Katholische Erwachsenenbildung: Führungswechsel in bewegter Zeit
Mit 1. Oktober 2020 übernimmt Bernd Wachter, bisher Generalsekretär der Caritas Österreich, die Funktion des Bundesgeschäftsführers im Forum Katholischer Erwachsenenbildung (Forum KEB). Er folgt damit auf Ernst Sandriesser, der seit 2018 als Bundesgeschäftsführer tätig war und künftig die Caritas der Diözese Gurk-Klagenfurt leitet. Für Wachter ist Erwachsenenbildung "kein kirchlicher Nebenjob, den man leisten kann, wenn dafür eben auch noch Zeit (und Geld) bleibt". Erwachsenenbildung sei vielmehr ein fundamentaler Beitrag der Kirche, die Gesellschaft menschlicher zu machen. "Hier möchte ich mit aller Energie meinen Beitrag leisten", so Wachter laut einer Aussendung des Forums KEB vom Mittwoch.
Christian Kopf, Forums-Vorstandsvorsitzender und Leiter des Bildungshauses Batschuns, bezeichnete den ebenfalls aus Vorarlberg stammenden Wachter als "Glücksgriff". Der "überzeugte und offene Katholik" sei ein ausgezeichneter Kenner des kirchlichen Lebens und zugleich sehr erfahren in der Kooperation mit staatlichen Stellen. Das erleichtere das Ziel, die kirchliche Erwachsenenbildung noch stärker zu positionieren und innovative Impulse zu setzen", sagte Kopf. Dem scheidenden Ernst Sandriesser dankte der Forums-Vorstandsvorsitzende für dessen Innovationen als Bundesgeschäftsführer. Sandriesser würdigte das Forum KEB zudem als unverzichtbaren Teil der österreichischen Bildungslandschaft. Es schaffe durch Bildung sozialen Zusammenhalt.
Das Forum Katholischer Erwachsenenbildung in Österreich vernetzt 70 Erwachsenenbildungseinrichtungen in kirchlicher Trägerschaft; mehr als 30.000 Veranstaltungen und 700.000 Besucher machen es zu einem der größten Verbände in Österreich.
Lebenslanges Lernen in Zeit des Wandels
In der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift "Bildungs.Werk-Zeug" des Katholischen Bildungswerks Wien vertrat Bernd Wachter die These, dass die Katholische Erwachsenenbildung ungeachtet der "zunehmenden Entkirchlichung und Enttraditionalisierung" an Bedeutung gewinnt. Denn lebenslanges Lernen und lebensbegleitende Bildung würden helfen, den gegenwärtigen, die gesamte Gesellschaft umfassenden Transformationsprozess zu bewältigen.
Wachter verwies auf demographische Entwicklungen, Klimaveränderung, Migration, Digitalisierung, Individualisierung, Globalisierung und Pluralisierung als Phänomene dieses tief greifenden Wandels. Die Katholische Erwachsenenbildung als maßgeblicher Teil der Zivilgesellschaft greife Themen auf, "die Menschen bewegen, fordern und nicht selten überfordern". Auf die großen Fragen der Zeit gibt es nach Überzeugung Wachters - "wider alle populistischen Versuchungen - keine einfachen Antworten.
Die Katholische Erwachsenenbildung befähige in dieser herausfordernden Situation zu aktiver Mitgestaltung: durch Persönlichkeitsbildung, Kompetenzförderung, Selbstreflexion, Qualifizierung zur Mündigkeit in sozialen, politischen und theologischen Themen. Sie habe "einen Fuß in der Kirche und den zweiten tief und fest in der Gesellschaft".
Corona: "Außergewöhnliche Bildungschance"
Die Corona-Phase ist nach den Worten des neuen Bundesgeschäftsführers "eine außergewöhnliche Bildungschance": Vielen Menschen werde klar, dass es neben dem Individualismus auch Gemeinschaft, Heimat und Verortung brauche. "Kirchliche Erwachsenenbildung bietet all das und sie ermöglicht ein Innehalten für den Weg eines kontinuierlichen solidarischen Miteinanders", so Wachter.
Der 51-jährige gebürtige Vorarlberger Bernd Wachter studierte Theologie, Geschichte und Religionspädagogik an der Universität Innsbruck. Er ist ausgebildeter Erwachsenenbildner und Sozialmanager und war über viele Jahre Lehrbeauftragter an der Uni Innsbruck und auch als Journalist tätig. Wachter ist verheiratet und lebt mit seiner Frau und seinen beiden Töchtern in Wien. (Info: www.forumkeb.at)
Quelle: kathpress