Katholische Verbände zu Ethikunterricht neu: "Großer Gewinn"
Als einen "großen Gewinn" hat die Nationalratsabgeordnete und Vizepräsidentin der Arbeitsgemeinschaft Katholischer Verbände (AKV), Gertraud Salzmann (ÖVP), die Einführung des Ethikunterrichts im Regelschulwesen bezeichnet. Allen Schülerinnen und Schülern werde damit "ein solides Wertefundament vermittelt", jenen, die bisher nicht am Religionsunterricht teilnahmen, sei ein adäquates Bildungsangebot verwehrt geblieben. Gerade in einem immer stärker interkulturell geprägten Umfeld komme einer verpflichtenden Werteerziehung ein hoher Stellenwert zu, betonte die selbst als Pädagogin ausgebildete Abgeordnete in ihrer Stellungnahme zu der am Freitag erfolgten Abstimmung im Nationalrat.
Der Gesetzesbeschluss sieht vor, dass jene Schüler und Schülerinnen ab der 9. Schulstufe, die sich vom Religionsunterricht abmelden, ab Schulbeginn 2021 einen Ethikunterricht im Ausmaß von zwei Wochenstunden besuchen; in AHS und BMHS wird dieser aufsteigend implementiert.
"Den konfessionellen Religionsunterricht völlig aus dem öffentlichen Schulwesen zu drängen, wie das von einigen gefordert wird, wäre der falsche Weg", stellte die AKV-Vizepräsidentin fest. Denn dieser leiste einen wesentlichen Beitrag zur Menschen- und Persönlichkeitsbildung und habe zudem viele ethische Lehrinhalte. "Er ist auch ein wichtiges Instrument, den Einfluss von Hinterhofpredigern auf die junge Generation zu minimieren", zeigte sich Salzmann überzeugt. Auch der neu eingeführte und davor in langjährigen Schulversuchen erprobte Ethikunterricht leiste einen wichtigen Beitrag zur Demokratieerziehung und Fundamentalismusvermeidung: "Er schafft mehr Respekt, Toleranz und gegenseitige Wertschätzung - die unverzichtbare Basis für ein gutes Miteinander!", so die katholische Politikerin abschließend.
Faßmann für Teamteaching
Wie aus einer Zusammenfassung der Parlamentskorrespondenz hervorgeht, befasste sich der Nationalrat in seiner Plenarsitzung am Freitag mehrfach mit Schulthemen. Der Ethikunterricht für Oberstufenschüler, die nicht am Religionsunterricht teilnehmen, wurde mit den Stimmen von ÖVP, Grünen und FPÖ beschlossen. Der SPÖ-Antrag, einen verpflichtenden Ethikunterricht für alle Schüler zusätzlich zum Religionsunterricht einzuführen, wurde mehrheitlich abgelehnt.
Dass Sexualerziehung an Schulen soll nicht von externen, sondern durch die an den Schulen tätigen Lehrkräfte altersgerecht und weltanschaulich neutral erfolgen soll, war der Inhalt eines FPÖ-Entschließungsantrags, der ebenso abgelehnt wurde.
Unterrichtsminister Heinz Faßmann verteidigte das Ethikunterrichtsmodell der Regierungsvorlage als guten Mittelweg zwischen den Positionen "Ethik ohne Ergänzung und Begleitung der Religionen" beziehungsweise alleiniger Religionsunterricht. In Zukunft sei der Ethikunterricht nicht isoliert, sondern werde mit dem Religionsunterricht interagieren, wozu sich auch die Religionsvertreter bekennen würden, so Faßmann. Bei der Stundenplangestaltung an den Schulen sollten Religions- und Ethikunterricht parallel stattfinden, sodass Teamteaching ermöglicht und gefördert wird.
Abgeordnete Sibylle Hamann (Grüne) sagte im NR-Plenum, auch ihre Partei würde sich "Ethik für alle" wünschen, die "Ethik für einige" sei ein erster Schritt auf dem Weg dorthin. Es gelte nun, Pädagogen auszubilden, denn ein guter Ethikunterricht werde auch dem Religionsunterricht etwas bringen.
Quelle: kathpress