Linz: Bischöfe Schwarz und Scheuer feiern Doppeljubiläum
Zwei prägende Gestalten der katholischen Kirche in Oberösterreich haben 2020 ein besonderes Jubiläum begangen: Ludwig Schwarz, mehr als zehn Jahre lang Bischof der Diözese Linz und seit seiner Emeritierung als Seelsorger in Vöcklabruck tätig, vollendete am 4. Juni sein 80. Lebensjahr. Sein Nachfolger Manfred Scheuer empfing vor 40 Jahren, am 10. Oktober 1980, in Rom die Priesterweihe. Beide Jubiläen waren Anlässe für einen Festgottesdienst am Sonntag im Linzer Mariendom.
Mit den beiden Bischöfen feierten zahlreiche Persönlichkeiten des politischen und kirchlichen Lebens, u.a. Landeshauptmann Thomas Stelzer und sein Vorgänger Josef Pühringer, der Linzer Bürgermeister Klaus Luger, die Altbischöfe Maximilian Aichern und Alois Kothgasser, der St. Pöltner Weihbischof Anton Leichtfried, Salesianer-Provinzial Siegfried M. Kettner, Generalvikar Severin Lederhilger und die Bischofsvikare Wilhelm Vieböck und Johann Hintermaier.
In seiner Festpredigt überschrieb Generalvikar Lederhilger die Biografien der beiden Bischöfe mit den Begriffen "kirchliche Mission und geistliche Vision" und bezeichnetes beides als wichtiges Zeugnis des Glaubens in der Welt von heute.
Die Mission von Bischof Schwarz sei es, als letzter Salesianer in Oberösterreich das engagierte Wirken seines Ordens für die Jugend hier in guter Erinnerung zu halten. Als ehemaliger Nationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke pflege Schwarz auch nach wie vor gute Kontakte zur Weltkirche. In Vöcklabruck sei er heute als Seelsorger für die Don Bosco Schwestern und deren Schüler tätig. Bei all seinen Aufgaben und Ämtern sei Schwarz immer bewusst gewesen, so Lederhilger, "dass Glauben vor allem Lernen heißt, ein Hinhorchen auf das, was einem begegnet oder was von einem erwartet wird, um sich vertrauensvoll auf die zugemutete Aufgabe einzulassen".
Kennzeichnend für Schwarz sei das gelebte salesianische Ideal der Fröhlichkeit und des wertschätzenden Umgangs genauso wie seine Gastfreundschaft. Lederhilger wörtlich: "Sein Humor und sein Lebensoptimismus aus dem tiefen Halt seines Glaubens und seiner treuen Beziehung zu Gott im Gebet sind für andere prägend."
Ignatianische "Unterscheidung der Geister"
Manfred Scheuers priesterlicher Weg habe ihn vom Pfarrseelsorger über den Spiritual im Linzer Priesterseminar und den Professor für Dogmatik und Dogmengeschichte in Trier bis hin zum Bischof geführt - zuerst in Innsbruck, nun in Linz, sagte Lederhilger über den zweiten Jubilar. Scheuer zeichne "die Gabe der Reflexion, der klaren Analyse und der theologischen Sprache" aus - und das ohne Berührungsängste vor der Weltlichkeit der Welt, deren Wirklichkeit er stets mit der ignatianischen "Unterscheidung der Geister" begegne.
Lederhilger würdigte Scheuer als theologischen Gestalter der Ökumene in Österreich, der auch eine tiefe Freundschaft zum Judentum pflege und sich für das Gespräch mit den Ostkirchen einsetze. Der Diözesanbischof finde klare Worte gegenüber "lähmenden Kräften und zerstörerischen Mächten, vor allem im politischen Diskurs". Dass Scheuer Visionen für eine kirchliche Neugestaltung Raum gebe, zeige sich beim Zukunftsweg der Diözese Linz. Dies gelte besonders auch für das Zusammenwirken von haupt- und ehrenamtlichen Verantwortlichen in der Kirche.
Am Ende des Gottesdienstes dankte Landeshauptmann Stelzer den beiden Jubilaren mit den Worten: "Ihr bietet mit der Kirche das an, was für uns alle und für unser Land so wichtig ist: Stärkung für jeden Einzelnen, indem der Glaube nähergebracht und die Auseinandersetzung mit dem Glauben angeboten wird. Das ist gerade in Zeiten, in denen so viele Sicherheiten abhandenkommen und Selbstverständlichkeiten ins Wanken geraten, besonders wichtig."
In acht Jahrzehnten immer neu Gottes Nähe
In seinen Dankesworten blickte Bischof Ludwig Schwarz auf die Anfänge seines Lebens zurück: auf die Vertreibung aus seiner Heimat, der Slowakei, als er sechs Jahre alt war. Seine früh verstorbene Mutter habe ihm den Orden der Salesianer Don Boscos nahegebracht, in den er später mit seinem Bruder eintrat. Schwarz betonte, er sei dankbar für die Berufung, Christ zu sein, und für den Weg des Priesters, den er gehen durfte. "Ich habe in all meinen Tätigkeitsbereichen immer wieder neu Gottes Nähe erfahren dürfen."
Für die musikalische Gestaltung des Festgottesdienstes sorgten der Domchor, Orchester und Solisten unter der Leitung von Domkapellmeister Josef Habringer mit Mozarts "Krönungsmesse" - auf Wunsch von Altbischof Schwarz, bei dessen Priesterweihe diese Messe erklungen war. An der Rudigierorgel spielte Domorganist Wolfgang Kreuzhuber, an der Chororgel Dommusikassistent Gerhard Raab. Am Ende des Gottesdienstes improvisierte Kreuzhuber zu einem Thema aus Anton Bruckners "Te Deum" - ein musikalischer Ausdruck des Lobes Gottes der Feiergemeinde und eine Reverenz an Bruckner, der am 11. Oktober 1896 starb.
Quelle: kathpress