"Krise trifft die Schwächsten doppelt"
Caritas-Appell: Im Lockdown sozialen Zusammenhalt stärken
"Krise trifft die Schwächsten doppelt"
Caritas-Appell: Im Lockdown sozialen Zusammenhalt stärken
Die Caritas warnt angesichts des bevorstehenden Lockdowns vor den sozialen Folgen der Pandemie. "Die Pandemie zeigt uns, dass wir alle an einem Strang ziehen müssen, miteinander und nicht gegeneinander werden wir durch diese Krise kommen. Die Krise trifft uns alle, aber die Schwächsten unserer Gesellschaft trifft sie doppelt hart", erklärte Caritas-Präsident Michael Landau am Montag in einer Aussendung. Viele Menschen seien schon durch den ersten Lockdown und die Corona-Maßnahmen in existenzielle Schwierigkeiten geraten. "Wir müssen verhindern, dass der zweite Lockdown diese Nöte weiter verstärkt. Aus der Corona-Pandemie darf keine Pandemie der Armut werden", so Landau. Er versicherte, dass die Caritas daher ihre Hilfsangebote weiter verstärken wird.
"Gerade jetzt zeigt sich aber auch, wie wichtig der Sozialstaat für unser Land ist", so Landau weiter. Deshalb sei ein umfassendes Paket für armutsbetroffene Menschen erforderlich, wandte sich der Caritas-Chef an die Politik: Insbesondere brauche es jetzt eine Fortschreibung des Mietkostenaufschubs und Delogierungsstopps, finanziell unter Druck Geratene benötigten auch Lösungen im Hinblick auf fällig werdende Energierechnungen. "Wir müssen unter allen Umständen verhindern, dass Obdachlosigkeit zunimmt", appellierte Landau. Er forderte rasche und unbürokratische Hilfsgelder für jene Menschen, die ihre Wohnung zu verlieren drohen oder denen im Winter die Mittel fürs Heizen fehlen.
Die Caritas selbst habe ihre Angebote für Obdachlose massiv verstärkt: In Wien wurden die Notquartiere bereits auf 24-Stunden-Betrieb umgestellt. Mit Anfang November wurde auch das Streetwork verstärkt und das Caritas-Kältetelefon in mehreren Bundesländern freigeschaltet.
Pakt gegen Einsamkeit schmerzlich aktuell
Corona habe mit ihren Vorgaben des "Abstand-Haltens" aber auch einen dramatischen Effekt auf das soziale Gefüge, hieß es in der Aussendung weiter. Landau erinnerte an den "Pakt gegen Einsamkeit", den die Bundesregierung bereits vor Monaten ankündigte; dieser müsse jetzt rasch durch entsprechende Maßnahmen "mit Leben erfüllt werden". Viele zur Risikogruppe gehörende ältere Menschen litten unter der Isolation, aber auch immer mehr junge Menschen fühlten sich alleine. Für all diese seien Angebote dringlich, "damit sie nicht am Ende virenfrei sind, aber durch Einsamkeit krank werden".
Hier könne jeder einen Beitrag leisten, wandte sich Landau auch an die Bürger: "Bitte überlegen Sie, wer in Ihrer Umgebung einsam sein könnte und gehen Sie auf diese Menschen zu." Einsamkeit werde leider nach wie vor als beschämend empfunden, daher sei oft ein erster Schritt hin zu Betroffenen notwendig, empfahl Landau. "Wenn jeder und jede mithelfen, können wir statt Einsamkeit ein Gefühl des Miteinanders erzeugen", ist Landau überzeugt.
Die Caritas hatte während des ersten Lockdowns gemeinsam mit "Magenta-T" ein neues Angebot - das "Plaudernetz" - entwickelt, um der Einsamkeit entgegenzuwirken. In Kooperation mit der "Kronen Zeitung" wurde diese "Hotline gegen Einsamkeit" etabliert, die unter der Nummer 05/1776-100 erreichbar täglich von 12 bis 20 Uhr erreichbar ist. Seit dem Start im März wurde sie nach Caritas-Angaben mehr als 7.000 mal von Kontakt suchenden Menschen gewählt, mehr als 2.500 Freiwillige sind bisher im "Plaudernetz" engagiert.
Spenden für Einkäufe erbeten
"Wir beobachten mit Sorge, dass sich seit März deutlich mehr Menschen Hilfe suchend an unsere Sozialberatungsstellen wenden. Viele von ihnen hätten niemals gedacht, dass sie Hilfe von der Caritas benötigen", sagte deren Präsident mit Blick auf die 53 Beratungsstellen in ganz Österreich.
Und die länger werdenden Warteschlangen der Hilfsbedürftigen lassen laut Landau auch den Spendenbedarf enorm steigen. Die Caritas könne nur helfen, "weil es viele Menschen in unserem Land gibt, die unsere Arbeit mit einer Spende unterstützen". Mit 40 Euro könne man einer armutsbetroffenen Familie einen vollen Einkaufswagen schenken, der den Kühlschrank und hungrige Mägen füllt. Landau dankte den Spendern und auch den vielen Freiwilligen, "die sich in den vergangenen Monaten neu bei uns gemeldet haben und mit anpacken".
Caritas-Spendenkonto: IBAN AT23 2011 1000 0123 4560, Kennwort "Inlandshilfe"; Online-Spenden: www.caritas.at/inlandshilfe
Quelle: Kathpress