Neues generationsübergreifendes Kolping-Wohnheim entsteht
Leistbares Wohnen für Schüler, Studierende, Lehrlinge und junge Berufstätige sowie mehr soziale und generationsübergreifende Durchmischung: Das will Kolping Österreich durch die Neuerrichtung des Kolping-Wohnheims in Wien-Alsergrund erreichen. Das neue Projekt soll ein "gemeinsames Dach" und ein "gedeihliches Zusammenleben" von Jung und Alt ermöglichen, betonte Kolping-Präsidentin Christine Leopold am Mittwoch bei der gemeinsam mit dem Wiener Sozialstadtrat Peter Hacker vorgenommenen Grundsteinlegung für das Projekt in der Althanstraße 51. Im Zuge des Neubaus werden bis Jahresende 2021 insgesamt 230 Wohnplätze geschaffen.
Auf dem Gelände des neuen Wohnheims stand bereits zuvor seit 120 Jahren ein Kolpinghaus, das Ende des 19. Jahrhunderts für Handwerksgesellen errichtet wurde und jungen Menschen während der Zeit ihrer Ausbildung ein "Zuhause auf Zeit" bot. Den nunmehrigen Neubau versteht Leopold als Antwort auf "Herausforderungen unserer Zeit": So benötigten Jüngere angesichts von veränderter Familienstrukturen ein geeignetes Umfeld auf ihrem Weg ins Berufsleben, gleichzeitig müsse das Miteinander der Generationen und verschiedener Gruppen gestaltet und gefördert werden.
Nach dem Motto des Gründers Adolph Kolping (1813-1865) - "Die Nöte der Zeit werden euch lehren, was zu tun ist" - sei es auch heute das Ziel, Menschen eine Heimat zu bieten, sagte die Kolping-Präsidentin. Der nun gestartete Neubau in der Althanstraße sei wegen veränderter Bedürfnisse, aber auch wegen baulichen Bedingungen nötig geworden.
Projekte wie dieses seien Teil des "guten Zusammenlebens in Wien", betonte Sozialstadtrat Hacker bei der Grundsteinlegung. Sozialer und leistbarer Wohnraum sei nach wie vor dringend nötig; nur so könne Wien eine der weltweit lebenswertesten Städte bleiben. Bezirksvorsteherin Saya Ahmad betonte, dass Kolping mit der Neuerrichtung des Wohnhauses in der Tradition Österreichs stehe, sozial Benachteiligte oder Menschen in Not aufzunehmen. Pfarrer Gerald Gump als Bundespräses von "Kolping Österreich" und Diakon Konrad Wutscher, Präses der Kolpingsfamilie Wien-Alsergrund, segneten den Grundstein für das Projekt.
Vorgesehen sind neben Wohneinheiten für Schüler, Lehrlinge und Studenten auch Wohnplätze für Senioren, die durch betreutes Wohnen unterstützt werden sollen, sowie für Menschen mit Behinderungen und psychischen Erkrankungen. Beide Angebote werden in Kooperation mit dem "Fonds Soziales Wien" durchgeführt. Geplant sind zudem Wohnungen für Frauen und Kindern in besonderen Notlagen. Auch eine öffentliche Cafeteria, ein Veranstaltungssaal und begrünte Innenhöfe werden gebaut. Ziel sei es einen "urbanen Kommunikationsraum" zu erschaffen, so die Verantwortlichen. Ähnliche generationenübergreifende Wohnkonzepte unter dem Motto "Gemeinsam leben" sind in Wien bereits in zwei weiteren Kolpinghäusern in Favoriten und der Leopoldstadt umgesetzt.
Durch das neue Kolpinghaus am Alsergrund sollen in Zusammenarbeit mit dem AMS und der Initiative "chance2work" auch langzeitarbeitslose Jugendliche begleitet und deren Re-Integration in die Arbeitswelt gefördert werden. "Eine Aufgabe, die im Zusammenhang mit den wirtschaftlichen Folgewirkungen der Corona-Pandemie besonderer Aufmerksamkeit bedarf", betonte Kolping-Präsidentin Leopold.
Kolpinghäuser in "Corona-Modus"
Die Corona-Pandemie und die damit einhergehenden Schulschließungen brachten auch für das Kolpingwerk hohe finanziellen Einbußen und Unsicherheiten mit sich, wie Präsidentin Leopold am Rande der Grundsteinlegung im Kathpress-Gespräch schilderte. Für den Herbst hofft Leopold auf einen geregelten Schulstart und damit einhergehend auf volle Schüler- und Lehrlingsheime. Positiv hob sie hervor, dass im Juni die Schülerheime wieder geöffnet werden konnten. Kolping Österreich betreut in 16 Wohnhäusern rund 3.500 Schülerinnen und Schüler sowie Lehrlinge pro Jahr.
Unsicherheiten gibt es laut Leopold noch im Bereich der Studierendenheime, da noch unklar sei, ob Studierende an den Unis präsent sein müssen oder nicht. Hier brauche es konkrete Zukunftsperspektiven, so die Kolping-Präsidentin.
Das von Adolph Kolping gegründete Kolpingwerk ist heute in 61 Ländern der Erde mit rund 400.000 Mitgliedern vertreten. Schwerpunkte der Arbeit bilden die traditionellen "Kolpinghäuser". So unterhält Kolping Österreich über 6.000 Wohnplätze für Lehrlinge, Schüler und Studenten. Daneben gibt es Sozialeinrichtungen, die alleinerziehenden Müttern, kranken, älteren oder pflegebedürftigen Menschen, von Gewalt betroffenen Frauen oder Menschen mit Behinderungen "Hilfe zur Selbsthilfe" bieten. Der Sozialverband ist inzwischen in 20 Ländern Europas mit insgesamt rund 330.000 Mitgliedern vertreten und hat beim Europarat Beobachterstatus. (Infos: www.kolping.at)
Quelle: kathpress