"Bibelpastorale Studientagung" zur Apostelgeschichte eröffnet
Die Apostelgeschichte als inspirierendes und gleichzeitig herausforderndes Buch der Bibel steht seit Donnerstag im Fokus der diesjährigen Bibelpastoralen Studientagung im Bildungshaus Schloss Puchberg in Oberösterreich. "Bibel-Bischof" Anton Leichtfried, Bibelwerk-Direktorin Elisabeth Birnbaum und Bildungshaus-Rektor Adi Trawöger eröffneten die traditionelle dreitägige Veranstaltung, die unter Einhaltung aller Corona-Sicherheitsvorkehrungen stattfinden kann. Bis Samstag sind u.a. Vorträge, Workshops, aber etwa auch ein Gottesdienst mit dem Linzer Bischof Manfred Scheuer geplant.
Die Studientagung biete den Teilnehmenden die Chance, sich intensiv mit einem biblischen Buch zu beschäftigen, sagte Bibelwerk-Direktorin Birnbaum zum Start der Tagung am Donnerstag. Im Fokus stünden die Vermittlung von Inhalten und die wichtigsten Botschaften der Apostelgeschichte. Gleichzeitig wolle man einen Brückenschlag ins Heute machen. In Workshops gehen die Teilnehmer etwa der Frage nach: "Was bedeutet das in der Apostelgeschichte beschriebene Bild der Urgemeinde für heute?"
Der deutsche Bibelwissenschaftler Hans-Georg Gradl deutete in seinem Eröffnungsvortrag "Vom Anfang des Christentums erzählen" die Apostelgeschichte des Evangelisten Lukas als ein Gründungsepos, der Christen an die gemeinsame Vergangenheit erinnern soll. Lukas interpretiere die Geschichten in seinen Werken so, "dass sie für die Leser ansprechend und erklärend sind". Die Apostelgeschichte sei ein Abbild der Umsetzung von Jesu Lehre, so der Theologe.
Gradl beschrieb Lukas als einen antiken Geschichtenschreiber, "der sein Handwerk und die damaligen Regeln der Geschichtsschreibung verstand". Er nenne seine Quellen, grenze sich von Vorgängern ab und schaffe ein eigenes Profil, so der Bibelwissenschaftler. Lukas sei aber nicht dabei stehen geblieben, Fakten aufzuschreiben, vielmehr habe er das Geschriebene gedeutet. "Er wollte seine Leser in die Geschichte mit hineinnehmen, so als ob sie selber dabeigewesen wären. Insofern ist die Apostelgeschichte keine Fotografie, sondern vielmehr ein 3-D-Kino."
Lukas habe die Apostelgeschichte in einer Zeit geschrieben, in der der Beginn des Christentums bereits zu verblassen begannen, die Apostelgeschichte wolle "diesen Anfang in allen Farben konservieren", erläuterte der Trierer Theologe. Die Apostelgeschichte sehe sich so als eine Weiterführung der Geschichte Jesu.
Verblasst sei auch die akute Naherwartung. "Der Schreiber der Apostelgeschichte will so die Aussicht auf die Wiederkunft Jesu aufrechterhalten aber auch einladen, das Evangelium zu leben." Ziel Lukas' sei es gewesen, die Kirche "wetterfest" zu machen. Im Doppelwerk von Evangelium und Apostelgeschichte des Lukas sei etwa das Zusammenspiel von Arm und Reich ein wichtiges Thema.
Die Bibelpastorale Studientagung wird heuer vom Bibelwerk Österreich, dem Linzer Bibelwerk sowie dem Bildungshaus Puchberg getragen. (Website: www.bibelwerk.at/bibelpastoral2020)
Quelle: kathpress