Weltmissionssonntag: "Österreich ist Missionsland geworden"
Nach Jahrhunderten, in denen die Ortskirchen aus Europa Missionare in Länder der Dritten Welt gesandt haben, dreht sich die Situation derzeit um: "Österreich ist heute mehr denn je Missionsland geworden", hat der Diözesandirektor der Päpstlichen Missionswerke ("missio") für St. Pölten, Christian Poschenrieder, in der Kirchenzeitung "Kirche bunt" (Donnerstag) erklärt. Heute kämen immer mehr ausländische Priester nach Europa, um hier zu "missionieren", ebenso wie auch Papst Franziskus als "großer Missionspapst aus einem Missionsland" zur Förderung der Glaubensmission in Europa aufrufe, sagte Poschenrieder im Interview anlässlich des am Sonntag (18. Oktober) gefeierten Weltmissionssonntags.
Inständig rufe der Papst dazu auf, an die "Ränder" zu gehen und vom eigenen Glauben mit Begeisterung zu sprechen, betonte der Diözesandirektor. Dafür in die Pflicht genommen seien alle Christen, denn "Mission heißt Sendung, und jeder Getaufte ist gesendet". Dabei dürfe man niemals mit Zwang oder moralischem Druck vorgehen oder Abhängigkeiten finanzieller oder sozialer Art ausnutzen. Vielmehr gehe es bei Mission laut Poschenrieder um ein "Wecken der Sehnsucht, Christus zu begegnen und die Sakramente als Gnadenmittel anzunehmen". Erkennbar sei ein "Gelingen" von Mission, "wenn bei diesen Christen Freude vorherrscht und auch etwa in der Liturgie spürbar wird". Denn: "Gott will frohe Christen".
Weiterhin gibt es freilich auch Missionarinnen und Missionare aus Österreich, die - oftmals schon seit Jahrzehnten - in Lateinamerika, Asien und Afrika wirken; allein aus der Diözese St. Pölten sind es zwölf. Ihre Aufgaben unterscheiden sich je nach Einsatzort sehr und umfassen meist auch soziale Tätigkeiten. Gemeinsam hätten sie laut Poschenrieder, "dass sie durch ihre Anwesenheit und ihr Leben Zeugnis für Christus vor Ort ablegen. Das Dasein für die Ärmsten der Armen ist das gelebte Evangelium." Mit ihrem Einsatz würden diese Menschen Nächstenliebe vorleben - in der Pandemie-Zeiten etwa oftmals durch Verteilung von Nahrungsmittelpaketen an bedürftige Familien.
Einer dieser Gruppe ist der aus der Mostviertler Pfarre Sonntagberg stammende Steyler Missionar P. Franz Gassner, der seit acht Jahren in der heute zu China gehörenden ehemaligen portugiesischen Kolonie Macao lebt. Er unterrichtet an der dortigen katholischen St. Joseph Universität und leitet die Fakultät für Religionswissenschaften und Philosophie als Dekan. In der "Kirche bunt" berichtete Gassner von einem "wachsenden Interesse am Christentum auch unter jungen Menschen" in Asien. "Viele suchen nach Antworten und Sinn in zentralen Lebensfragen, schon vor der Pandemie." Aus seiner Perspektive erkenne er, dass der christliche Glaube "global" und "relevant für alle Menschen, Kulturen und Zeiten" sei. Die frohe Botschaft weiterzugeben, liege in der Verantwortung aller, denn immer brauche sie "Zeugen, gleich hier ums Eck oder in der weiten Welt".
Der "Sonntag der Weltmission" wird seit 1922 jährlich am vorletzten Sonntag im Oktober begangen. An diesem Tag ruft die katholische Kirche weltweit dazu auf, für die pastorale und soziale Arbeit der Kirche in den 1.100 ärmsten Diözesen zu sammeln. Mit der diesjährigen Spendenaktion werden vor allem Corona-Aufklärungskampagnen und Lebensmittel-Ausgaben von Pfarren unterstützt, sowie auch Schüler, Priester, Katechisten und Klausurschwestern, die durch die Pandemie in Not geraten sind, erklärte der zuständige Kurienerzbischof Giampietro Dal Toso in der Vorwoche im Rahmen eines Besuches der österreichischen Missio-Nationaldirektion.
(Infos: www.weltmissionssonntag.at)
Quelle: kathpress