Moraltheologe Rosenberger empfiehlt bewussten Fleischkonsum
Zu einem bewussten Fleischkonsum hat der Linzer Moraltheologe Michael Rosenberger aufgerufen. 400 Gramm pro Woche und Person würden reichen, sagte Rosenberger im Gespräch mit domradio.de (Montag). Davon sei man allerdings im Moment noch weit entfernt. "Wir essen das drei- bis vierfache von der Menge. Das heißt, man muss sich da langsam hinarbeiten", so der Experte.
Aktueller Anlass für Rosenbergers Äußerung gab der Corona-Ausbruch bei einem deutschen Schlachtereikonzern. Doch schon zuvor sei die Lage in der Fleischindustrie prekär gewesen, betonte der Moraltheologe. Eine Besserung sei nur dann zu erwarten, wenn die Preise steigen und viele Menschen ihren Fleischkonsum reduzierten. Der Umstieg auf bewussten Fleischverzehr sei nicht nur aus medizinischer Sicht zu empfehlen, sondern auch aus Sicht des Tierwohls.
Wichtig sei dabei, woher das Fleisch komme, sagte Rosenberger und appellierte:
Wenn wir wirklich schauen, dass wir Fleisch aus handwerklicher Schlachtung von kleinen Betrieben kaufen, die ihrerseits darauf achtet, wie die Tiere gehalten werden und ob sie ein gutes Leben haben bevor sie geschlachtet werden, kann man durchaus guten Gewissens Fleisch essen. Das heiße allerdings, erheblich mehr dafür zu bezahlen als das, was man im Supermarkt zahlt oder wenn man es von Großschlachtereien kauft.
Der Fleischverzehr pro Kopf in Österreich nehme in den letzten Jahren nur sehr, sehr geringfügig ab, etwa ein, zwei Prozent. Das sorge noch nicht für Aufregung bei den Produzenten. Momentan liege der Fleischverzehr laut Rosenberger bei 65 Kilogramm pro Person und Jahr und macht Österreich im EU-Vergleich zu einem der stärksten Verbraucher bzw. Schlusslichter. Die Wirksamkeit von Veränderungen trete erst dann ein, wenn eine beträchtliche Zahl von Menschen bereit sei, die Art und Menge des Fleischkonsums zu verändern.
Fleisch noch zu wenig "Bio"
Momentan sei es aber leider so, "dass das zu wenige tun, um tatsächlich etwas zu bewirkten", erläuterte der Moraltheologe. Der Anteil von Bioprodukten beim Konsum von pflanzlichen Lebensmitteln liege bei zehn bis zwölf Prozent, beim Fleisch seien es nur drei, vier Prozent. "Da merkt man schon: Bei Pflanzen sind die Mehrkosten für eine ökologische Produktion bei Weitem geringer als beim Fleisch. Das heißt, die Preisdifferenz zwischen konventionellen und Öko-Produkten ist nicht so hoch. Beim Fleisch ist sie relativ hoch, da beträgt sie fast ein Drittel und da sagen dann viele: Das ist mir jetzt doch zu viel, dann bleibe ich beim Billigfleisch."
Die Nachfrage für Bio-Fleisch müsste also so hoch sein, dass es sich für die Industrie lohnt, sich darauf zu spezialisieren. "Wenn das einen gewissen Schwellenwert übersteigt, dann wird die Fleischbranche auch darauf reagieren. Momentan ist es aber de facto noch nicht so. Momentan reagiert der allergrößte Teil der Menschen tatsächlich auf das Billigprodukt, kauf hier die Menge ein und schaut nicht auf die Qualität", so Rosenberger.
Quelle: kathpress