Linzer "Wundersucherin" auf den Spuren städtischer Spiritualität
Die Diözese Linz geht mit "Kundschafterinnen" und "Kundschaftern" neue Wege bei der Glaubensvermittlung. Einer von ihnen, der Theologin Martina Resch, und ihrem neu erschienenen Blog ist ein Beitrag auf der Diözesan-Website gewidmet, in dem die "Wundersucherin" - wie sie sich selbst bezeichnet - über ihre ungewöhnliche seelsorgliche Arbeit "abseits ausgetretener Pfade" berichtet. Die Anstellung der seit eineinhalb Jahren im Dienst der Diözese stehende Resch und inzwischen weiterer sieben Kundschafter sei von der Beobachtung ausgegangen, "dass es eine Sehnsucht nach berührenden, erschließenden Glaubensgesprächen sowie Ritualen - auch im nichtkirchlichen Kontext - gibt". Es gehe um Spurensuche nach städtischer Spiritualität.
Seit dem Corona-Lockdown habe sie ihre Erkundungen auf den virtuellen Raum ausgeweitet, einen Facebook-Account und die Website www.wundersucherin.at angelegt, wo sie mit Texten und Fotos auch regelmäßig Blogeinträge gestaltet, wie Resch berichtete. Dabei bemerke sie viel Resonanz, wenn man selbst das Herz aufmache: "Ich habe das Gefühl, ich biete eine Sprache an für das, was den Menschen auf der Seele brennt, für das sie selbst aber keine Sprache haben." Das Wort "Gott" komme dabei kaum vor, spirituelle Qualität habe aber, dass "es jenseits der religiösen Zugehörigkeit so vieles gibt, das verbindet. So wie etwa die Hoffnung, dass es das Leben gut mit uns meint".
Auf die Frage, was eine "Wundersucherin" konkret macht, antwortete Martina Resch: "Sie geht, flaniert, schaut, hört zu, lässt sich ein. Sie hinterlässt mancherorts kleine Dinge, nimmt manchmal auch etwas mit." Die Linzerin ist auf der Suche nach einer Spiritualität der Stadt. "Dabei geht es nicht um Rückzugsorte, sondern um Spiritualität mitten im Gewusel. Es geht um ein Bei-sich-sein und dabei bei den anderen sein."
Kirchendistanzierte reagieren positiv
Die Theologin kommt viel mit Kirchendistanzierten in Kontakt. Dabei sei sie oft überrascht über die Offenheit, die ihr begegnet: "Wenn sie mich fragen, wer ich bin, antworte ich 'Theologin im offenen Raum'." Die Reaktion darauf sei meist positiv und bringe auch der Diözese Sympathiepunkte: "Wahnsinn, das macht Kirche? Das ist ja ein Traumjob!" Daraus ergäben sich manchmal spontane Projekte wie jenes, als Resch eingeladen wurde, einen Text auf die Glasscheibe eines Geschäfts zu schreiben, der dann von der Malerei einer Künstlerin ergänzt wurde. Innerkirchlich nimmt Resch mehr Zurückhaltung oder gar Ressentiments wahr, wie sie sagte.
Als herausfordernd an ihrer Arbeit empfinde Martina Resch, sich nicht den eigenen Leistungsansprüchen auszusetzen: "Denn das, was die Wundersucherin macht, das hat eine andere Logik. Das sind kleine Kostbarkeiten." Außerdem gebe es in ihrer Arbeit kaum eine Grenze zwischen dem Privaten und der Arbeit: "Das muss man mögen. Manches überfällt einen um Mitternacht und manchmal überfällt es einen gar nicht." Es gebe niemanden, der ihr sagt, "was ich zu tun habe. Das ist schön, aber auch herausfordernd".
"Glaubensvermittlung neu"
Ermöglicht wurde die Arbeit als Wundersucherin im Zuge des Zukunftsweges der Diözese Linz durch die Themen-Gruppe "Glaubensvermittlung neu". Bei den haupt- und ehrenamtlichen Seelsorgern habe es für neue Zugänge mangelnde Ressourcen gegeben. Die Direktorin der Diözesan-Abteilung Pastorale Berufe, Brigitte Gruber-Aichberger, beschreibt das Aufgabengebiet wie folgt: "Kundschafter*innen arbeiten im offenen, also nicht-kirchlichen oder aber auch im kirchlichen Raum. Gehen dorthin, wo sie 'heiligen Boden' vermuten und suchen die Begegnung mit den Menschen... Sie spüren die Samen des Glaubens an unterschiedlichen Orten auf und heben diese. Dabei zeichnen sie ein Bild von Kirche in Bewegung."
Die Anstellungen der Kundschafter sind jeweils für zwei Jahre befristet. Die meisten derzeit eingesetzten sind gleichzeitig auch in Dekanatsprojekten, als Pastoralassistentinnen oder Betriebsseelsorger angestellt.
(Links: www.dioezese-linz.at/news/2020/10/01/was-macht-eine-wundersucherin; www.facebook.com/wundersucherin; www.wundersucherin.at/blog)
Quelle: kathpress