Bischöfe zu Allerheiligen
Ein Fest der Hoffnung in Zeiten der Pandemie
Bischöfe zu Allerheiligen
Ein Fest der Hoffnung in Zeiten der Pandemie
Allerheiligen ist nach Ansicht des Linzer Bischofs Manfred Scheuer ein großes Fest der Hoffnung in der Pandemie. "Was es am Beginn der neuen Woche mit dem Beginn der Maßnahmen braucht, ist Sachlichkeit, Achtsamkeit und die Kraft der Zuversicht, der Hoffnung. Im Ersten Korintherbrief heißt es: 'Tod, wo ist dein Sieg, Tod, wo ist dein Stachel?' In der Parallelstelle bei Hosea (Kapitel 13) heißt es sogar: 'Tod, wo sind deine Seuchen, Unterwelt, wo ist dein Stachel?' Diesen Osterjubel dürfen wir an diesem Allerheiligenfest innig und auch laut singen", so Scheuer in seiner Predigt am Sonntag im Linzer Mariendom.
Die Botschaft der Heiligen Schrift trage der Menschheit auf, dass "wir einander aufgetragen sind, einander Patron sind, füreinander sorgen, Verantwortung tragen, wir einander Hüter und Hirten sind". Das Evangelium traue den Gläubigen zu, dass sie Freunde und Anwälte des Lebens seien und Lebensräume schaffen könnten, "in denen in die Enge getriebene Menschen Ja zum Leben sagen können", betonte der oberösterreichische Diözesanbischof.
Das Virus zeigt seiner Meinung nach, "dass unsere Möglichkeiten begrenzt sind, dass die Bäume nicht in den Himmel wachsen". Auf einmal seien Sicherheiten und fixe Ansprüche vorbei, auch alle Planungen etwa für Weihnachten. Denn "das Virus ist unkalkulierbar, und die Wissenschaft bringt es auch auf keine Gewissheiten". Für Reinhard Haller sei das Virus "ein Anti-Narzissmus-Virus", so Scheuer: "Es zeigt uns, dass unsere Möglichkeiten begrenzt sind, dass die Bäume nicht in den Himmel wachsen."
Deutlich geworden sei auch, was alles emotional oder auch spirituell abgehe - Zärtlichkeit, Nähe, Körperkontakt, Umarmungen, das gemeinsame Feiern, Sinnlichkeit. "Vielleicht ist auch bei den Einschränkungen der Liturgie ein Bewusstsein von dem entstanden, was fehlt, oder ein Wissen darum, wie kostbar die gemeinsame Feier der Eucharistie ist".
Covid zeigt laut Scheuer zudem, dass die Menschen durch die Erbsünde vernetzt sind: "Überforderungen führen zu einer Grundstimmung der Defensive, der Müdigkeit und der Resignation. Gesetze und Regelungen werden maximal oder minimal ausgelegt. Da gibt es Konsumentenhaltungen, da wird auf Kosten anderer gelebt, da sind massive Ängste da. Jede Gesellschaft ist ein höchst komplexes Gebilde."
Dabei zeige sich, dass auch Österreich in Netzwerken funktioniere: "Negativ, das sehen wir bei Covid, positiv, das sehen wir am Vertrauen, am Zusammenhalt, an der Kraft der Hoffnung gerade in der Krise. Das gilt für das gesellschaftliche Leben, für die Arbeit und auch für Wertschätzung und Anerkennung." Die Arroganz der Besserwisserei bringe bei Covid nicht weiter, die Suche nach Sündenböcken auch nicht.
Das Fest Allerheiligen erinnere in diesem Zusammenhang, dass jeder Menschen habe, "die aufgebaut, die gestützt, die getragen, gefördert, ermutigt, geführt haben", resümierte Bischof Scheuer: "Was ich bin, was wir sind, das sind wir - auch - durch andere geworden. Menschen, zu denen ich Vertrauen gewonnen habe und mit denen ich freundschaftlich verbunden bin. Dazu gehört die Verbindung zu den Verstorbenen, das Gedächtnis an sie auf den Friedhöfen und an den Orten des Sterbens."
