Moraltheologe zu "Luder-Sager": "Entschuldigung reicht nicht"
Der "Luder-Sager" des Tiroler Landeshauptmann-Stellvertreters Josef Geisler sorgt über die Landesgrenzen hinaus für Aufmerksamkeit: Martin M. Lintner, Professor für Moraltheologie in Brixen (Südtirol), hat die Beleidigung einer WWF-Gewässerschutzexpertin als "widerwärtiges Luder", für die sich der ÖVP-Politiker nach mehrfacher Aufforderung entschuldigte, zum Anlass genommen, eine überparteiliche, sachliche Auseinandersetzung mit verbaler Gewalt, politischem Stil und sozialem Umgangston zu fordern. "Die Entschuldigung war angebracht, ist angesichts der politischen Tragweite des Vorfalls aber nicht ausreichend". erklärte Lintner in der "Tiroler Tageszeitung" am Donnerstag.
Geisler habe mit Worten und durch Mimik eine zweifache verächtliche Haltung gezeigt: "erstens auf der menschlichen Ebene gegenüber einer Bürgerin, die sich mit Fachexpertise in die politische Debatte eingebracht" und zum Sprachrohr von über 22.800 Petitionsunterzeichnern gegen das Kraftwerk Tumpen-Habichen im Tiroler Ötztal gemacht habe; zweitens gegenüber dem Anliegen des Umweltschutzes, wie der Theologe in seinem Gastkommentar hinwies.
Auch die "Dynamik in den Tagen nach dem Vorfall" empfinde er als "verstörend", Lintner wertete sie als "Versuch von Verharmlosung, Verdrehung von Fakten und Opfer-Täter-Umkehr". Zu bedenken sei auch die Wirkung, die mangelnder Respekt und verbale Gewalt auf der zwischenmenschlichen wie politischen Ebene zeitige. Und schließlich sei auch das Anliegen einer Bürgerinitiative "desavouiert" worden.
Der Südtiroler Theologe fordert deshalb ein Nachspiel in Form einer Auseinandersetzung mit dem politischen Stil , aber auch mit dem Naturschutz, der von "gewichtigem öffentlichem Interesse" sei.
Quelle: kathpress