Instrumentalisierung des Stephansdoms
Theologe Tück übt scharfe Kritik an FPÖ-Wahlkampf
Instrumentalisierung des Stephansdoms
Theologe Tück übt scharfe Kritik an FPÖ-Wahlkampf
Seinem Ärger über den ausländerfeindlichen und "antimuslimischen" Wahlkampf der FPÖ in Wien und der damit einher gehenden "Instrumentalisierung des Stephansdoms" hat der Wiener Dogmatikprofessor Jan-Heiner Tück Luft gemacht. Im Vorfeld der Wiener Gemeinderatswahl am 11. Oktober wurden Plakate mit dem Dom affichiert, die die Politik der Freiheitlichen als Schutzgarantie für "das christliche Abendland" empfehlen sollen, schrieb Tück in einem Gastkommentar für die Tageszeitung "Die Presse" (Mittwoch). "Wer wie die FPÖ antimuslimische Stimmung schürt, torpediert die Integration und fördert die Ausbildung von Parallelgesellschaften", warf der Theologe der durch Skandale ins Trudeln gelangten Partei vor, das zu verstärken, was sie zu bekämpfen vorgibt.
Tück stieß sich besonders an einem Wahl-Plakat mit einem "geradezu apokalyptischen Szenario": Die Parole "Jetzt neue Asylwelle stoppen" wird darauf durch ein Bild illustriert, das den Stephansdom in Flammen aufgehen lässt - "die visuelle Inszenierung eines Kampfes der Religionen soll offensichtlich kollektive Ängste wecken". Auch wenn islamistische Anschläge in Madrid, London, Paris noch gut im Gedächtnis seien: "Den Stephansdom alarmistisch als nächstes Anschlagsziel ins Bild zu setzen und dadurch Flüchtlinge und Asylanten unterschwellig als gewaltbereite Jihadisten hinzustellen, spaltet und polarisiert."
Die FPÖ hat für ihre islamfeindliche Politik nicht den Segen der Kirche.
Tück erinnerte daran, dass in Österreich inzwischen mehr als 700.000 Muslime leben. Sie seien Teil der Gesellschaft "und müssen weiter integriert werden". Die katholische Kirche setze sich als größte Glaubensgemeinschaft in Österreich entschieden für einen respektvollen Dialog der Religionen und Kulturen ein und müsse sich entschieden gegen die Instrumentalisierung religiöser Symbole stellen. Nach den Worten des Wiener Theologen müsse klar gesagt werden: "Die FPÖ hat für ihre islamfeindliche Politik nicht den Segen der Kirche."
Der Stephansdom stehe für die christliche Prägung der Geschichte und Kultur Österreichs, wies Tück hin. Diese Prägung lasse seit Jahren nach, "was mitnichten auf das Konto der Muslime geht", sondern mit der Individualisierung, Pluralisierung und Mobilität in modernen Gesellschaften zu tun habe. "Die Beschwörung eines Kampfes der Religionen, wie ihn das FPÖ-Plakat in Szene setzt", müsse die Kirche klar und entschieden zurückweisen - "mit allen, die sich für ein gelingendes Zusammenleben einsetzen".
Quelle: Kathpress