Hilfswerk "Kirche in Not" äußert "große Sorge"
Das weltweite katholische Hilfswerk "Kirche in Not" bedauert die Umwidmung der Hagia Sophia in eine Moschee. Man betrachte die Entscheidung von Präsident Recep Tayyip Erdogan mit großer Sorge; sie verstärke die Schwächung und Benachteiligung von Christen und anderer religiöser Minderheiten in der Türkei und dem Nahen Osten, teilte der Geschäftsführende "Kirche in Not"-Präsident, der Österreicher Thomas Heine-Geldern, am Donnerstag in Wien mit. "Wieder einmal wird ein religiöses Thema zur Durchsetzung interner politischer Machtabsicherung instrumentalisiert." Der türkische Präsident versuche mit der Maßnahme "seine Popularitätswerte zu verbessern und von den Problemen seines Landes abzulenken".
Gleichzeitig betrachtet das Hilfswerk das Ausmaß der weltweiten negativen Reaktion vieler Staaten und Politiker auf die Hagia-Sophia-Entscheidung mit Skepsis. "Während die Aufregung um die Umwidmung eines religiösen Gebäudes hoch ist, finden die ständig stattfindenden, manchmal sogar staatlich geförderten Gewalttaten und Diskriminierung gegen Christen und andere religiöse Minderheiten in vielen Ländern weltweit wenig oder gar keine Beachtung", hielt Heine-Geldern in der Erklärung fest.
Insbesondere die westlichen Länder dürften nicht mehr schweigen, wenn es um die Zerstörung fundamentaler Überlebensrechte von Minderheiten geht, sei es in der Türkei, im Irak, in Indien, China, Pakistan oder anderen Ländern, so der "Kirche in Not"-Präsident: "Gegenüber dieser oft blutigen Verfolgung tritt die in ihren Auswirkungen noch unbekannte Umwidmung eines religiös bedeutsamen Gebäudes in den Hintergrund."
Ein in etlichen Staaten zunehmender "Ultra-Nationalismus" - häufig in Verbindung mit religiösen Motiven - führe dazu, "dass Angehörige religiöser Minderheiten oft als Fremde und Feinde gesehen werden, obwohl ihre Ahnen dort schon siedelten, bevor die Angehörigen der jetzigen Mehrheitsbevölkerung das Land in Besitz nahmen", mahnte Heine-Geldern. Trotz gegenteiliger Beteuerungen und auch verfassungsrechtlicher Regelungen würden diese Bevölkerungsgruppen oft als Bürger zweiter Klasse behandelt, "und sie spüren, wie ihre Wurzel und Identität mehr und mehr verwischt". Staaten und internationale Institutionen wie die Vereinten Nationen müssten das mit der unantastbaren Würde des Menschen verbundene Recht auf freie Religionsausübung durchsetzen, fordert "Kirche in Not".
Quelle: kathpress