Landau zur Enzyklika: Beeindruckender Text über zukunftstaugliche Welt
Als "starken, beeindruckenden" Text, der deutlich macht, dass "eine zukunftstaugliche Gesellschaft eine solidarische Gesellschaft sein muss", hat Caritas-Präsident Michael Landau die neue Enzyklika von Papst Franziskus gewürdigt. Mit "Fratelli tutti" lege der Papst "seine Finger tief in die Wunden unserer Gesellschaft", erklärte Landau am Sonntag gegenüber der Nachrichtenagentur Kathpress: "Er zeigt auf, wie ein soziales, politisches und wirtschaftliches Umdenken nach der Covid-Krise gelingen kann." Insgesamt, so Landau, gehe es dem Papst darum, wofür auch die Caritas werbe - nämlich "eine neue Geschwisterlichkeit und um Solidarität als Grundhaltung in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft".
In der Tradition der großen Sozialenzykliken verdichte Franziskus in seinem Rundschreiben Gerechtigkeit, Geschwisterlichkeit, Verantwortung und die Sorge um unser gemeinsames Haus als zentrale Themen seines Pontifikats. Einmal mehr, so Landau, mache der Papst zudem deutlich: "Der Platz der Kirche ist an der Seite der Menschen, besonders der Armen."
Wo die herrschende Logik Menschen an den Rand dränge und in einer "Wegwerfkultur" als überflüssig entsorge, antworte der Papst mit einem neuen Traum der Geschwisterlichkeit und der Solidarität. Franziskus kritisiere die langen Schatten einer abgeschotteten Welt und prangere einen in vielen Ländern um sich greifenden Populismus an, hob Landau hervor: "Und er stellt einer Kultur der Grenzen und der achtlosen Ausbeutung von Natur und Schöpfung eine Kultur der Solidarität gegenüber."
"Zeit erlaubt keinen Egoismus"
"Fratelli tutti" sei daher auch "ein inspirierendes Dokument für ein Europa, das erkennt, dass sich die großen Aufgaben - Hunger, Klimakrise, Armut, Flucht, Migration - nur gemeinsam lösen lassen", sagte Landau, der auch Präsident von Caritas Europa ist: "Papst Franziskus ruft Europa und der Welt einmal mehr zu: Diese Zeit erlaubt keinen Egoismus. Er erinnert, dass Europa, wie die Gründungsväter festgehalten haben, durch konkrete Tatsachen entstehen wird, die zunächst eine Solidarität der Tat schaffen."
In der zunehmend globalisierten Gesellschaft seit "trotz aller Vernetzung eine Zersplitterung eingetreten, die es erheblich erschwert, die Probleme, die alle betreffen, zu lösen", zitierte Landau aus der Enzyklika: "Was der Papst hier in Bezug auf die Corona-Krise schreibt, muss gleichermaßen für die vielen anderen Aufgaben gelten, denen wir uns als Weltgesellschaft gegenwärtig gegenübersehen: Dann, wenn es um die Rettung des Klimas und um die Sorge um unser gemeinsames Haus geht. Dort, wo wir im Kampf gegen den globalen Hunger und brutale Armut gefordert sind. Und hier und heute, wenn Politiker in ganz Europa - auch Österreich - die Würde von Menschen auf der Flucht auf den griechischen Inseln mit Füßen treten."
Eine Schicksalsgemeinschaft
Der Papst, so der Caritas-Präsident weiter, "wirbt für Empathie, wie sie wesentlich zum Menschsein gehört, für eine Globalisierung des Verantwortungsbewusstseins. Getragen von dem Wissen, dass wir - im Kleinen, wie im Großen - Teil einer Schicksalsgemeinschaft sind, aus der kein Mensch ausgeschlossen werden, aus der sich aber auch keiner und keine davonstehlen darf."
Die dritte Enzyklika des Papstes trage damit im Kern in sich, was auch Caritas meine, so Landau: "Ohne ein 'Du' wird keiner zum 'Ich'. Es kommt auf jede und jeden Einzelnen an, wenn es darum geht, diese eine Welt ein Stück heller und gerechter zu hinterlassen als wir sie vorgefunden haben. Im Kleinen, wie im Großen. Es gibt letztlich nur eine Maßeinheit, die von Bedeutung ist - die Maßeinheit Mensch."
Quelle: kathpress