Lackner: Besinnung auf "innere Armut"
Vor dem Hintergrund der dramatischen Corona-Krise hat der Salzburger Erzbischof - und Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz - Franz Lackner zu Allerheiligen im Dom der Landeshauptstadt zu einer stärkeren Besinnung auf die verdeckte innere Armut und Hilfebedürftigkeit aufgerufen. "Wir sind reich, wissen und können viel - in diesen Tagen kann man es immer wieder hören, wir haben das beste Gesundheitssystem auf der ganzen Welt. Dennoch beginnt es überall zu bröckeln und der Glaube schwindet. Im sogenannten christlichen Abendland sind wir es gewohnt seit Jahrzehnten aus dem Vollen zu schöpfen. Auch in der Kirche ist es nicht anders", so Lackner. Doch die Sicherheiten seien brüchig geworden.
Als Jesus wie Moses auf den Berg gestiegen sei, um seine neue frohe Botschaft zu verkünden, habe der erste Satz gelautet: "Selig, die arm sind vor Gott, denn ihnen gehört das Himmelreich." Dies stelle alle Christen vor die Frage: "'Sind wir arm vor Gott?" Franziskus von Assisi habe dies gespürt und vor dem Allerheiligsten ausgerufen: "Seht die Demut Gottes, wie er sich in der anspruchslosen Gestalt des Brotes verbirgt. Demütigt auch ihr euch."
Doch mittlerweile sei das Wissen um die Furcht Gottes als der Anfang der Weisheit gänzlich verloren gegangen, dennoch wollten die meisten zur Gemeinschaft der Heiligen dazugehören, so der Erzbischof. Er regte deshalb an, sich zu fragen, was den "Heiligen unserer Tage" ausmachen würde.
Seiner Ansicht nach werde dieser Heilige, "was immer er tut und ist, ob in gehobener Position oder im alltäglichen Leben beschäftigt, von diesem 'Arm sein vor Gott' beseelt sein". Aus dieser Grunderfahrung werde "der Heilige unserer Tage sanftmütig, barmherzig und reinen Herzens genannt werden. Und er wird ein betender Mensch sein, so wie Jesus gebetet hat mit Blick in den Himmel", so Lackner.
"Charta der Heiligkeit"
Die Seligpreisungen der Bergpredigt sind eine "Charta der Heiligkeit", hat Kardinal Christoph Schönborn am Fest Allerheiligen im Wiener Stephansdom betont. Die "Armen im Geiste" seien keineswegs geistig Beschränkte, sondern Menschen, die ein Wissen um die eigene Armseligkeit hätten. Die "Sanftmütigen" seien keineswegs Schwache, sondern im Inneren Starke, die deshalb Frieden stiften könnten - "weil sie nämlich Frieden im Inneren haben". Und jene, "die ein reines Herz haben", seien solche, die ihren Weg "nicht im Zickzack, sondern gerade" gehen, betonte der Wiener Erzbischof.
Als großen Heiligen der jüngsten Zeit nannte er den vor Kurzem seliggesprochenen Italiener Carlo Acutis, der bereits mit 10 Jahren Computer programmieren konnte und mit nur 15 Jahren starb. Er habe tiefen Glauben und große Liebe zu den Ärmsten gehabt. Carlo Acutis, der vor einem Monat in der Fanziskusstadt Assisis seliggesprochen wurde, sei heute in Italien immens populär, berichtete der Kardinal.
Aufgrund der Covid-Situation wurde die geplante musikalische Gestaltung der Allerheiligenmesse im Dom deutlich vereinfacht. So entfiel die geplante C-Dur Messe von Ludwig van Beethoven. Stattdessen umrahmte die neue Riesenorgel sowie Schola- und Kantorengesang den Gottesdienst musikalisch. Zu Allerseelen entfällt dann ebenso das traditionelle Mozartrequiem.
Das Hochfest Allerheiligen ist seit der Chorweihe des Domes 1365 zweites Patrozinium der Wiener Bischofskirche. Herzog Rudolf IV. verlegte damals das von ihm 1358 gegründete Kollegiatsstift in der Allerheiligenkapelle an der Hofburg als "Domkapitel" in die Stephanskirche. Am Vorabend des Allerheiligenfestes hatte Kardinal Schönborn in Innsbruck die beiden Jesuiten Sebastian Ortner aus Freistadt/Oberösterreich und Max Heine-Geldern aus Wien zu Priestern geweiht.
Quelle: Kathpress