Caritas plant 2022 zweites "magdas"-Hotel in Wien
Die Caritas setzt ihr Tourismusangebot mit sozialem Anspruch fort und plant nach jenem im Wiener Prater ein zweites "magdas"-Hotel in Wien. Bis 2022 soll das bisherige Priesterwohnheim "Stephanushaus" der Erzdiözese Wien in der Ungargasse 38 fertig umgestaltet sein, kündigte Caritas-Wien-Generalsekretär Klaus Schwertner bei einem Pressegespräch am Dienstag an. Wie in den bisherigen Initiativen des "magdas Social Business", so soll auch bei diesem Projekt durch die Einbindung von jungen Flüchtlingen eine soziale und zugleich weltoffene Ausrichtung eine große Rolle spielen.
Neben Schwertner informierten auch Gabriela Sonnleitner und Michael Kleinbichler von "magdas Social Business" sowie Johann Moser und Anke Stern als Vertreter des beauftragten Architektenbüros ("BWM Architekten") die Presse über das Projekt "magdas HOTEL goes Ungarviertel". Neun Millionen kreditfinanzierte Euro veranschlagte die Caritas für den Umbau, der Break-even-Point soll - bei allen Unwägbarkeiten im Städtetourismus - nach acht Jahren erreicht sein. Im Gegensatz zum Hotel in der Laufbergergasse 12 im Wiener Prater, das bis 2021 anberaumt ist, soll jenes in der Ungargasse unbefristet sein, hieß es.
Beim Rundgang mit den Architekten wurde deutlich, dass viel vom "Spirit" des Stephanushauses in den künftigen Hotelbetrieb einfließen soll: Das Konzept sieht Reduktion statt Einbaumöbel vor, dezente Farbgebung, und die Kapelle als bauliches Schmuckstück der 1960er-Jahre soll zur Gänze als Ort der Stille und des Rückzugs erhalten bleiben. Im Erdgeschoss sollen die großen Fensterflächen den Blick in einen Restaurant- und Barbereich ermöglichen, der Parkplatz auf der Rückseite des vormaligen Priester- und Gästewohnhauses in der Krummgasse ist als "grüne Oase" in stark verbauten dritten Wiener Gemeindebezirk geplant. 86 Zimmer würden letztlich zur Verfügung stehen.
"Magdas 1" ist "Leuchtturmprojekt"
Die Caritas hofft auf eine ähnlich "sensationelle Auslastung" wie beim "magdas" im Prater - nämlich 80 Prozent im Jahr 2019, wie Generalsekretär Schwertner sagte. Er wies auf das enorme Interesse an diesem 2015 gestarteten, damals in Europa einzigartigen "Leuchtturmprojekt" hin. Das Ziel bleibe auch im Ungarviertel gleich, nämlich den Fokus im "leidigen Asyldiskurs" auf die Stärken von jungen Asylwerbern zu legen statt auf deren Defizite und damit "Vorurteile abzubauen", so Schwertner. Dieses Konzept habe seit 2015 insgesamt 180.000 Gäste angezogen, mehr als 70 Flüchtlinge qualifizierte die Caritas insgesamt in den Bereichen Tourismus und Gastronomie; viele davon hätten sich inzwischen bei anderen Arbeitgebern bewährt, etliche seien aber auch im "magdas" geblieben.
Das Hotel im Prater werde jedenfalls bis Ende 2021 weitergeführt, wenn die vereinbarte Zwischennutzung endet, sagte Geschäftsführerin Sonnleitner. Auch ein Fortbestand sei nicht ausgeschlossen, wenn sich der Wien-Tourismus von der Corona-Krise erholt. Der Fokus liege derzeit jedenfalls auf der Ungargasse, wohin auch die Belegschaft des "magdas 1" überwechseln soll. Das Hotel im Prater musste wegen der Pandemie mehrere Wochen geschlossen bleiben, es gab Kurzarbeit, erst seit Ende Mai gibt es wieder Gäste - wenn auch deutlich weniger als gewohnt, berichtete Sonnleitner. Ein kostendeckender Betrieb sei derzeit noch nicht möglich.
Genau das ist aber der Anspruch der Caritas, wenn sie Tourismus mit sozialen Ansprüchen verbindet, wies Klaus Schwertner hin: auf sozialen Herausforderungen wie Flüchtlingsbewegungen nach Österreich mit wirtschaftlich tragfähigen Lösungen reagieren. "Magdas 2" soll ab 2022 nicht mit "Preisdumping" als eine Art Jugendherberge, sondern mit Qualität punkten, ergänzte Michael Kleinbichler. Es liefen Kooperationen, die das 1964 eröffnete Stephanushaus bis zum Vollbetrieb des Umbaus einer Zwischennutzung zugänglich machen: Interimistisch genutzt wird es derzeit von Tourismusschülern als "Pop-up-Lokal" namens "die boys und marie"; es gibt seit Dienstag einen Standort des Caritas-Projekts "Le+O", bei dem Lebensmitteln an Armutsbetroffene ausgegeben werden; Künstler und Blogger würden sich für einige Zeit hier einmieten wollen, so Kleinbichler. Genau das entspreche der Caritas-Philosophie: Menschen die Chance auf ein Durchstarten zu geben - eigentlich eine Selbstverständlichkeit in Österreich als einer der reichsten Volkswirtschaften der Welt, wie der Caritas-Mitarbeiter anmerkte.
"Stay open-minded" bleibe unverändert bleibt das "magdas"-Motto, dem auch der Ausbildungsschwerpunkt für junge Menschen mit Flucht- und Migrationserfahrung entspricht, betonte Gabriela Sonnleitner, Geschäftsführerin von "magdas Social Business". Unter diesem Dach betreibt die Caritas neben dem Hotelbetrieb auch eine Großküche im 23. Wiener Bezirk, Recycling von alten Handys und einen Reinigungsdienst. (Info: www.magdas.at)
Quelle: kathpress