Zsifkovics-Plädoyer für mehr Spiritualität, Synodalität, Solidarität
Mit einem Festgottesdienst im Eisenstädter Dom hat die Diözese Eisenstadt am Mittwoch ihren Landespatron, den Heiligen Martin, gefeiert. Der Gottesdienst wurde von Bischof Ägidius Zsifkovics geleitet. Corona-bedingt konnten heuer nur sehr wenige Gläubige vor Ort mitfeiern. Die Festmesse wurde aber via Livestream übertragen. Die burgenländische Politik war an erster Stelle von Landeshauptmann Hans Peter Doskozil vertreten. Bischof Zsifkovics plädierte in seiner Predigt für mehr Spiritualität, Synodalität und Solidarität.
"Wie ein Auto nicht ohne Benzin oder Strom fahren kann, so gibt es auch kein Christsein ohne Spiritualität", sagte der Bischof. In der Gesellschaft werde Spiritualität allzu oft in den privaten Bereich verbannt. Der Mensch brauche aber Spiritualität, "denn er ist ein Geschöpf Gottes mit Geist, Leib und Seele". Gerade die Pandemie zeige deutlich, "wie der Mensch nach Spiritualität sucht und wie er in Krisenzeiten Halt brauch". Zsifkovics rief die Gläubigen auf, wieder verstärkt ein geistliches Leben zu praktizieren; "persönlich in der Familie, in der Pfarrgemeinde, in unseren christlichen Gemeinschaften".
Im Blick auf eine recht verstandene Synodalität sagte der Eisenstädter Bischof, dass die Kirche kein Parlament sei, sondern eine "Weggemeinschaft, in der sich die Einheit mit Gott und die Einigkeit unter den Menschen verwirklicht". Auf diesem Weg seien alle Getauften berufen, "mit ihren Charismen an der Sendung der Kirche mitzuwirken, um Jesus zu den Menschen zu bringen". Christen müssten in der Kirche Verantwortung übernehmen.
Synodalität brauche es freilich nicht nur in der Kirche, sondern in allen Bereichen der Welt, zeigte sich Zsifkovics überzeugt: "Gerade in dieser Zeit der Corona-Pandemie und des Terrors braucht es den Willen und die Bereitschaft aller in Kirche und Gesellschaft, den Weg miteinander zu gehen, aufeinander zu hören und Rücksicht zu nehmen, voneinander zu lernen und letztlich füreinander da zu sein."
Und nochmals auf das Burgenland bezogen: "Den Weg gemeinsam gehen. Das war, das ist und das bleibt der burgenländische Weg." Er sage dies etwa auch im Blick auf die Ökumene, die politischen Parteien oder auch die verschiedenen Volksgruppen im Land, so der Bischof.
Schließlich unterstrich Zsifkovics, dass Nächstenliebe und Solidarität der klare Auftrag für jeden Christen und für die Kirche seien. Und er fügte hinzu: "Zeigt uns diese Pandemie nicht neue Arten der Armut, die wir als Kirche, als Christen erkennen und auch lindern helfen sollten? Setzen wir also in unserer Umgebung konkrete Martinstaten, damit Nächstenliebe und Solidarität in unserem Land auch heute unter uns weiterleben. Werden wir auch nicht müde, Menschen auf der Flucht beizustehen, denn auch Jesus teilte das Los des Flüchtlings."
Der Terror der Extremisten siege erst dann, "wenn wir uns polarisieren lassen, wenn Vorurteile und Angst über Mitleid und Menschlichkeit siegen", so der Bischof. Freilich gelte genauso: "Schauen wir aber auch in Kirche und Gesellschaft nicht länger weg, wenn sich Parallelgesellschaften bilden, die unsere europäischen Werte nicht respektieren wollen."
Eingangs des Festgottesdienstes wurden fünf neue Kanoniker der Domkirche von Bischof Zsifkovics in ihr Amt eingeführt. Am Ende der Messe wurden zudem verdiente Persönlichkeiten aus der Diözese Eisenstadt für ihre Leistungen für Kirche und Gesellschaft ausgezeichnet. Darunter war u.a. auch das Ehepaar Zita und Helmut Szalay aus Apetlon für deren Unterstützung des orthodoxen Klosterprojektes in St. Andrä am Zicksee, wobei Zita Szalay posthum geehrt wurde. Die Diözese Eisenstadt zeichnete das Paar mit dem St.-Martins-Orden in Gold aus. Von der orthodoxen Kirche gibt es zusätzlich das Verdienstzeichen in Gold der griechisch-orientalischen Metropolis von Austria. Metropolit Arsenios (Kardamakis), der am Mittwoch nicht persönlich nach Eisenstadt kommen konnte, wird die Auszeichnung, sobald es die Corona-Pandemie zulässt, nachholen, hieß es.
Für die musikalische Gestaltung waren das Bläserensemble der Dommusik St. Martin unter der Leitung von Dom- und Diözesanmusikdirektor Thomas Dolezal, sowie an der Orgel Peter Tiefengraber verantwortlich. Chor- und Gemeindegesang waren coronabedingt nicht möglich. Die traditionelle Eisenstädter Festakademie zum Martinifest musste Corona-bedingt ebenfalls abgesagt werden.
Quelle: kathpress