Rektor Bugnyar im Interview
Österreich-Hospiz durch Corona in finanziellen Nöten
Angesichts einer zweiten Corona-Welle in Israel sieht sich das Österreichische Pilger-Hospiz in Jerusalem mit einer der größten Krise seit Bestehen des Hauses konfrontiert. Wie Rektor Markus Stephan Bugnyar im Interview der Wiener Kirchenzeitung "Der Sonntag" (Mittwoch) betonte, steht das Pilgerhaus an der Via Dolorosa in der Jerusalemer Altstadt aufgrund der weitreichenden Corona-Maßnahmen Israels völlig leer und hat deshalb mit schwerwiegenden finanziellen Problemen zu kämpfen. Der Rektor bittet dringend um Spenden.
Wörtlich sagte Bugnyar: "Ich habe das Hospiz in den 16 Jahren meiner Laufbahn in sehr unterschiedlichen Zeiten erlebt. Klarerweise gehört es dabei zur Erfahrung, dass wir ab und an weniger Gäste haben - je nachdem, ob es etwa Krieg in der Region um den Gazastreifen gibt oder eine Attentat-Serie in Jerusalem. Doch eine solche Situation, wie jetzt mit Corona, bei der wir wirklich überhaupt keine Gäste mehr haben, kenne ich nicht."
In der Vergangenheit habe er noch versuchen können, die eine oder andere Gruppe zu gewinnen oder einen Ortspfarrer zu überreden, mit einer Gruppe zu kommen. "Aber wen soll ich jetzt überreden, wenn es keine Flugverbindung gibt? Und wenn man mit Quarantäne rechnen muss, sobald man in Israel einreist? Das ist eine riesengroße Sorge für meine Mitarbeiter und mich, für die ich verantwortlich bin", so Bugnyar.
Er habe mittlerweile sogar schon dazu übergehen müssen, einzelne Mitarbeiter zu entlassen. "Das tut mir extrem weh, weil es zum Teil Menschen aus sehr kinderreichen Familien sind." Er freue sich deshalb wirklich über jeden Beitrag, den Menschen aus Österreich für das Pilger-Hospiz bereit sind zu spenden.
Zur Frage, warum Israel nun so stark von einer zweiten Coronawelle getroffen wird, sagte Bugnyar: "Das hat viele Gründe. Ich habe es selbst erlebt, dass bei vielen Menschen im arabisch-muslimischen Bereich und im ultraorthodox-jüdischen Bereich schlichtweg das Gottvertrauen höher ist als das Problembewusstsein. Deshalb ist es relativ schwierig, die Notwendigkeit der Maßnahmen den Menschen klar zu machen und zu kommunizieren."
Er selbst sei seit Anfang März bereits zweimal in Quarantäne gewesen und wisse, was es bedeute, so plötzlich überhaupt keine Sozialkontakte mehr zu haben und wirklich "bis zum Exzess" Abstandsregeln einhalten zu müssen. Bugnyar: "Wenn man von außen nach Israel kommt, muss man sich am Flughafen gleich für die Quarantäne anmelden. Dann wird man täglich kontrolliert. Dabei kommt jemand vorbei, immer zu einer unterschiedlichen Zeit. Der steht dann unten auf der Straße im Auto und man wird aufgefordert, dass man ihm zuwinkt, von einem Fenster oder vom Balkon aus. Faktum ist - das ist effizient. Da kann man kaum geteilter Meinung sein." Was dieses Vorgehen auf der anderen Seite mit Freiheits- und Bürgerrechten macht, sei hingegen eine andere Frage.
Infos zum Österreich-Hospiz: www.austrianhospice.com; Spendenkonto: Österreichisches Hospiz AT95 1919 0001 0015 0127
Quelle: Kathpress