir gedacht, es wäre doch schön, wenn wir Musiker suchen, Aufnahmen machen und diese zur Verfügung stellen."
Die Bands und Musikgruppen habe man schließlich sowohl über eine Ausschreibung als auch im persönlichen Kontakt gefunden, so Magdalena Tschmuck von der "Jungen Kirche Wien". Die vielen Rückmeldungen auf die Ausschreibung hätten sie positiv überrascht: "Das Projekt hätte Potenzial, weitergeführt zu werden. Es tut sich gerade so viel bei der Jugend." Moderne Kirchenmusik liege im Trend, freute sich Tschmuck.
Eine Band, die mitmacht, ist "Break A Tie". Kirchenmusik werde oft auf das Klassische reduziert, "dabei gibt es in diesem Bereich sehr viel moderne Musik. Deshalb was es für uns klar, dass wir uns da einklinken wollen", so Bandmitglied Daria Zeuner.
Die Podcasts sind nicht nur auf www.katholisch.at erschienen, sondern u.a. auch auf www.studio-omega.at, auf https://studio-omega-der-podcast.simplecast.com sowie u.a. auf iTunes, allen Smartphone-Apps für Podcasts und auf Spotify abrufbar.
Quelle: kathpress